Herne. . Die islamische Gemeinde Röhlinghausen hat sich mit neuen Leitlinien gegen Hass, Extremismus und Gewalt positioniert.
Die Mitglieder der islamischen Gemeinde Herne-Röhlinghausen haben sich in ausführlichen Leitlinien gegen Extremismus, Hass und Gewalt positioniert. Der Grund: „Wir wurden immer wieder gefragt, zu welcher Dachorganisation wir gehören, wie wir zu Konflikten stehen“, erklärt Tuncay Nazik, Sprecher der Gemeinde.
Die Fragen seien aber nicht nur aus der Mehrheitsgesellschaft an sie herangetragen worden, sondern auch aus der muslimischen Gemeinschaft. Leider sei die Gemeinde auch immer wieder mit Stammtischparolen konfrontiert gewesen. „Deshalb wollten wir Klarheit schaffen.“
Gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie
In den Leitlinien werde deutlich, dass die Gemeinde seit 20 Jahren unabhängig sei und zu keiner nationaler Gruppierung zähle. „Wir distanzieren uns ohne Wenn und Aber von Gewalt und Hass, ob religiös bedingt oder nicht“, heißt es da und „wir haben keinen Platz für Extremismus, Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und für Ideologien, die die Religion instrumentalisieren oder unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und die in der Menschenwürde wurzelnden Grundwerte der Verfassung nicht akzeptieren.“
Nach den Richtlinien lebe die Gemeinde bereits seit 20 Jahren. „Es gibt darin Punkte, die sich an die Mehrheitsgesellschaft richten, aber auch solche, die sich gezielt an die islamische Community richten“, erklärt Tuncay Nazik. „Wir werden immer wieder aufgefordert, uns zu positionieren, wenn es um Konflikte in der Türkei oder anderen Herkunftsländern geht.“
Information für Nicht-Mitglieder
Dies spiele aber für die Gemeindearbeit keine Rolle. „Wir leben in Deutschland. Uns interessiert die deutsche Politik, denn sie entscheidet über unsere Zukunft. Was sich im Ausland abspielt, soll nicht in unsere Gemeinde hereingetragen werden.“ Jeder könne seine Meinung haben, diese werde aber in der Gemeinde nicht diskutiert. „Wir stellen unverrückbar, dass wir parteipolitisch neutral sind, (...), dass wir unseren hart erarbeiteten Status als ,unabhängige, freie Gemeinde‘ als hohes Gut betrachten und für die Erhaltung dieses Status sorgen werden“, heißt es dazu.
Klar sei der Gemeinde, dass beide Seiten sich engagieren müssten, damit das Miteinander funktioniere. „Dazu müssen wir aber auch endlich aufhören, uns auf die Opferrolle zu berufen“, fordert Tuncay Nazik. „Wir müssen alle zusammen arbeiten und nicht gegeneinander.“ Deshalb seien die Regeln zukunftsorientiert.
Integrationsrat begrüßt den Schritt
Darüber hinaus dienen sie denen als Informationsquelle, die unsicher sind oder die Gemeinde noch nicht kennen. „Mir wäre am liebsten, wenn wir weniger Zeit mit Diskussionen verbringen und uns auf die eigentliche Gemeindearbeit konzentrieren könnten.“
Muzaffer Oruc, Vorsitzender des Herner Integrationsrats, begrüßt den Schritt der Gemeinde. Sich Leitlinien zu geben, sei wichtig. Dass sich eine Gemeinde öffne, könne er nur begrüßen.
Renoviertes Gemeindezentrum
„Wir betonen, dass die Angebote von der Gemeinde offen für alle sind, die sich für islamisches Wissen interessieren, uns kennenlernen wollen, das Wohl der Menschheit anstreben oder den Weg des Miteinanders, Friedens und der Besonnenheit mit uns gemeinsam gehen möchten“ – lauten die Schlussworte der Leitlinien der islamischen Gemeinde Herne-Röhlinghausen. Um lebendige Gemeindearbeit gestalten zu können, wurde das Gemeindezentrum renoviert und umgebaut.
So wurden die Veranstaltungsräume komplett mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, „weil unsere nicht muslimischen Besucher, insbesondere Schulklassen, nicht gewohnt sind, auf dem kühlen Teppichboden zu sitzen“, erklärt Tuncay Nazik. Des Weiteren wurde eine neue Küche eingebaut, um die bestehenden Kochkurse zu erweitern und die Verköstigung von Besuchern sicherstellen zu können, so heißt es weiter.