herne. . Die Jungsozialisten wollen nach der Kommunalwahl stärker in Rat und Bezirken vertreten sein. Das ist ein Ziel des neu gewählten Vorstandes.

Wenn politische Jugendorganisationen so etwas wie der Stachel im Fleisch ihrer Partei sind, stellt sich für Herne die Frage: Sind die Jungsozialisten so angepasst oder ist der heimische Unterbezirk so fortschrittlich und „jung“?

Kritische Töne über die SPD sind von der Nachwuchsorganisation nämlich öffentlich kaum zu vernehmen. Auch nach der jüngsten Neuwahl des Herner Juso-Vorstands kündigt sich kein Kurswechsel an, doch personelle Ansprüche will der Partei-Nachwuchs zur Kommunalwahl im Jahr 2020 sehr wohl geltend machen.

Pierre Golz (29) führt seit zwei Jahren den Herner Juso-Vorstand. Er löste damals Darius Ribbe ab, der nicht mehr angetreten war.
Pierre Golz (29) führt seit zwei Jahren den Herner Juso-Vorstand. Er löste damals Darius Ribbe ab, der nicht mehr angetreten war. © Ralph Bodemer

Das kündigt der alte und neue Vorsitzende Pierre Golz im Gespräch mit der WAZ auf Nachfrage an. „Wir werden eine Zielmarke setzen“, sagt der 29-Jährige, der als Mitarbeiter der Stadt – er ist im OB-Bereich beschäftigt – selbst kein Mandat übernehmen darf. Wie viele Menschen unter 35 künftig für die SPD im Rat und in den vier Bezirken sitzen sollen, darüber wolle man zunächst mit der Partei reden. „Es geht nicht um Jung gegen Alt“, sagt Golz. Sondern darum, dass die Jusos sich und ihre Positionen einbrächten.

2020 ist nur eine SPD-Mandatsträgerin unter 35

Ein Blick aufs gewählte SPD-Personal in Herne zeigt, dass eine Verjüngung überfällig ist. Zum Zeitpunkt der Kommunalwahl 2020 wird nämlich nur eine von insgesamt 56 SPD-Vertretern in Rat und Bezirken im Juso-Alter sein, und zwar die zurzeit 29-jährige Melissa Przybyl in der Bezirksvertretung Herne-Mitte. Allein acht von 27 SPD-Stadtverordneten werden dann älter als 65 Jahre sein.

Und wie ist das nun mit dem „Stachel im Fleisch“? Der SPD-Vorstand und die Ortsvereine seien ihnen gegenüber offen und kooperativ. „Wir bringen uns intern auch kritisch ein und versuchen, durch Argumente zu überzeugen. Damit sind wir bisher gut gefahren“, erklärt Pierre Golz.

Gut fahren will die neue Herner Juso-Spitze (siehe Kasten) in den kommenden zwei Jahren auch inhaltlich - und zwar mit vier Schwerpunktthemen, die auf verschiedenen Ebenen besetzt werden sollen. Im Einzelnen sind das: Internationales/Europa, Feminismus/Gleichstellung, Arbeit 4.0/Soziales und Digitalisierung.

Sensibilisierung für Facebook & Co.

So wolle man jungen Menschen in Herne beispielsweise vor Augen führen, was Europa für sie ganz konkret bedeute und wie sie davon profitierten, sagt Vorstandsmitglied Max Lüggert. Oder sie wollten beim Komplex Feminismus/Gleichstellung fürs Juso-Prinzip werben, dass alle Menschen gleich viel wert seien - unabhängig von der Herkunft oder der sexuellen Orientierung, betont Vize Tobias Roth.

Und beim Thema Digitalisierung soll es - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Facebook-Debatte - auch um Verbraucherschutz gehen. „Wir wollen dafür sensibilisieren, was im Internet passiert“, erklärt Pierre Golz. Dabei solle aber auch deutlich werden, dass Digitalisierung nicht per se negativ sei, sondern große Chancen biete.

>> INFO: Und das ist der neue Juso-Vorstand

Den neuen Juso-Vorstand bilden bis zum Jahr 2020: Vorsitzender Pierre Golz (29), die Stellvertreter Julia Rimkus (34) und Tobias Roth (23; neu in diesem Amt).

Beisitzer im Juso-Vorstand sind Elif Balinan (20), Amelie Menges (23; neu), Nadine Minervino (25), Benjamin Grabowski (29), Max Lüggert (29; neu), und Maurice Spengler (26; neu).

Das Durchschnittsalter des Vorstands beträgt 26,4 Jahre. Mit 14 Jahren kann man in die SPD eintreten, die Obergrenze für Jusos liegt bei 35 Jahren. Eine Juso-Mitgliedschaft jenseits der Mitgliedschaft in der Mutterpartei SPD ist - anders als bei der Jungen Union und der CDU - nicht möglich.