herne. . Darf’s ein bisschen derber sein? Die FDP lud zum Politischen Aschermittwoch in den Wanner Mondpalast ein. Hauptredner war Minister Joachim Stamp.

Vormittag aschermittwochte Joachim Stamp bei der FDP in Dr. Thompsons’s Seifenfabrik in Düsseldorf. Am Nachmittag beehrte der Vize-Ministerpräsident die Liberalen in Coesfeld. Und am Abend trat er in Wanne-Eickel auf. Das stellte den Höhepunkt des liberalen Tages dar, wie zumindest Moderator und FDP-Landtagsabgeordneter Thomas Nückel befand, denn: „Nichts ist so schön wie der Politische Aschermittwoch im Mondpalast.“

Zum elften Mal hatte der FDP-Bezirk Ruhr in Christian Stratmanns Volkstheater an der Wilhelmstraße eingeladen, um den mit derben Reden und Attacken auf den politischen Gegner verbundenen Brauch zu pflegen. Bezirks-Chef Ralf Witzel ließ sich denn auch nicht lange bitte und schoss Breitseiten im Minutentakt ab: auf den „kleinen Kevin“ (Kühnert) von den Jusos, auf „Salto-Martin“ (Schulz) und „Bätschi-statt-Basta-Andrea“ (Nahles) sowie vor allem auf die Bundeskanzlerin. Angela Merkel habe zurzeit, so Witzel, was sie ihr ganzes Leben begleitet habe: „mehr Glück als Verstand“.

FDP-Landesvorsitzender fordert „mehr German Mut“

Attacke auf die AfD, Sorge um die SPD: Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp bei seinem Auftritt im Mondpalast.
Attacke auf die AfD, Sorge um die SPD: Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp bei seinem Auftritt im Mondpalast.

Als klassischer Polit-Redner präsentierte sich der FDP-Landesvorsitzende Joachim Stamp. Auffällig: Der 47-Jährige widmete sich nicht nur der bisherigen Leistungsbilanz der FDP in NRW, sondern auch „der Trümmertruppe AfD“. Stamp beklagte, dass die zunehmende Furcht vor dieser Partei die politische Auseinandersetzung paralysiere: „Ich wünsche mir mehr German Mut und ein offenes Visier.“

Die SPD strafte er nicht nur mit Mitleid, sondern verriet eine Sorge: Dass eine Volkspartei wie die SPD immer mehr den Bach runtergehe, sei ein großes Problem. Einen nicht unerheblichen Teil der 35-minütigen Rede Stamps nahm die Vergangenheitsbewältigung ein, konkret: die Rechtfertigung des Versenkens von Jamaika durch die Liberalen.

Die FDP sei im Bund mit jeder demokratischen Partei koalitionsfähig, sagte Stamp. Solange das Grünen-Kraftzentrum aus Hofreiter und Trittin bestehe, sehe er allerdings wenig Chancen für ein Bündnis mit dieser Partei.

Zur Gesamtwetterlage erklärte er: „Deutschland geht es noch gut.“ Dies sei auch Schröders Agenda 2010 zu verdanken. Die „Rendite der Agenda“ sei aber inzwischen aufgebraucht: „Wir brauchen eine Agenda 2030.“ Und nötig sei auch der Mut zu mehr Marktwirtschaft, damit der Wohlstand erhalten bleibe.

Erst Düsseldorf, dann Wanne-Eickel

Auch das hat Tradition beim Aschermittwoch im Mondpalast: Für Lokalkolorit sorgte neben Nückel die Band „Honey & the Hotshots“, die einen musikalischen Bogen von einer groovenden Version des „Mond von Wanne-Eickel“ bis hin zu Neil Youngs Klassiker „Hey Hey, My My“ schlug.

Die mediale FDP-Allzweckwaffe Thomas Nückel führte übrigens nicht nur in Wanne-Eickel durchs Programm, sondern moderierte auch den Aschermittwoch in der Düsseldorfer Seifenfabrik weg.