Herne. . Schüler des Haranni-Gymnasiums nehmen an der Kampagne „Humanitäre Schule“ teil. Warum dabei auch ein Simulationsspiel auf dem Stundenplan steht.
Die Schultische stehen in einem diskussionsfreudigen Quadrat. 21 Schüler des Haranni-Gymnasiums haben keinen Unterricht, sondern eine Besprechung. Denn sie führen ein Simulationsspiel durch, in dem sie nach der Lösung eines politischen Konflikts suchen. Damit beteiligen sich die Jugendlichen an der Jugendrotkreuz-Kampagne „Humanitäre Schule“. Im zweiten Teil der Kampagne sollen sie noch eine ehrenamtliche Aktion durchführen. Dafür werden die Teilnehmer und das Gymnasium zertifiziert.
Neben Deutschland und den Vereinten Nationen handelt es sich im Spiel um die fiktiven Staaten Löfar, Malea und Suldan. Es geht darum, dass Löfar Erdöl produziert und exportiert. Trotzdem verarmt und verhungert Löfars Bevölkerung, weil im Land eine Diktatur herrscht. Als Folge streiken die Menschen und verhindern die Ölproduktion, wodurch die restlichen Länder betroffen sind. Alle diese Spielbedingungen sowie die notwendigen Informationen und Materialien stellt das Jugendrotkreuz (JRK) zur Verfügung. In Zweier- und Dreierteams vertreten dann die Haranni-Schüler die Interessen der einzelnen Akteure im Spiel. Dabei müssen sie als Spielstaatsvertreter an Diskussionen teilnehmen, Verträge aufsetzen und versuchen, eine Lösung des Konflikts zu finden. Die Idee sei es, eine möglichst realitätsnahe Situation zu simulieren, so Teilnehmerin Sümeyye Kozan.
Schulleistungen spielten keine Rolle
Die Gruppenverteilung sei nach dem Zufallsprinzip erfolgt, sagt Projektinitiatorin und Lehrerin Sandra Widera. „Ziel war es, dass die Schüler sich durchmischen und sich besser kennenlernen“, erzählt sie.
Auf die Kampagne sei sie auf der Seite des Jugendrotkreuzes zufällig gestoßen. Ursprünglich sei die Idee gewesen, ihre Klasse zu Themen wie Vorsorge und Gesundheit zu informieren. Doch nach einer gelungenen Vorstellung der JRK-Kampagne vor der Schulleitung entschied sich das Haranni-Gymnasium für das Projekt und gibt damit Schülern aus verschiedenen Jahrgängen die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Dabei hätten die Schulleistungen keine Rolle gespielt, sagt Widera. „Persönliche Tugenden wie Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit und Kommunikationsstärke waren die ausschlaggebenden Kriterien bei unserer Schülerauswahl“, erklärt die Lehrerin.
Ehrenamtliches Engagement im zweiten Teil
Der Schülerin Johanna Röttsches aus der 10. Klasse gibt das Simulationsspiel Ideen für Verhaltensweisen bei Konflikten. Dem 15-jährigen Teilnehmer Nick Krämer veranschaulicht das Projekt, wie Politik entsteht. „Man fühlt sich betroffen, wenn man so viel von einem realitätsnahen Konflikt mitbekommt“, sagt Schülerin Sümyye Kozan. „Was ich persönlich noch vom Projekt mitnehme, ist die Erkenntnis, dass man sich für andere einsetzen soll, wie man kann und egal, wo man lebt“, stellt die 17-jährige fest.
Für den zweiten Teil der Kampagne sollen sich die Schüler bis Ende des Schuljahres ehrenamtlich engagieren. Die einzige Voraussetzung sei, ein neues Projekt durchzuführen, das das Gymnasium bis jetzt nicht organisiert habe, sagt Widera. Dafür gibt es zahlreiche Ideen, wie zum Beispiel Essen zu verkaufen und die Erlöse zu spenden, Spielzeuge in Kinderheimen zu schenken oder Senioren vorzulesen. Zurzeit stehe nur fest, dass die Schüler entweder Zeit oder Geld verschenken wollen.
>>WEITERE INFORMATIONEN: Das Jugendrotkreuz
Die allererste Kampagne fand 2004 in Hannover statt. In NRW findet die Aktion zum zweiten Mal statt.
Die Zertifizierungsfeier ist am 6. Juli im Volkshaus Röhlinghausen (Am Alten Hof 28).
Der Anmeldungsschluss für die nächste Kampagne ist am 1. Oktober. Mehr Infos auf der Seite des JRKes Westfalen-Lippe.