Herne. . Die Diakonie eröffnete ihren Second-Hand-Laden am Westring. Das Geschäft schafft Arbeitsplätze für insgesamt zwölf Hartz-IV-Empfänger.
Cornelia Lawnik gehört zu den ersten Kundinnen, die ein Schnäppchen im neuen Sozialkaufhaus Kauf.net am Westring in Herne-Mitte machen. Die 62-Jährige steht mit einem Tischdeckchen für 3 Euro in der Warteschlange an der Kasse. Am Eröffnungstag ist auf beiden Etagen des Ladens eine Menge los, noch bevor die Betreiber von der Diakonie und Oberbürgermeister Frank Dudda mit ihren Reden loslegen.
Laden will für alle Schichten da sein
Cornelia Lawnik fühlt sich nicht als „arm“ oder „bedürftig“, also einem Großteil des Klientels zugehörig, wofür das Kaufhaus der kleinen Leute geschaffen wurde: „Ich kam zufällig mit dem Auto vorbei und habe mal reingeschaut, ist doch ganz ansprechend hier.“
In dem früheren Ladenlokal von Gardinen Haase gibt es alles, was sich verkaufen lässt, vor allem aber Kleidung, Möbel und Haushaltswaren. Die Hose für 10 Euro, den Kühlschrank für 60 und die Waschmaschine für 150 Euro. Aber auch das Küchensieb oder den Bilderrahmen für gerade einmal einen Euro.
Wie Filialleiterin Dagmar Neeff im Gespräch mit der WAZ erläutert, bekommt die Diakonie alle Waren geschenkt. „Wir sind kein Entsorgungsunternehmen, die Stücke müssen funktionieren und dürfen nicht ramponiert sein.“ Die Diplom-Ingenieurin für Bezahlungstechnik arbeitet seit 1994 in Second-Hand-Läden der Diakonie und sieht das Konzept des mittlerweile siebten Ladens im Ruhrgebiet vor allem unter Arbeitsmarkt relevanten Gesichtspunkten: „Wir beschäftigen allein in Herne zwölf Menschen, davon fünf in Festanstellung, die es auf dem normalen Arbeitsmarkt schwer hätten.“ Das seien Menschen, die dem Druck in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarktes „mit dem Hire- and Fire-Prinzip“, wie sie sagt, auf Grund vieler Stressfaktoren nicht Stand halten würden, hier aber mit Herzblut arbeiteten.
Ehemalige Hartz-IV-Empfänger, Menschen ohne Ausbildung, oft ohne Führerschein, manchmal ohne Computerkenntnisse, hielten hier eine völlig neue Lebensperspektive, sie würden voll nach Tarif bezahlt, macht Diakonie-Prokurist Christoph Schmidt gegenüber der WAZ deutlich. Die Kunden von Kauf.net seien im Gegensatz zu Kunden der „Tafel“ nicht automatisch bedürftig, sondern stammten aus dem gesamten gesellschaftlichen Spektrum, „weil sie beispielsweise ökologisch denken und Gebrauchtes kaufen“.
Aylin Zahnhausen ist Auszubildende und allein erziehende Mutter. Sie sucht nach Möbeln und sagt: „Anderswo ist es mir einfach zu teuer.“
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Im Kauf.net findet man Möbel, Kleidung, Technik, Spielzeug, Schmuck, Geschirr und vieles mehr. „Vom Abendkleid bis zum Zylinder, bei uns bekommen sie saisonale Mode zum fairen Preis“, wirbt Kauf.net. Außerdem wartet Literatur auf ihren neuen Besitzer.
Kauf.net Herne, Westring 123, 36 45 981, Mo - Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 14 Uhr.