herne. . Warum Helmut Kohls Urlaubsort zur Politisierung von Michelle Müntefering beitrug und warum Herne im Ranking nicht den letzten Platz belegt.
Kurz nach der Wende, im Jahr 1990, drehte Regisseur Christoph Schlingensief „Das deutsche Kettensägenmassaker“, in dem er den Mauerfall in die Nähe eines deutsch-deutschen Schlachtfestes rückte. Der Untertitel: „Sie kamen als Fremde und gingen als Wurst“. Ob Michelle Müntefering damals Notiz genommen hat von diesem Film, darf bezweifelt werden - war sie doch erst zehn Jahre jung.
Dass sie zum Künstler Christoph Schlingensief schon lange vor ihrer Ernennung zur Staatsministerin für Auswärtige Kulturpolitik eine besondere Affinität hatte, hat die Sozialdemokratin jetzt in einem Interview mit dem „Spiegel“ offenbart. Sie sei politisiert worden mit Schlingensiefs 1998 durchgeführter Aktion „Sechs Millionen Arbeitslose in den Wolfgangsee, wir fluten Kohls Urlaubsparadies“, erzählte sie dem Nachrichtenmagazin. Und sonst? Ging es in dem Gespräch um Kulturpolitik, Raubkunst, das Humboldtforum und all diese aus Herner Sicht eher weniger relevanten Dinge - wie auch schon in Müntefering-Interviews beziehungsweise Berichten über ihre neue Funktion in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der Zeit, dem WDR . . .
Chancen auf den letzten Platz
Zur Abwechslung mal ganz was Neues und Innovatives: ein Städte-Ranking. Herne hat in einer vom ZDF in Auftrag gegebenen Studie zur „Lebensqualität in Deutschland“ den 400. und damit vorletzten Platz belegt. Hinter Herne landete nur, erraten: Gelsenkirchen. Während in Politik und Verwaltung der Nachbarstadt die Aufregung groß ist über das Ergebnis dieses gefühlt 239. Rankings, gibt es zwischen Unser Fritz und Pantringshof kaum Ausschläge auf der nach oben offenen Empörungsskala. Gerhard Kalus, Sprecher der Bürgerinitiative Dicke Luft, hat mit (Galgen-)Humor auf die Studie reagiert: „Wenn die Genehmigung zur Erweiterung von Suez kommt, schaffen wir ja vielleicht doch noch den letzten Platz“, so seine Ansage.
DJ Dosenpfand
Hat bei den Grünen jemand blau gemacht? Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Monika Düker sagte jüngst kurzfristig ihre Teilnahme am Mai-Empfang der Herner Grünen-Ratsfraktion ab, weil sie wegen einer Aktuellen Stunde zum Fall Schulze Föcking und der Rolle von Ministerpräsident Armin Laschet „im Landtag gefangen sei“. So begründete Fraktions-Chef Thomas Reinke die Absenz der Landespolitikerin. Die WAZ erhielt daraufhin aus gut informierten Landtagskreisen den Hinweis, dass die Aktuelle Stunde am Mittag stattgefunden habe, also mehrere Stunden vor dem Herner Empfang in der Alten Druckerei. Das sei richtig, sagt Reinke zur WAZ. Aaaber: Als Fraktionsvorsitzende habe Düker die Aktuelle Stunde zu diesem brisanten Thema natürlich noch auswerten und medial nachbereiten müssen. Für den Mai-Empfang 2019 möchte die aus den Vorjahren von den Herner Grünen verwöhnte Politgeflüster-Redaktion - zu Gast waren bekanntlich Parteipromi Robert Habeck (2016) und Top-Journalist Robin Alexander (2017) - schon mal einen Wunsch anmelden: Wie wär’s denn mit Jürgen Trittin? Der frühere Partei-Chef und Umweltminister könnte sogar in Doppelfunktion auftreten - als Redner und anschließend als DJ unter seinem Pseudonym „Dosenpfand“.