Herne. . Riesiges Interesse gab es an einer Informationsveranstaltung der WHE. Sie bildet jetzt zusammen mit einem Bildungsträger Lokführer aus.

Schon als kleiner Junge ist er Lokführer gewesen, als er mit seiner Modelleisenbahn spielte. Jetzt könnte der Traum in Erfüllung gehen, und aus der Kinder-Fantasie Wirklichkeit am Steuerstand einer echten Lokomotive werden. Der 26-jährige Essener gehört zu den zahlreichen Interessenten, die sich am Dienstag bei der Wanne-Herner Eisenbahn (WHE) über eine Ausbildung informieren.

Dicht gedrängt lauschen die potenziellen Lokführer WHE-Chef Christian Theis und Joachim Dub von der A.V.G. Bildung, die zusammen mit Arbeitsagentur-Geschäftsführerin Esther Sondermann zum Termin in Wanne geladen haben und völlig überrascht sind: „Mit einem derartigen Andrang haben wir nicht gerechnet“, erklärt Dub seinem Publikum, das zu 90 Prozent aus Männern besteht. Maximal 24 Auszubildende könne die geplante Klasse aufnehmen, an die 100 hauptsächlich arbeitslose Interessenten sind erschienen. Wobei die meisten schon älteren Jahrgangs sind, aber das sei kein Hindernis, sagt Dub: „Wir haben schon 61-Jährige ausgebildet.“

Endlich wieder einen Job oder einen anderen Job und vielleicht sogar einen Traumjob, das scheinen viele der Anwesenden zu denken. Die Ausbildungsfirma, die neuerdings zusammen mit der WHE Lokführer in deren Räumen auf deren Gelände mit 34 Kilometer Schienen ausbildet, wirbt mit guter Bezahlung und Vermittlungsperspektiven, schließlich würden derzeit rund 1000 Lokführer gesucht. Die Bandbreite der Möglichkeiten sei groß, angefangen bei der behäbigen Rangierlok bis hin zum pfeilschnellen ICE.

Einen Haken hat die Geschichte jedoch: 20 000 Euro verlangt die Ausbildungsfirma für die Schulung. „Das ist happig“, sagt ein Teilnehmer im Gespräch mit der WAZ. Die A.V.G. gewährt zwar auch Kredite, aber die müsse man schließlich abstottern, bei einem zu erwartenden Gehalt von 2000 Euro netto nicht leicht, gibt der Mann zu bedenken.

Ausbildung dauert nur zehn Monate

Esther Sondermann erläutert, dass es für einen Teil der Bewerber auch die Möglichkeit gebe, Bildungsgutscheine in Anspruch zu nehmen und damit die Ausbildung zu finanzieren. Dazu sei eine persönliche Beratung nötig, die direkt vor Ort angeboten wird.

Normalerweise dauert die Ausbildung drei Jahre, hier nur zehn Monate. Da sei Büffeln auch nach der Schulung vonnöten, macht Dub deutlich. Es sei ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung mit dem Auto: Vorfahrtsregeln lernen, dann Fahren am Simulator und schließlich auf der Schiene. Zusätzlich muss noch jede Menge Technikwissen gepaukt werden. Für eine 25-Jährige null Problem: „Ich hatte schon immer Spaß an Technik, an allem was fährt und am Schrauben. Und ich will keinen typischen Frauenberuf“, sagt sie. Vielleicht hat sie ja Glück und bekommt, wie Joachim Dub es ausdrückt, „Macht über mächtige Maschinen.“