Herne. . Herner Wohlfahrtsverbände unterstützen die Pläne der Großen Koalition. Sie wollen einen dauerhaften Zweiten Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte.

Das Vorhaben der Großen Koalition in Berlin trifft bei einer Koalition, die in Herne schon länger existiert, auf positiven Widerhall – der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. CDU und SPD haben im Koalitionsvertrag festgelegt, mit einem Milliardenprogramm Jobs für Langzeitarbeitslose besser öffentlich zu fördern.

„Wir begrüßen die Pläne zum Sozialen Arbeitsmarkt, so wie sie im Koalitionsvertrag stehen und wie sie Arbeitsminister Hubertus Heil mit verhandelt hat“, sagte Thomas Röll, Kreisgruppengeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Es gehe aber nicht nur darum, Arbeitslose für den Ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren, sondern auch langfristig Stellen für Menschen zu schaffen, die nicht in der freien Wirtschaft zu integrieren seien, darin waren sich alle Teilnehmer des Gespräches einig.

Menschliche Qualifikation

Frank Köhler von der Herner Gesellschaft für freie Sozialarbeit machte deutlich: „Es gibt Männer und Frauen, die werden wir niemals vermitteln können.“ Diese Menschen solle man beschäftigen anstatt sie durchzualimentieren, bis sie am Ende in die Grundsicherung fielen, pflichtete auch Jörg Kasbrink, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, bei. Konkrete Vorschläge, wie man gering Qualifizierte fördern könne, machte Sabine Bonk, DRK-Quartiersbeauftragte in Herne: Man könne sie beispielsweise als Hilfskräfte in der Küchen von Altenheimen beschäftigen oder beim Besuchsdienst von einsamen Senioren. „Hier zählt dann nicht die fachliche Qualifikation, sondern die menschliche.“ Der DRK-Kreisverband Herne und Wanne-Eickel hat ausgerechnet, dass derzeit von rund 8700 Arbeitslosen 5700 keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Während Fachkräfte in der Regel schnell eine Stelle fänden, sei die Situation für Geringqualifizierte fast aussichtslos. So lag die Arbeitslosenquote bei Geringqualifizierten 2017 mit 33,2 Prozent in Herne deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 12,1 Prozent.

Kaum Fördermaßnahmen

Geringqualifizierte seien im Hartz-IV-System von beruflichen Aus- und Weiterbildungen weitgehend ausgeschlossen, auf sie entfielen im vergangenen Jahr nur 6,6, Prozent der Fördermaßnahmen. Thomas Röll fordert, den sozialen Arbeitsmarkt nicht als Beschäftigungsmarkt zweiter Klasse zu etablieren, sondern Menschen hier dauerhaft zu helfen, sich zu verwirklichen, gesellschaftliche Anerkennung zu finden, soziale Teilhabe.

Der Koalitionsvertrag müsse jetzt mit Leben gefüllt werden: „Es geht darum, die Ausgestaltung und die Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose zu schaffen“, so Röll.