Herne. . Die Wanne-Eickelerin lebt als Drehbuchautorin in Leipzig. „Mitte 40, fertig, los“ ist ihr zweiter Unterhaltungsroman für Frauen „Ü 40“.
Eigentlich sollte mit Mitte 40 doch alles rund laufen. Studium, Beruf, Ehe, Kinder. . . „Alles in Sack und Tüten. Das war der Plan.“ Doch dann stellt das Leben Rike ein Bein. Vom Mann betrogen und dem 16-jährigen Sohn verlassen, flüchtet sie sich zu ihrer Mutter nach Meppelstedt, um dort wieder in ihr Kinderzimmer einzuziehen. Was sie in der Kleinstadt über sich selbst erfährt und wie sie am Ende neu durchstartet, schildert die in Wanne-Eickel aufgewachsene Autorin Franka Bloom launig in „Mitte 40, fertig, los“. Heute erscheint ihr Roman bei Rowohlt.
„Von Null durchgestartet“
Erst vor einem guten Jahr hat Franka Bloom - die eigentlich Heike Rübbert heißt - ihren ersten Unterhaltungsroman veröffentlicht, gerade schreibt sie an dem dritten. „Frauen in der Mitte des Lebens“ nennt sie ihre Zielgruppe, und siehe da, der Erstling „Anfang 40, Ende offen“ lief. Sie sei „von Null durchgestartet“, sagt die Autorin, selbst Jahrgang 1969, am Telefon gut gelaunt: „Ich bin total zufrieden.“ Sie schreibt für Leserinnen, die ungefähr so alt sind wie sie. „Es gibt eine Menge für Frauen bis 30 und ab 50 Jahren“, hat sie festgestellt. Die Generation Ü40 werde von Ildikó von Kürthy und Co. vernachlässigt. Dabei seien die mittleren Jahre „wie Frühjahrsputz“, hat sie in einem Interview gesagt: „Aussortieren, abhaken, polieren“. Mit diesem Bewusstsein könne das Leben noch mal einen neuen Kick bekommen.
Auch die Autorin braucht immer mal neue Impulse
Wer die Vita der Autorin liest, hat den Eindruck: Auch sie braucht hin und wieder neue Impulse. Eine Konstante ist in ihrem Berufsleben das Schreiben, das hat sie in diversen Facetten ausprobiert. Nach dem Abi am Gymnasium Eickel - die Familie wohnte an der Kurhausstraße - begann sie in Düsseldorf ein Volontariat in einem Fachverlag für Mode und Textilien. Dort durfte sie Herrenunterwäsche bedichten, die ihr zuvor live präsentiert worden war. „Du musst in den Osten“, hörte sie dann von Kollegen.
1992 begann sie ein Journalistik- und Politikstudium in Leipzig, wo schon ihr Bruder wohnte und das damals noch sehr grau war. „Abenteuer pur“, sagt sie heute über die Anfangszeit in der Stadt, die sie seitdem nicht losgelassen hat. Sie lebt dort mit Mann, zwei Töchtern, 19 und 13 Jahre alt, und Hund.
Als ihr erstes Kind kam, sattelte die Journalistin noch einmal um und ließ sich zur Drehbuchautorin ausbilden. Der tagesaktuelle Journalismus, den sie als Praktikantin u.a. beim ZDF kennengelernt hatte, sei nichts für sie gewesen, sagt Franka Bloom. „Ich merkte, dass ich mich zur Fiction hingezogen fühlte.“ Mit Drehbüchern (siehe Kasten) verdiente sie unter ihrem echten Namen Heike Rübbert ihr Geld. Heute ist sie froh, dass ihr die Romane eine gewisse Freiheit geben. Drehbuchautoren steckten in einem „sehr engen Korsett“, sagt sie: „Es reden einem viele Leute rein, und es gibt nur die Formate 45, 60 oder 90 Minuten.“
Pseudonym aus Marketinggründen gewählt
Bei der Verlagssuche waren ihre Drehbuch-Erfahrung und eine Literaturagentur hilfreich: „Die Verlage schätzen Drehbuchautoren, weil sie Ahnung haben von Dramaturgie und Figurenentwicklung. Und weil sie pünktlich abliefern.“ Dass sie gleich bei Rowohlt landete, macht sie glücklich. Verlag und Agentur waren es, die dazu rieten, sich aus Marketinggründen das wohlklingende Pseudonym zuzulegen.
Nach Wanne-Eickel kommt Heike Rübbert heute vor allem, um ihre Mutter in Unser Fritz zu besuchen. Dann gehen sie am Kanal entlang und kehren auch mal im Strandcafé der Künstlerzeche ein. „Was ich in Sachsen vermisse, ist der Sound der Leute“, sagt Franka Bloom. Im täglichen Leben spricht sie Hochdeutsch. „Aber wenn ich mit Freunden telefoniere oder meiner Mutter, ist das innerhalb von Sekunden wieder da.“
>>> LESEPROBE
„Endlich kommt meine Mutter im Bademantel meines Vaters die Treppe herunter und schaut mich verwundert an. ,Was machst du denn da?’ Sieht man doch. ,Ich koche.’ ,Abends gibt’s aber nur Schnittchen.’ Ja, und draußen nur Kännchen … Ich seufze.
Aber meine Mutter lässt nicht locker. ,Seit wann kannst du denn kochen?’ ,Äh … Seit ich … ausgezogen bin?’
Ich ärgere mich darüber, dass ich diese blöde Frage überhaupt beantworte. Ja! Ich koche! Ich kann nämlich kochen! ,Und was kochst du?’
Meine Güte, warum ist sie nur so misstrauisch? Hat sie Angst, ich vergifte sie? Risotto.’ ,Kenne ich nicht. Haben wir nie gegessen. Dein Vater –’ Aber ihre Aufmerksamkeit gilt jetzt dem schon gedeckten Tisch. ,Hast du etwa das gute Geschirr genommen?’
Keine Frage, sondern ein eindeutiger Vorwurf. ,Na ja … Also, ich dachte, es ist ein besonderer Anlass, weil …ich da bin.’ Jetzt lächelt meine Mutter müde und streicht mir über die Wange. ,Natürlich, Kleines! Aber das gute Geschirr ist doch nur für besondere Gäste.’ ,Ach, und ich bin kein besonderer Gast?’
Sie ignoriert meine Frage und räumt stattdessen unbeirrt das gute Geschirr zurück ins Esszimmerbuffet. Anschließend holt sie das Alltagsgeschirr aus der SieMatic 6006 und legt drei Gedecke auf. Eins für meinen Vater. Es ist ihre Art zu zeigen, dass er ihr fehlt.“
>>> DREHBÜCHER FÜR KRIMIS
Unter ihrem Namen
Heike Rübbert
hat die Autorin Drehbücher u.a. für einen „Tatort“ mit dem Leipziger Ermittlerduo Saalfeld und Keppler („Heimwärts“) geschrieben,für „Ein Fall für Zwei“ und zahlreiche Folgen der TV-Krimi-Serie „Soko Leipzig“.
Sie entwickelt Fernsehserien mit, lektoriert Drehbücher und arbeitet an Drehbüchern, u.a. zu ihrem ersten Roman.
„Mitte 40, fertig, los“ gibt es ab Dienstag für 10,99 Euro als Taschenbuch im Buchhandel und für 4,99 Euro als e-Book.