Herne. . Beim IHK-Jahresempfang saß Anja Graf (Graf’s Reisen) mit auf dem Podium. Dort diskutierte sie zum Thema Nachfolge in Familienunternehmen.

600 Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung haben sich am Freitagabend im Bochumer Schauspielhaus zum Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet getroffen. Auch Herne gehört zu der Kammer.

Wie soll die Nachfolge in einem Familienunternehmen organisiert werden? Nach Angaben der IHK war das das Thema einer Talkrunde unter Beteiligung auch der Wanne-Eickelerin Anja Graf, Prokuristin von Graf’s Reisen. Außerdem auf dem Podium: Christina Philipps (Geschäftsführerin der Johann-Philipps Verwaltungs-GmbH, Bochum), Prof. Tom A. Rüsen (Chef des Wittener Instituts für Familienunternehmen) und IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé. Sie diskutierten unter der Moderation der beiden IHK-Manager Kerstin Groß und Stefan Postert. Laut Kammer sind ein Drittel der Familienchefs über 55 Jahre – und müsse sich deshalb über die Nachfolge Gedanken machen.

Anja Graf: Firmenchefs brauchen Mut

Ein gut aufgestelltes Unternehmen, so der Wissenschaftler Rüsens, „findet in der Regel einen Nachfolger“. Allerdings: Dies bedeute nicht zwangsläufig, dass eine Übernahme in der Familie gelinge. Denn die große Herausforderung in einem Familienunternehmen bestehe darin, zwischen Unternehmen und Familie zu unterscheiden. „Ein Familienunternehmen ist zunächst ein Unternehmen und muss so agieren. Eine Familie tickt anders.“ Rüsen: „Viele Unternehmensübergaben scheitern wegen des Ärgers in der Familie.“

Prokuristin bei Graf’s Reisen: Anja Graf.
Prokuristin bei Graf’s Reisen: Anja Graf.

Unternehmer zu sein, verlange Mut – „auch den Mut zu scheitern“, sagte Anja Graf. In einem Familienunternehmen – dies sei anders als in jedem Konzern – gebe es „offene Türen“, man fälle „schnelle Entscheidungen“. Beides sei auch extrem wichtig für die Mitarbeiter. Dies alles könne man nur leisten, wenn man „mit Herzblut“ Unternehmer sei.

Rüsen: Es gibt kein „Unternehmer-Gen“

Denn – das machte Wissenschaftler Rüsen klar – ein „Unternehmer-Gen“ gebe es nicht. Erfolgreicher Unternehmer sein zu können, sei eine Frage „der Haltung“. Und hinter dem Begriff Haltung stecken laut IHK die Schlagworte des Abends: Herzblut, Mut, Verantwortung. Der Applaus habe gezeigt, dass Talkgäste und Moderatoren durch ihre Offenheit den Nerv der Gäste trafen.

IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé hatte zuvor seine Rede zu vielfältigen Appellen genutzt. Sein dringlichster Appell an die Unternehmen der Region: „Bilden Sie aus. Investieren Sie in Ihren Nachwuchs. Helfen Sie den jungen Menschen, ihre Defizite abzubauen. Geben Sie ihnen eine Chance.“