Herne. . Anwohner der Bochumer Straße sind seit Wochen ohne Telefon- und Internetverbindung. Ein Telekom-Mitarbeiter findet den Fehler im Kabel.
Der Held des Tages sitzt in der tiefen Grube und hält ein riesiges, buntes Bündel Kabel hoch: Der Mitarbeiter der Telekom hat den Fehler endlich gefunden, etliche Anwohner im Bereich der Bochumer- und der Kronprinzenstraßen sind seit Wochen ohne Telefon- und Internet-Anschluss gewesen und können jetzt aufatmen.
Am Dienstag dürften besonders viele Telefonierer und Internet-User von den Reparaturarbeiten der Telekom betroffen gewesen sein: „Das waren heute über 1000 Anschlüsse, bei denen nichts mehr ging“, erläutert der Mann mit den vielen Kabeln. Wie viele Anschlüsse in den Tagen und Wochen zuvor betroffen waren, das kann er nicht genau sagen.
Von der Außenwelt abgeschnitten
Laut Telekom-Pressesprecherin Stefanie Halle war es lediglich das Haus an der Bochumer Straße 66, das – rein telekommunikationstechnisch – von der Außenwelt abgeschnitten war. Im Zeichen von Handy und Smartphone kein Problem, sollte man meinen. Aber: „Hier wohnen fast nur alte Leute, die kein Mobiltelefon besitzen“, sagt Gisela Fründt, die selbst 85 Jahre alt ist. Sie ging zu Fuß zur WAZ-Redaktion und beschwerte sich, anrufen konnte sie ja nicht. Bis Dienstag harrte sie ohne Telefonverbindung aus – in ihrer großzügigen Wohnung im Haus, das um 1900 herum gebaut und den Charme goldener Zeiten ausstrahlt, als Herne noch eine der wohlhabendesten Städte des Landes war.
Schlimm findet Gisela Fründt aber vor allem, dass sie von der Telekom völlig im Stich gelassen worden sei. „Wenn man uns wenigstens gesagt hätte, was los ist, aber man hat uns immer wieder vertröstet", ärgert sie sich. Im Haus lebt auch eine 93-jährige Frau, die Pflegefall und dringend auf eine intakte Telefonverbindung angewiesen sei, wenn sie ein Problem habe und einen Arzt anrufen müsse. „Seit dem 17. Dezember haben wir keinen Anschluss mehr, seit sechs Wochen“, macht Gisela Fründt deutlich. Am schlimmsten sei es über Weihnachten gewesen.
Für Freunde nicht erreichbar
Um mit Verwandten telefonieren zu können, habe sie sich ein Handy geliehen. Aber Freunde, die sie anrufen wollten, um ihr ein frohes Fest zu wünschen, hätten sie nicht erreichen können und sich Sorgen gemacht. „Man fühlt sich so ausgegrenzt“, sagt die Rentnern, die früher als Kaufmännische Angestellte gearbeitet hat. Inzwischen hat sich die Telekom schriftlich bei Gisela Fründt entschuldigt. Die Beseitigung des Fehlers, darauf weist die Sprecherin ausdrücklich hin, habe vor allem deshalb so lange gedauert: „Wir haben die strikte Auflage der Herner Stadtverwaltung, die Löcher und Gräben wieder umgehend zu verschließen“. Deshalb schafften die Mitarbeiter nur rund 25 Meter pro Tag. Der Graben bis zur defekten Stelle war aber 250 Meter lang. Die Kunden sollen nach der Endmontage laut Telekom-Sprecherin bis 5. Februar wieder am Netz sein: „Uns ist bewusst, das diese langwierigen Arbeiten unsere Kunden auf eine harte Geduldsprobe stellen.“