Herne. . Das Trauercafé im Lukas-Hospiz hat zehnten Geburtstag gefeiert. Es ist ein Treffpunkt für Menschen, die den Verlust eines Menschen beklagen.
„Manchmal nimmt man es mit nach Hause und schläft damit ein“: Rita Königsmann ist eine Frau der ersten Stunde. Die Hernerin leistet seit zehn Jahren Trauerarbeit im Lukas-Hospiz. Sie hat sogar eine Trauerbegleitungsausbildung im Kloster Königsmünster absolviert. Und doch: „Ich bin schon mehrfach an meine Grenzen gestoßen“, sagt die sympathische Frau. „Ich habe mir daheim einen Schrank für Kummer und Sorgen eingerichtet.“ Und sie hat sich immer wieder aufgerichtet.
Offene Ohren und wache Augen brauche es für diese Arbeit. „Und manchmal ist es schon sehr wichtig, Trauernde einfach nur in die Arme zu nehmen“, weiß sie aus Erfahrung. Zusammen mit mehreren Kollegen hat Rita Königsmann in zehn Jahren rund 2500 Menschen begleitet, die die Trauer um ihre verstorbenen Angehörigen in ein tiefes Loch gestürzt hat. Die oft nicht wussten, mit wem sie reden können. Die nicht wussten, wohin.
Zweimal im Monat ist das Trauercafé geöffnet
Das Trauercafé steht allen offen, die den Verlust eines lieben Menschen beklagen, unabhängig davon, ob dieser im Lukas-Hospiz oder woanders gestorben ist. „Wir waren zunächst unsicher, ob das Angebot überhaupt angenommen wird“, sagt Anneli Wallbaum, Leiterin des Lukas-Hospiz. Doch schon bald wurde ein zweiter regelmäßiger Termin eingeführt. Zweimal im Monat ist das Trauercafé geöffnet; im Schnitt kommen jeweils 15 Besucher.
An diesem Freitag sind es etwa 25 Gäste, die das zehnjährige Jubiläum des Cafés feiern. Sie sitzen an Tischen, trinken Kaffee, unterhalten sich und warten auf den prächtigen Kuchen, der jetzt angeschnitten wird. Ilse von der Beck und Ruth Galla-Zobel, Mitarbeiterinnen des Hospizes, spielen Smetanas „Moldau“ auf zwei Veeh-Harfen. Die bekannte Melodie klingt so besonders süß und lieblich.
Mit hellem Holz und weißen Wänden freundlich und licht eingerichtet ist das Trauercafé. Es heißt schlicht „Komm‘“. Natürlich können nicht 15 Mitarbeiter Einzelgespräche führen, doch wenn’s dringend ist, lässt sich immer was machen. Das Café ist auch Treffpunkt, Ort für Gespräche. Man erzählt von sich und dem Verstorbenen, wie das war mit dem Sterben. Mit dem Leben. Man tröstet sich.
„Wir haben uns unsere Herzen ausgeschüttet“
Und man lernt sich vielleicht auch besser kennen. So wie Elvira und Gerhard. Elvira hat 2011 ihren Mann Manfred verloren, Gerhard 2012 seine Frau Karin. Im Trauercafé haben sie sich getroffen, kennen gelernt. „Am Anfang haben wir miteinander telefoniert“, sagt Gerhard. „Dann sind wir zusammen spazieren gegangen.“ Und Elvira ergänzt: „Wir haben uns unsere Herzen ausgeschüttet.“ 2013 haben sie dann festgestellt, dass da mehr ist. Sie haben sich verliebt – und ein Jahr später geheiratet. Ein Neustart aus der gemeinsamen Trauer heraus. Jetzt heißen sie Elvira und Gerhard Meinhold.
Die Hernerin ist zu ihrem Gatten nach Gelsenkirchen gezogen, hat für seinen Schalke 04 aber nur wenig übrig. „Ich bin Bayern-Fan“, gesteht sie. Gerhard sagt gar nichts, zuckt nur mit den Schultern. Der Haussegen muss wegen eines Balls nicht schief hängen. Sie teilen sich gemeinsame Hobbys: Reisen, Sport, ein reges Vereinsleben. Ihr Freundeskreis hat sich verdoppelt.
Anneli Wallbaum dankte Mitarbeiterinnen
Anneli Wallbaum überreicht Blumen an ihre treuen Mitarbeiterinnen, die doch so schwere Arbeit leisten, freiwillig. Die Stimmung ist locker, es wird gelacht. Das Gästebuch des Hauses liegt offen. Aufgeschlagen steht auf einer Seite: „Trauer ist das Heimweh unseres Herzens nach dem Menschen, den wir liebten.“ Manchmal findet man auch ein neues Zuhause.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Café
Begleitet von einer haupt- und mehreren ehrenamtlichen Mitarbeitern, ist das Trauercafé, auch an Feiertagen, an jedem ersten Freitag und dritten Sonntag des Monats von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.
Das niedrigschwellige Angebot steht allen Interessierten offen, auch denen, die ihren Angehörigen oder Freund nicht im Hospiz verloren haben. Adresse: Lukas-Hospiz, Jean-Vogel-Straße 43; www.lukas-hospiz.de