Herne. . „Traumbauten“ hatte der Circus Schnick-Schnack als Motto für die Zeltwoche gewählt. Das Publikum entführte er auf eine fabelhafte Großbaustelle.
Karamellduft lag am Samstag rund um das Industriegebiet an der Eschstraße 75 in der Luft. Besucher der Zeltwoche des Circus Schnick- Schnack wurden von freundlichen Bauarbeitern empfangen, die schon vorweg auf das aktuelle Programm mit dem Titel „Traumbauten“ einstimmten. Der Vorplatz glich einem Jahrmarkt, auf dem an zahlreichen Ständen Süßwaren und Deftiges angeboten wurde.
So in gute Laune gebracht, strömten die zahlreichen Besucher aller Altersklassen in das Zelt - die Vorstellung war - beinahe selbstverständlich - ausverkauft.
Baugerüst vor Abdeckplane
Auf die Manege gerichteten Augen der Besucher machen ein Baugerüst vor Abdeckplanen aus, auf das ein rustikaler Bauarbeiter pfeifend zugeht. Wie es sich gehört, wird zunächst einmal der Radiosender gesucht und eingestellt, der an diesem Arbeitstag den Takt angeben soll. Der kernige Herr im blauen Overall weicht den sanften Bewegungen einer blonden Artistin, die sich zu dramatisch aufbauenden Klängen am Publikum vorbei schwingt. Ihre elegante Kür endet in begeistertem Applaus der Zuschauer. Beim anschließenden Balance-Akt der kleinen Handwerker sind Stürze kein Beinbruch, schließlich hält man sich an die vorgegebenen Sicherheitsvorschriften und trägt einen Helm. Kreissägen schlagen Funken aus Metallplatten, während Terpentin-Geruch brennender Fackeln in der Luft liegt; es entsteht ein wunderbar industrielles Ambiente.
Wie kommt man auf die Idee, einen Zirkus in eine Baustelle zu verwandeln? „Für jede Saison fragen wir unsere Artisten und Trainer nach neuen Ideen. Das Thema ,Baustelle’ hatte schließlich viel Zustimmung“, erzählt Christian Stoll, pädagogischer Leiter des Circus Schnick-Schnack. Und das komme gut an, da eben diese Abwechslung sehr vom Publikum geschätzt werde, das sich bisher stets positiv zum aktuellen Programm geäußert habe, so Stoll weiter.
Zum Schmunzeln zwischendurch lief ein dummer August durch die Manege und forderte dazu auf, einen Holzbalken an seinen Kopf zu führen. Ein Glück, dass Verstand beziehungsweise Angst überwog und an diesem Tag niemand verletzt wurde. Auch bei den in fünf Meter Höhe schwingenden Artisten, die sich in Stoffbahnen eingeschnürt zu Boden fallen ließen, lief alles glatt, und man konnte während des tosenden Beifalls wieder aufatmen. Wo gebaut wird, muss auch Farbe her. Und so turnten Malermeister zwischen Farbtöpfen und bekleckerten sich mit bunten Tüchern. Und wer macht am Ende sauber? Besenschwinger auf Stelzen schwangen den verlängerten Besenstiel und sahen dabei urkomisch aus, hatten aber ihre ganz eigene Rhythmik. Mit Gesang endete das etwa 100-minütige Spektakel, bei dem jeder, der auf oder hinter der Manege stand, dem begeisterten Publikum zuwinkte und einen letzten, verdienten Applaus abholte.