Herne. . Leonie Rak macht seit September 2017 ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kita Däumling. Seit ihrer Geburt ist sie querschnittsgelähmt.
Als Leonie Rak in ihrer zweiten Kita-Woche in den Gruppenraum rollt, können es die Kinder gar nicht fassen: „Kannst du etwa immer noch nicht laufen...?“ Die 19-jährige Rollstuhlfahrerin ist seit ihrer Geburt querschnittsgelähmt. Seit September macht die Hernerin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der integrativen Kita Däumling in Eickel.
Einige Monate später: In der kleinen Kinderdisco tanzen die Mädchen um ihre Leonie herum. Aus dem CD-Player tönt Pop-Musik. Dass ihre Betreuerin wirklich nicht laufen kann, daran haben sie sich gewöhnt.
Extra breite Türen
Und im Sitzen zu tanzen ist ja eigentlich auch „ganz cool“. Leonie hat es den Kleinen immer wieder erklärt, mittlerweile ist der Rollstuhl ganz normal.
„Und wenn ich jetzt mal irgendwo nicht dran komme, wollen die Kinder mir auch immer gerne helfen“, sagt Leonie. Die breiten Türen und extra Toiletten in der komplett ebenerdigen integrativen Kita machen es der Rollstuhlfahrerin leicht. An einzelne Schränke kommt sie nicht, und tobende Kinder voneinander zu trennen fällt ihr schwerer als anderen – aber sonst hat sie keine Probleme.
FSJ als Herausforderung
In dem Tandemprojekt wird Leonie Rak bei ihrem FSJ von Celina Slebioda unterstützt, sie hilft Leonie allerdings vor allem während der Seminarwochen. „Dort brauche ich doch Hilfe, es gibt Stufen, die schaffe ich nicht alleine.“
Die 19-Jährige wollte nach dem Abitur eigentlich Logopädie studieren. „Das FSJ sehe ich jetzt als Herausforderung.“ Draußen toben, Frühstück machen, Tisch decken oder auf dem Spieleteppich Bausteine stapeln – Leonie ist überall mit dabei, ihr Rollstuhl stört sie nicht. „Ich bin ja doch recht mobil, kann meinen Oberkörper ganz gut bewegen, sogar aus dem Rollstuhl aufstehen.“ Nur wenn sie sich hinstelle – so hat sich es den Kita-Kindern erklärt – falle sie hin.
Kleine Treppen und kaputte Aufzüge
In ihrer Freizeit spielt sie Querflöte, geht ins Kino oder mit Freunden auf Partys – wie eine ganz normale 19-Jährige eben. Nur mit etwas mehr Planung, wie Leonie erzählt. „Einfach losfahren kann ich nicht.“
Sie kennt die kleinen Treppen in Geschäften, die dauer-kaputten Aufzüge in U-Bahn-Stationen oder die Clubs, in die sie auch mit ihrem Rollstuhl reinkommt.
Kindergarten, das sei auf Dauer aber nichts für die Hernerin. „Das ist mir zu wuselig. So ganz entschieden hat sich Leonie aber noch nicht. „Letztens habe ich überlegt, ob ich nicht Biologie studieren soll.“