„Coal Market“: Ibrahim Mahama vernäht erste Stoffbahnen
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Herne. . Auf einem Zechengelände in Herten wird die Verhüllung von Schloß Strünkede vorbereitet. 50 Freiwillige helfen dem Künstler beim Nähen.
Mit den Stoffbahnen für das Dach des Schlosses haben sie am Morgen angefangen. Draußen, unter den Fördertürmen der Zeche „Schlägel und Eisen“ in Herten mit grobem Stich Sack an Sack gefügt, wie Ibrahim Mahama und sein Assistent Francis Djiwornu es ihnen vorgemacht haben. 1000 Quadratmeter Jutesäcke wollen der Künstler aus Ghana und seine freiwilligen Helfer hier in den nächsten Tagen vernähen. Wo früher Kohle gefördert wurde, entsteht die Hülle, die ab Mai für vier Monate Schloss Strünkede verkleiden soll.
Bei der documenta viel beachtet
„Coal Market“ heißt die Installation des Künstlers, der unter anderem bei der documenta 14 im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgte. Sie ist Teil der Reihe „Kunst & Kohle“. Mit ihr begleiten die RuhrKunstMuseen das Ende des Bergbaus. In Kassel verhüllte Mahama die Torwache mit Jutesäcken. Ähnliche Kunstwerke hat er auch in Venedig, Kopenhagen, Düsseldorf, Michigan und andernorts realisiert. Die Säcke, die jetzt in Herten aneinander genäht werden, wurden Teil dieser Installationen, nachdem sie dem Handelskreislauf entzogen worden waren.
Der internationale Handel hat darauf seine Spuren hinterlassen, erklärt Mahama. In Asien produziert, transportierten die Säcke in Afrika anfangs Kokos, später auch Kaffee, Bohnen, Kakao und Kohle. Aufschriften wie „Café de Costa Rica“ oder „Ghana Coco Bord“ zeugen vom Gebrauch, so wie die Löcher und Risse, die die ehemaligen Besitzer geflickt haben. Die globale Zirkulation von Rohstoffen: An den Säcken wird sie sichtbar.
Andrea Prislan und Chiara Cremon sind aus Herne nach Herten gefahren und auch nach Stunden des Nähens noch voller Enthusiasmus. Prislan ist Museumspädagogin im Schloss, aber „in meiner Freizeit hier“, wie sie betont. Zusammen mit der Designerin und Kursteilnehmerinnen hat sie schon „ARTbags“ aus alten Planen genäht. Dabei zu sein, wenn Kunst entsteht: Das hat beide gereizt. „Ich habe den Künstler bei der Biennale und in Kassel gesehen und wollte ihn unbedingt kennenlernen“, sagt Chiara Cremon.
Nähen in Gemeinschaft verbindet
Das schöne Wetter, die Industriekulisse, das Nähen in Gemeinschaft, die auch dem Künstler wichtig ist: „Total angenehm“, finden beide. Christa Busch-Pinkal, ebenfalls aus Herne, ist derselben Meinung: „Das macht Spaß.“ An weiteren Freiwilligen mangelt es nicht: „Bei uns haben sich 50 Personen gemeldet“, sagt Thomas Hensolt vom Netzwerkmanagement der RuhrKunstMuseen. „Jeden Tag arbeiten zehn bis 15 mit.“ Das Zechengelände sei schon aus Platzgründen ideal: „Wir brauchen eine Riesenfläche.“
Ob bereits an diesem Wochenende mit der Montage der Jutesäcke am Schloss begonnen wird, mag Museumsleiter Oliver Doetzer-Berweger nicht voraussagen. Geplant war, die Fassade Zug um Zug zu verkleiden. Der Innenhof bleibt bekanntlich frei. Eine Dokumentation soll im Haus den Entstehungsprozess der Installation nachzeichnen. Doetzer-Berweger freut sich jedenfalls auf „Coal Market“: „Wir haben jetzt die Chance, Kunst auf documenta-Niveau zu zeigen.“
Vorbereitungen für Verhüllung von Schloß Strünkede
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„Coal Market“vonIbrahim Mahama wird am Samstag, 5. Mai, eröffnet. Das gilt auch für die Ausstellung „Holz und Kohle“ von David Nash in den Flottmann-Hallen.
Zeitgleich werden unter dem Titel „Kunst & Kohle“ in zwölf anderen Ruhrgebietsstädten von Mai bis September künstlerische Positionen zum Thema gezeigt.
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