Herne. . Kokainsucht trieb einen 55-Jährigen zu vier Überfällen in Herne und Wanne-Eickel. Er trat immer ausgesprochen höflich in Erscheinung.
Nach einer Serie von vier Raubüberfällen in sechs Tagen ist ein früherer Fitnesstrainer (55) aus Wanne-Eickel am Freitag zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. An einer harten Bestrafung führte juristisch überhaupt kein Weg vorbei. Dennoch gab es wohl niemanden im Saal, dem das Gefängnis-Schicksal des wohl höflichsten Schwerverbrechers der letzten Jahre nicht ein wenig unter die Haut ging.
Auch die Richter der 9. Strafkammer fanden am Ende jede Menge aufmunternde Worte für den Serienräuber. „Wie Sie sich hier dargestellt, was und wie Sie uns alles gesagt haben, das war Schadensbegrenzung in höchstem Maße“, lobte Richter Volker Talarowski. Der 55-Jährige hatte sofort nach der Anklageverlesung alle Taten gestanden („Schuldig in allen Fällen“), Reue gezeigt und sich bei allen Opfern entschuldigt. „Es mag bei achteinhalb Jahren Haft zwar etwas ironisch klingen, aber wir wollen Ihnen mit dem Urteil wirklich eine Perspektive geben“, sagte der Vorsitzende Richter.
Ausgesprochen höflicher Täter
Denn: Nach einigen Jahren Gefängnis, das legt das Urteil ausdrücklich fest, soll der 55-Jährige einen Teil der Haftstrafe in einer geschlossenen Drogen-Entzugs-Anstalt verbüßen. „Und ich persönlich wünsche es Ihnen außerordentlich“, so Richter Talarowski, „dass Sie das mit der Therapie hinkriegen“. Ausgangspunkt für die Überfallserie zwischen dem 24. und 30. September 2017 war, dass der vielfach vorbestrafte 55-Jährige nach seiner Kündigung im Fitnessstudio – laut Urteil - „fürchterlich abgestürzt“ ist. Folge: Der jahrelang drogenfreie Wanne-Eickeler griff wieder zu Kokain, brauchte dafür Geld, überfiel binnen sechs Tagen drei verschiedene Spielhallen sowie einen Rewe-Markt in Wanne-Eickel und Herne. Und erbeutete dabei 1290 Euro. Trotz eines Messers fiel der Angeklagte bei den Taten stets durch besonders ruhiges, friedliches und höfliches Verhalten auf.
Besonders bizarr: Beim ersten Coup wollte ihm die gerade frisch überfallene Spielhallen-Aufsicht sogar helfen, weil der 55-Jährige beim Fliehen offenbar Probleme hatte, die Tür zu öffnen. Der Serienräuber wurde schließlich in einem Wanner Krankenhaus festgenommen.