Herne. . Drei Spielorte haben sich in Herne präsentiert. So lief es in Archäologiemuseum, der Kulturbrauerei Hülsmann und den Flottmann-Hallen.
Nach der Arbeit kommt das Vergnügen. In diesem Sinne legten die ohnehin schon stets aktiven Spielstätten der Extraschicht am Samstag nochmal ordentlich einen drauf. Die Kessel brodelten wieder im gesamten Ruhrgebiet, so dass man schon einen echt guten Plan haben musste, um sie alle zu sehen.
Sinniger war es daher, sich nach eigenem Geschmack eine Hand voll im Programmheft anzukreuzen und diese in Ruhe zu besuchen. Gestartet im Archäologie-Museum, ging es für den Reporter im Shuttle-Bus zur Kulturbrauerei Hülsmann nach Wanne und abschließend in die Flottmann-Hallen.
Archäologie-Museum
Irren ist menschlich, also ein Teil der Menschheitsgeschichte. Was Archäologen da so tagtäglich aus vergangenen Zeiten freilegen, ist Stück für Stück ein Puzzle-Teil vergangener Zeiten, aber eben nicht immer die eine bahnbrechende Entdeckung. Viel Spielraum also für Fälscher, Hochstapler und jene, die knapp an der Wahrheit vorbei schätzten.
Denen hat das LWL-Museum für Archäologie eine eigene Ausstellung gewidmet. Und weil ja die Extraschicht anstand, erzählte man die Geschichte des wohl berühmtesten Archäologen seiner Zeit.
Diese spielt etwa 2000 Jahre in der Zukunft und erzählt von den Irrungen des Howard Carson, Namensverwandter des Lüfters alt-ägyptischer Grabkammern. Zwischen Pfeilspitzen und Tonkrügen traten Mitglieder des Theaters NotaBene in die Rollen des Hobbyforschers und seiner reizenden Assistentin Mariet, beide im Schick der viktorianischen Zeit gekleidet. Eine kurze, aber umso mehr absurd-komische Vorstellung, in der der Zuschauer vor Augen geführt bekam, wie falsch doch so manch eine Deutung vermeidlicher Artefakte sein kann.
Das heilige Collier etwa, eine verkrustete Klobrille, trägt die durchgeknallte Mariet wie eine wahre Dame; der Kniefall vor der anbetungswürdigen Toilette mit anschließender Anrufung der Götter des 21. Jahrhunderts lässt kein Auge trocken.
Was wie hochgradiger Schabernack wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als gelungene Parodie auf die Hoheitsdeutung, die so manche Quellenforschung für sich beansprucht.
Kulturbrauerei Hülsmann
Sanfte Töne aus klassischer Gitarre und Akkordeon hallen über den Eickeler Markt; französischer Gesang zieht die Menschen zur alten Hülsmann-Brauerei. Zur Extraschicht wurde es erwartungsgemäß voll. Es zog vor allem Bier-Liebhaber zur Kulturbrauerei, die eine Abwechslung vom Reinheitsgebot suchten. In Fingerhüten ausgeschenkt nippten die Besucher an den Spezialkreationen.
Die Aktionsbrauerei Hanno Dähne stand an diesem Tag entschieden gegen die Massenbierhaltung ein und präsentierte etwa ihr „ganz junges Zwickelbier“. Fünf Tage jung und im Geschmack fruchtig, süffig. Genau das richtige für den Sommer eben.
„Wir wollen den Besuchern der Extraschicht die Craft-Biere näher bringen“, erzählt Mitveranstalter Volker Eichener. Eigentlich Experte für Stadtentwicklung, unterhielt sich Eichener gerne mit den Gästen über die zahlreichen Geschmacksnuancen der fünf zur Probe gestellten Biere. Ein Vortrag über die Braukunst ging dabei leider etwas unter, das Interesse am Verkosten siegte an diesem Abend.
Flottmann-Hallen
Auch die Flottmann-Hallen sind natürlich beliebte Haltestelle der Shuttle-Busse oder vielmehr der kulturbegeisterten Passagiere, die alljährlich zur Extraschicht eine extra Schicht einlegen. Dabei war es neben dem umfangreichen Programm nicht zuletzt dem wunderbaren Wetter zu verdanken, dass der Laden voll wurde.
Auf der Wiese liegend genoss manch einer die Sonne, oder studierte den weiteren Programmverlauf. Die Richtung war dabei klar vorgegeben: Es soll gesungen und getanzt werden, wozu sich keiner zwei Mal bitten ließ. Die ersten drei Töne von „Radar Love“ kennt jeder und sie ließen aufhorchen, als der Rock-Chor „Voices On The Rocks“ die Bühne einnahm.
Busfahrer lobt „nettes Publikum“
In schrillen Kostümen sangen die 30 stimmgewaltigen Mitglieder einen Hit nach dem nächsten und ließen in die Jahre gekommene Tanzschritte wieder aufleben. Das zur Freude des singenden und tanzenden Publikums. Aufgabe erfüllt, lässt sich sagen. Aber es ist nicht nur die Musik, die verbindet, sondern über den logistischen Weg, die zahlreichen Busfahrer. Eben jene die sich bereit erklären, ihrer eigene „Extra-Schicht“ einzulegen.
„Es ist ein sehr nettes Publikum, das ich gerne fahre und es ist einfach mal was anderes als nach dem normalen Plan. Mal davon abgesehen wird es auch gut vergütet. Ich mache das jedes Jahr wirklich gerne“, erzählt Uwe Wanderer-Specht, der die Linie ES17 fuhr und für seine Fahrgäste den Blick auf die Straße hielt.