Herne. . Stadtrundfahrt in der Heimat: Der blaue Cabriobus startete am Wochenende in die neue Saison. Es gibt viel zu sehen in Herne.
„Ich wusste gar nicht, dass da ein Friedhof ist.“„Ich bin echt überrascht, was es in Herne alles gibt.“ „Da war ich auch noch nie“.
Solche und ähnliche Äußerungen waren oft zu hören bei der Stadtrundfahrt im blauen Cabriobus, mit der Stadtmarketing Herne am Sonntag die neue Saison eröffnete.
Der Starkregen setzt erst ein, als der Bus wieder am Start-/Zielort Rathaus Herne angekommen war. So können die rund 20 Teilnehmer die Fahrt durch Herne die meiste Zeit bei offenem Verdeck genießen – und den Worten von Stadtführer Jörg Höhfeld lauschen. Der 73-Jährige erzählt viel Wissenswertes aus der Geschichte und hält auch die eine oder andere Anekdote parat.
Der kleine Heinz tanzt auf dem Tisch
Wie die vom kleinen Heinz, dem Rühmann. Dessen Eltern betrieben in den 1910er Jahren die Bahnhofsgaststätte in Wanne, und nicht selten tanzte der spätere Filmstar auf den Tischen, sang ein Liedchen oder trug Gedichte vor. Diesen kleinen Ausflug in die Kaiserzeit erzählte Höhfeld, als der Bus das ehemalige Jungengymnasium in Eickel passierte, das neben Rühmann auch der ehemalige Eiskunstläufer Rudi Cerne besuchte. Und: Eickel wird von vielen noch immer Wanne-Süd genannt.
„Herne auf den zweiten Blick“ lautet das Motto, unter dem das Stadtmarketing noch mehrmals in diesem Jahr zur Rundfahrt lädt. Die Tour hält eine feine Balance zwischen der Herner Geschichte mit dem Schwerpunkt Bergbau und dem Blick auf das Jetzt und in die Zukunft. Noch, so Höhfeld, arbeiteten die meisten Herner im Gesundheitswesen, gefolgt von Jobs in der Logistik. Dass sich das in naher Zukunft umkehren könnte, wurde deutlich, als Fahrer Detlef Walldorn an den Standorten von UPS und Dachser auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Friedrich der Große vorbei steuerte.
Reizvolles Unser Fritz
Corina Leifels hat sich die Stadtrundfahrt als Geschenk für ihre Freundinnen Elke Marzoch und Monika Breuer ausgedacht – obwohl alle drei in Herne wohnen. „Wir sehen Ecken, die man sonst nicht sieht“, sagen sie unisono. Als der Bus durch Crange fährt – Schauplatz des Westernhagen-Films „Aufforderung zum Tanz“ – sagt Elke Marzoch: „Nach Crange kommt man nur, wenn Kirmes ist.“
Auch der Stadtteil Unser Fritz hat seine Reize: Rhein-Herne-Kanal, Künstlerzeche, Heimatmuseum, Malakowturm. „Das ist schon einen Ausflug wert“, meint Höhfeld, und er hat wohl Recht.
Der Bus streift die Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel, man sieht die ehemalige Zeche Erin. Dann fährt er durch die schöne Siedlung Teutoburgia. Die Teilnehmer erfahren, dass der Schriftsteller Jan Zweyer hier wohnt; zwei seiner Krimis dient die Siedlung als Schauplatz.
Höhfeld gibt den Tegtmeier
Herne ist die Nummer 5 der am dichtesten besiedelten Städte Deutschlands – auch das erfährt man durch Höhfeld. Bei der Fahrt durch die Siedlung Dannekamp wird das deutlich; sie ist zwar nicht so pittoresk wie Teutoburgia, aber bietet alles, was man braucht: „Viele Berglaute haben nicht schlecht gewohnt“, sagt Höhfeld.
An der Jürgen-von-Manger-Straße imitiert er gekonnt den Mann, der heute wohl als „Comedian“ durchgehen würde. Bei der Fahrt durch Sodingen, „grüne Lunge“ Hernes, erfreut der Anblick der Charolais-Rinder von Bauer Böckmann das Auge. Ihr Fleisch braucht eine lange Vorbestellung, weiß Höhfeld.
Häufig streift die zweite Etage des Volvo-Busses Bäume. Blätter und Blüten fallen hinein. Das ist lustig. Und dann Wanne. Der Mondpalast. Volkstheater. „Der Stratmann hat was draus gemacht“, meint Jörg Höhfeld in Bezugnahme auf die Geschichte des ehemaligen Saalbaus und ein damals durchaus riskantes Unterfangen. Im Hinblick auf die baldige Schließung des Willy-Millowitsch-Theaters in Köln durchaus eine Erfolgsgeschichte.
So wie dieser zweite Blick auf Herne. So wie Bochum vielleicht keine Schönheit, aber eine l(i)ebenswerte, interessante Stadt. Ein paar Orte fehlen. Flottmann-Hallen, das Wananas. Na und? Es gibt eben viel zu sehen. In Herne.
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Die nächsten Stadtrundfahrten „Herne auf den zweiten Blick“: 24. Mai, 16 Uhr; 24. Juni, 14 Uhr; 26. Juli, 16 Uhr; 26. August, 14 Uhr; 27. September, 16 Uhr; 21. Oktober, 14 Uhr.
Erwachsene zahlen 18 Euro, Kinder (sechs bis 14 Jahre) 10 Euro; Gruppen ab zehn Personen: 16 Euro.
Eine Buchung ist möglich unter HER 919 05 14, www.herne-touren.de oder ticketshop@stadtmarketing-herne.de