Herne. . In den Berufskollegs-Klassen für Geflüchtete werden vor allem Sprachkenntnissen vermittelt. Auch um kulturelle und demokratische Werte geht es.

Das Fach Deutsch steht morgens und auch nachmittags gleich mehrfach auf dem Stundenplan: Jungen Flüchtlingen, die das Mulvany- Berufskolleg und das Emschertal-Berufskolleg besuchen, „wollen wir alle erforderlichen Kenntnisse vermitteln“, sagt David Lagin. Er ist einer der Lehrer, die die Migranten unterrichten. „Deutsch ist nun mal der Schlüssel für die weitere schulische und berufliche Laufbahn“, betont er und erhält Rückendeckung von Radojka Mühlenkamp, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.

Schüler bemühen sich, die Sprache zu lernen

Sie lobt zugleich das Engagement der beiden Berufskollegs, die den jungen Menschen weiterhelfen. Lagin und sein Kollege Tobias Hemsing berichten, dass sich die Schüler mit viel Einsatz bemühen, die Sprache ihrer neuen Heimat zu lernen. Um sie auf die weiteren Herausforderungen vorzubereiten, trainieren die Pädagogen mit den Jugendlichen das Formulieren von Bewerbungsschreiben, sprechen über das duale Ausbildungssystem und den heimischen Arbeitsmarkt. „Da wir wissen, wie wichtig Bewerbungen sind, haben wir ein eigenes Sprachbüro eröffnet“, berichtet Hemsing. Schon nach kurzer Zeit zeigen sich erste Erfolge. „Einige Schüler haben bereits Einladungen zu Bewerbungsgesprächen erhalten“.

Um den jungen Menschen ein möglichst breit gefächertes Angebot zu unterbreiten, hat das Berufskolleg vor einigen Monaten eine Bildungspartnerschaft mit der Stadtbibliothek begonnen. Es sei, so ergänzt Thomas Brechtken, Leiter des Mulvany-Berufskolleg, ganz entscheidend, dass die Migranten auch Lesekompetenz erwerben. Ferner wolle man sie auch dabei unterstützen, eigenständig nach geeigneten Stellen auf dem Arbeitsmarkt zu suchen.

Mehrere Studenten unterstützen die Schulen

Als sehr positiv habe sich erwiesen, dass dank des finanziellen Engagements der Stadt Herne mehrere Studenten beschäftigt werden konnten, die zusätzlichen Deutschunterricht anboten, hebt Schulleiter Thomas Brechtken hervor.

Der Unterricht beschränke sich aber nicht nur auf Deutsch, betont er. Selbstverständlich gehören nach seinen Worten auch Mathe und weitere allgemeinbildende Fächer zum Kanon dazu. „Darüber hinaus legen wir Wert darauf, den jungen Migranten hiesige Kultur und demokratisches Verständnis zu vermitteln.“

Das gesamte Angebot der Berufskollegs „ist ein ganz wichtiger Baustein, damit die Integration von Flüchtlingen gelingen kann“, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. Jugendliche, die die Perspektive hätten, langfristig in Deutschland bleiben zu können, hätten recht gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt einen Ausbildungsplatz zu finden.

>>> Wege der Qualifizierung

An den beiden Berufskollegs in Herne sind für rund 150 jungen Migranten insgesamt zehn Klassen eingerichtet worden.

Wenn die Jugendlichen ihren Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erreicht haben, bestehen für sie mehrere Möglichkeiten. Sie können sich entweder gleich um einen Ausbildungsplatz bewerben oder aber weitere Klassen besuchen, um ihre schulische Qualifikationen zu verbessern.

Die RAG-Stiftung hatte darüber hinaus ein Programm aufgelegt, das 30 jungen Flüchtlingen Platz bot, um ebenfalls einen Hauptschulabschluss zu erreichen.