Herne. . Radwan Alnabelsi kam als Flüchtling aus Syrien. Nun hat er in Herne einen Imbiss. So will er sich für die Hilfe vor Ort bedanken.

Vor zwei Jahren flüchteten Radwan Alnabelsi und seine Familie vor Krieg und Terror in Syrien. In Herne fanden sie mehr als eine Bleibe auf Zeit, die Stadt wurde zur neuen Heimat. „Dafür möchte ich Danke sagen“, erklärt der 31-Jährige, der im Selbststudium die deutsche Sprache erlernt hat. In seinem Restaurant Syriana an der Bebel­straße 7, das er vor gut sechs Monaten eröffnet hat, erhalten Bedürftige einen Rabatt von 20 Prozent.

Alnabelsi hat im Ruhrgebiet häufiger davon gehört, dass in vielen Städten der Region Menschen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind: „Entweder haben sie ihren Arbeitsplatz verloren oder aus anderen Gründen finanzielle Probleme.“ Solche Schicksale kamen ihm in den Sinn, als er überlegte, „wem ich Gutes tun kann“. Weniger bezahlen sollen auch Schüler und Studenten, denn er weiß, dass auch sie oft knapp bei Kasse sind.

Entsprechende Bescheinigung einfach mitbringen

Den Preisnachlass möchte der gebürtige Syrer möglichst formlos gewähren. Bezieher von Grundsicherung oder Arbeitslosengeld II sollen einfach die passende Bescheinigung mitbringen. Schüler und Studenten haben entsprechende Ausweise, die sie dem Restaurantbetreiber vorzeigen können.

Frisch zubereitet liegen die Speisen in der Kühltheke.
Frisch zubereitet liegen die Speisen in der Kühltheke. © Jürgen Theobald

Die Idee zu der Rabattaktion entstand, wie der dreifache Familienvater erzählt, in Gesprächen mit einem guten Freund, den er in Ivan Stukert gefunden habe. Dem Pfarrer einer freikirchlichen Gemeinde aus Bochum hatte der Muslim schon mehrfach gesagt, dass er sich in Deutschland ausgesprochen wohl fühle und den Menschen „etwas zurückgeben möchte“.

Seelsorger zeigte sich begeistert

Als Radwan Alnabelsi den Vorschlag machte, sozial Schwache besonders zu bedenken, zeigte sich der Seelsorger begeistert. Der Kontakt zu Stukert war während einer Umweltaktion zustande gekommen, an der sich der gelernte Computerfachmann ebenso beteiligte wie an mehreren Begegnungsfesten für Flüchtlinge.

Protest begann in seiner Heimatstadt

Der Syrer sollte zum Militärdienst einberufen werden, als er sich entschied, seiner Heimat den Rücken zu kehren.

Vor seiner Flucht war er als Computerexperte für eine Bank in Dubai tätig, konnte aber dort auf Dauer nicht bleiben.

Die Familie stammt aus Daraa, im Süden Syriens. Hier begann 2011 der Protest gegen Präsident Assad. Ein oder mehrere Schulkinder sollen regimekritische Parolen auf eine Hauswand geschrieben haben. Als bekannt wurde, dass Sicherheitskräfte die Kinder verhaftet und gefoltert hatten, gingen die Menschen auf die Straße und fanden auch in anderen Regionen Unterstützung.

Darüber nachgedacht, sich mit seinem ursprünglichen Beruf eine Existenz in Deutschland aufzubauen, hatte der Syrer schon oft. Doch er bekennt offen, dass seine Deutschkenntnisse für die komplexen technischen Vorgänge nicht ausreichen. Gleichwohl stand für ihn außer Frage, dass er mit selbst verdientem Geld den Lebensunterhalt für sich und seine Familie bestreiten will. Dass es ausgerechnet ein Restaurant mit syrischen Spezialitäten werden sollte, hätte er sich früher kaum vorstellen können. Aber mit dem Gastronomiebetrieb bietet sich für ihn die Chance, Menschen hierzulande etwas von seiner Heimat nahezubringen.

Arabisches Eis ist auch im Angebot

Mutter und Ehefrau halfen ihm dabei, die syrische Küche genauer kennenzulernen. Wer sich die Speisekarte vornimmt, findet beispielsweise Shawarma, „ein leckeres Gericht mit Hähnchenfleisch“. Zu den Spezialitäten gehört auch Kibbeh, womit Klöße aus Teig und Fleisch gemeint sind. Arabisches Eis habe er auch im Angebot. Es zeichne sich dadurch aus, dass es nicht so süß sei, erklärt der Syrer. Wenn er davon erzählt, wie Sahne, Milch, Pistazien und Vanille zum Einsatz kommen, spürt man ganz deutlich: Radwan Alnabelsi weiß, wovon er spricht. Sein Wissen und Können hat er dem eigenen Engagement zu verdanken.