Herne. . Die HCR hat mit fünf weiteren Verkehrsunternehmen eine Schwerpunktkontrolle durchgeführt. Warum 40 Kontrolleure in die Busse stiegen.

Wenn Fahrkarten-Kontrolleure in derart massiver Form auftreten wie am Veilchendienstag, dann ist Schwarzfahren absolut zwecklos. Das sehen auch die vier Jungen an der Haltestelle Friedrich-Ebert-Platz ein und gehen lieber zu Fuß. Dabei hat nur einer von ihnen kein gültiges Ticket: „Mein Chip ist kaputt“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Das Quartett zieht gemeinsam von dannen, die Kumpel halten zusammen so weit die Füße tragen.

Manuela Pelze präsentiert ihren Fahrschein.
Manuela Pelze präsentiert ihren Fahrschein.

„Wir sind dazu verpflichtet, alle Kinder mitzunehmen, aber der Busfahrer weist sie darauf hin, dass sie beim nächsten Mal ein funktionierendes Ticket vorzeigen müssen und einen Lichtbildausweis dazu“, erläutert HCR-Pressesprecher Dirk Rogalla. Zusammen mit der Bogestra, der Vestischen und drei weiteren Unternehmen innerhalb des VRR zeigen die Prüfer an diesem Tag eine besonders geballte Präsenz: 40 Männer und Frauen steigen in die Herner Busse ein, zehn Polizisten unterstützen sie.

Und weil alle Uniformen tragen, sind sie unübersehbar. Auch für die 14-Jährige, die aus dem Bus gebeten wird, weil sie keinen Ausweis vorzeigen kann. „Ich bin auf eine andere Schule gewechselt und habe noch keinen Schülerweis bekommen. Ich finde, das ist hier reine Abzocke“, ärgert sich das Mädchen. Schließlich bekommt sie jetzt das sogenannte „erhöhte Beförderungsgeld“ aufgebrummt. 60 Euro muss sie berappen, wenn sie nicht zum HCR-Büro geht und dort beispielsweise ihren Kinderausweis vorzeigt. „Dann muss sie lediglich eine Bearbeitungsgebühr von 5 Euro entrichten“, erläutert Rogalla.

Über die Hälfte junge Fahrgäste

Weit über die Hälfte der Fahrgäste der HCR seien Kinder und Jugendliche, die mit dem Schokoticket oder dem Young-Ticket-Plus unterwegs sind. Entsprechend hoch sei hier auch die Quote der Kunden, die kein Ticket, das falsche oder keinen Ausweis dabei hätten. Insgesamt gebe es aber keine Gruppe, die durch besonders häufiges Schwarzfahren auffalle, berichtet Prüfer Diethard Wagner, der sogar ein großes Lob für die Herner Busbenutzer bereit hält. Wagner fängt seine Fische sonst im Netz der Vestischen und sagt: „Wir sind sehr angetan vom Herner Publikum, es arbeitet sehr gut mit.“ Will heißen: Es zeigt in der Regel bereitwillig Fahrkarten und Ausweise.

Ein Kontrolleur der HCR präsentiert am Dienstag, 13.02.2018, in Herne Formulare für erhöhtes Beförderungsentgelt. Im Rahmen regelmäßiger Kontrollen wurde schwerpunktmäßig in der Herner Innenstadt kontrolliert. Foto: Rainer Raffalski / FUNKE Foto Services GmbH
Ein Kontrolleur der HCR präsentiert am Dienstag, 13.02.2018, in Herne Formulare für erhöhtes Beförderungsentgelt. Im Rahmen regelmäßiger Kontrollen wurde schwerpunktmäßig in der Herner Innenstadt kontrolliert. Foto: Rainer Raffalski / FUNKE Foto Services GmbH


Formulare für erhöhtes Beförderungsentgelt. Foto: Rainer Raffalski



Sein Kollege, der seinen Namen nicht nennen möchte, fügt hinzu, dass es im Allgemeinen wenig Ärger mit den Fahrgästen gebe. „Ich bin erst einmal attackiert worden, und das ist lange her. Ich übe diesen Beruf schon seit 25 Jahren aus“, sagt der 51-Jährige. Bei einer Runde mit einem HCR-Bus durch die Herner Innenstadt gibt es bis auf die geschilderten Ausnahmen lauter brave Busnutzer. Nur ein Prozent von ihnen fährt rein statistisch gesehen, ohne zu bezahlen. „Der gemeine Schwarzfahrer fällt durch eine gewisse Nervosität auf“, berichtet Rogalla und ergänzt: „Der HCR gehen jedes Jahr 200 000 Euro durch Schwarzfahrer durch die Lappen.“

Nur wenige Schwarzfahrer

Und wenn der Mensch dann ohne gültigen Fahrausweis erwischt wird? Dann hat er eine Ausrede parat, da gibt es sogar eine Art Hitliste der beliebtesten, das weiß Kontrolleur Wagner: „1. Schokoticket vergessen oder gestohlen. 2. Mein Nachbar hat gesagt, mein Ticket passt für diese Fahrt. 3. Ich dachte, ich kann noch jemanden auf meinem Ticket mitnehmen.“

Der Ausreden gebe es viele, die wenigsten ziehen. Und diese ganz bestimmt nicht, wie Rogalla erzählt: „Wir haben gerade einen jungen Mann erwischt, der sagte, er habe von der Bebelstraße bis zum Bahnhof sein Geld gesucht und nicht gefunden.“