Herne. . Der Herner Künstler entwickelt ein Maschinenkonzert für die Reihe „Kunst & Kohle“. Es wird unter anderem in den Flottmann-Hallen aufgeführt.

Zum ersten Mal keimte die Idee vor dem Flottmann-Hallen-Jubiläum auf. Was wäre, wenn Christof Schläger zum 30. Geburtstag eine „Symphonie der Bohrhämmer“ komponieren und aufführen würde? Denn genau diese Druckluft-Bohrhämmer hatten die Flottmann-Werke produziert, bevor die Kultur einzog. Christian Strüder, der Gastspielkoordinator, und Christof Schläger, der Klangkünstler fantasierten eine Weile herum. Am Ende wurde nichts daraus. Es fehlte das Geld. Zwei Jahre später kommen nun am 9. Juni im Herner Süden doch noch Bohrhämmer zum Einsatz. Das Projekt „Kunst & Kohle“ der Ruhrkunstmuseen zum Abschied vom Bergbau macht es möglich.

Proben in der Bottroper RAG-Zentralwerkstatt

Christof Schläger und Marjon Smit.  
Christof Schläger und Marjon Smit.   © Ferdinand Ullrich

Christof Schläger und seine Frau Marjon Smit sind auf dem Sprung. Sie fahren gleich wieder nach Bottrop, wo Schläger in der RAG-Zentralwerkstatt alles aufgebaut hat, was zu seinem Druckluft-Ensemble gehört. 16 Abbauhämmer zum Beispiel. Nicht etwa aus den Beständen der Bergbaus („Die Ruhrkohle hatte keine Presslufthämmer mehr“), sondern neu gekauft bei Wilking, einem Herner Spezialisten für Drucklufttechnik, der gleich noch einen Kompressor zur Verfügung stellte. In Bottrop warten außerdem vier Kesselbleche, vier Rohrstützen, zwei Druckluftmotoren, zwei Prallbleche, eine pneumatische Wasserpumpe, vier Druckluftsirenen und eine Förderkorbglocke. Wer Christof Schläger schon live erlebt hat, weiß: Er steuert die ganze druckluftbetriebene Maschinerie von einem Notebook aus, in dem die Partitur gespeichert ist. Heraus kommt Maschinen-Musik, dieses Mal inspiriert von der Klangwelt untertage.

„Schöner Lärm aus heißer Luft“

Oder wie der Künstler es auf seiner Homepage beschreibt: „Profane Maschinenteile werden zu Kunstwerken. Von ihren technischen Fesseln befreit, entfalten diese Musik-Kunst-Objekte erstaunlich schönen Lärm aus komprimierter heißer Luft.“ Noch ist das Bohrhammerkonzert nicht zu Ende komponiert. Schläger und Marjon Smit arbeiten gemeinsam an der Komposition: „Mit vier Ohren hört man das anders“, sagt Schläger. Es gibt eine Version für draußen und eine für den Innenraum. „Wir entwickeln eine schöne Klangatmosphäre. Maschinenhaft, rhythmisch, geräuschhaft.“ Zwei Bergleute unterstützen das Künstlerpaar, Frank Schwulst und Mark Grohmann. Sie besorgen Material, bauen und bringen eigene Ideen ein. In die Aufführungen sind sie ebenfalls eingebunden.

Erfahrungen als Verfahrenstechniker im Bergbau

Christof Schläger mit einem Original-Bohrhammer im Kunstwald Teutoburgia.
Christof Schläger mit einem Original-Bohrhammer im Kunstwald Teutoburgia. © Rainer Raffalski

Ganz fremd ist der Bergbau Christof Schläger nicht. Er hat Verfahrenstechnik studiert und schon mal einen Monat untertage gearbeitet, später auch ein Jahr übertage. Dass mit der Veranstaltungsreihe „Kunst und Kohle“ und anderen Aktivitäten zum Ende des Bergbaus „noch einmal ein Punkt gesetzt wird nach 150 Jahren“, findet er gut. Schließlich habe der Bergbau die Region geprägt. Bis hin zu seinem persönlichen Umfeld übrigens, dem Maschinenhaus der Zeche Teutoburgia, in dem er arbeitet und lebt. „Wenn ich nach draußen gehe, gucke ich auf den Förderturm.“

>>> MEHR INFOS ZU DEN KONZERTEN

Acht Abbauhammer-Konzerte à 20 Minuten sind in NRW geplant, das erste am 2. Mai auf der Zeche Zollverein in Essen.

Das Konzert in oder hinter den Flottmann-Hallen am 9. Juni, 20 Uhr, steht im Zusammenhang mit der Ausstellung des Holzbildhauers David Nash „Holz und Kohle“. Sie ist ebenfalls Teil der Reihe „Kunst und Kohle“ und wird am 5. Mai eröffnet.

Geplant sind 2018 außerdem u.a. am 30. Juni ein Horn-Konzert mit Lichtkunst und Pyrotechnik bei der „Extraschicht“ auf Zollverein und „Licht an!“ im Kunstwald Teutoburgia am 25. August.

www.christofschlaeger.de