Herne. . Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda hat sich beim Rathaussturm hinter einer Mauer vor den Karnevalisten verschanzt. Warum das nichts nützte.
Eine Mauer mit Zinnen versperrt den Aufgang zum Rathaus. Auf der Treppe darüber steht Oberbürgermeister Frank Dudda, flankiert von zwei Sumoringern. Vor der Mauer ein großer Gong, daneben Bürgermeister Erich Leichner, oder wie wir ihn heute nennen müssen, asiatischer Ältester. Im Hintergrund läuft das Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, als es an der Rathaustür laut wird. Begleitet vom Spielmannszug Herne-Süd 1987 stürmen die Karnevalisten der 1. Herner Karnevalsgesellschaft das Rathaus.
Prinz: „Ladet die Kanonen“
„Wollt ihr freiwillig weichen?“, ruft Karnevalsprinz Hilmar I. über die Mauer. Der Oberbürgermeister antwortet in Form einer Büttenrede und droht: „Unsere ,Sumoringer werden euch den Garaus machen, dann habt ihr kurzzeitig nichts mehr zu lachen.“ Doch davon lassen sich die Karnevalisten nicht beeindrucken. „Ladet die Kanonen“, brüllt der Prinz seinem Gefolge zu - und schon knallt es. Konfetti rieselt auf Karnevalisten und Gäste. Frank Dudda flüchtet eine Etage höher, als die Jecken die Mauer erstürmen, allen voran die Prinzessin.
Doch auch die Flucht in die nächste Etage hilft nicht: Schneller als die Anwesenden gucken können, hat die Prinzessin die Krawatte des Stadtoberhaupts gekappt. Bevor jedoch auch der Schlüssel zum Rathaus in die Hände der Karnevalisten fällt, möchte Frank Dudda noch ein bisschen dichten. Er spricht Sachen an, die im vergangenen Jahr zum Lachen und zum Weinen waren - so wie die renovierungsbedürftige Fassade des Rathauses oder das neue Festzelt auf Crange, das nicht allen zusage. Positiv zu verbuchen sei definitiv das neue technische Rathaus.
Karnevalisten erobern Schlüssel
Auch spricht der Oberbürgermeister von den „vielen Chinesen“, die das Rathaus besuchten, so dass einige schon dachten, es gehöre nun ihnen. Schließlich gibt er sich aber doch geschlagen und fordert: „Gläser hoch und hoch die Tassen“ und überlässt der Hekage den Schlüssel. Klaus Mahne, Präsident der Hekage, ergreift nun das Wort. „Ich begrüße den Herrn Oberbürgermeister, ach nein, das sind Sie ja jetzt nicht mehr, jetzt sind sie ja nur noch Frank Dudda. Ich begrüße sie herzlich in unserem Rathaus. Ich glaube, so einfach haben wir den Schlüssel noch nie bekommen.“
Nachdem Frank Dudda und seine begleitenden Sumoringer mit Ansteckern und einem umhängbaren Flachmann ausgestattet sind, gibt es erst einmal eine Stärkung. Zu den traditionellen Schnitten haben sich dieses Mal passend zur chinesischen Mauer Frühlingsrollen gesellt. Weiter geht es mit Vorführungen der Küken- und Minigarde sowie des Funkenmariechens Lotta. Neben den Karnevalisten sind zahlreiche verkleidete Bürger ins Rathaus gekommen - und so tanzen und klatschen mit den Garden Giraffen, Bienen, Grashüpfer und Marienkäfer. Auch eine asiatische Geisha ist vertreten.
„Das war doch eine ganz tolle Sache“, freut sich Karnevalsprinz Hilmar I. „Auch wenn die Mauer den Karnevalisten nicht lange stand gehalten hat.“ Auch die Bürger haben beim Sturm toll mitgemacht. Drei tolle Tage sei das Rathaus nun in närrischer Hand. „Am Aschermittwoch geht dann alles wieder seinen gewohnten Gang und die Sumoringer können wieder normal arbeiten“, verspricht Klaus Mahne.
Von Gerüchten ums Rathaus
„Es ging tatsächlich das Gerücht um, dass Chinesen das Rathaus gekauft haben“, erklärt Frank Dudda. Die Stadt sei sogar bei Facebook darauf angesprochen worden. „Deshalb passte das Thema mit der chinesischen Mauer ganz gut.“ Als begleitende Sumoringer haben sich übrigens zwei Mitarbeiter der Verwaltung zur Verfügung gestellt.
Tatsache ist, dass die Stadt Herne eine Städtepartnerschaft mit der chinesischen Stadt Luzhou anstrebt.
>> Video vom Rathaussturm auf Facebook/WAZ Herne