Herne. . Die in Herne geborene Journalistin Julia Korbik hat ein Buch über die Schriftstellerin und Feministin geschrieben. Was sie mit ihr verbindet.

Als Julia und Simone sich das erste Mal begegnen, ist Julia Korbik in der neunten Klasse und sie soll ein Referat über Jean-Paul Sartre halten. Zum 18. Geburtstag bekommt sie den Roman „Die Mandarins von Paris“ geschenkt, und Simone de Beauvoir lässt sie nicht mehr los. Jetzt hat die in Herne aufgewachsene Journalistin ein Buch über die berühmte Französin geschrieben: „Oh, Simone“ beleuchtet deren Werden, Lieben, Denken, Schreiben, Handeln und Kämpfen.

Kein falscher Respekt vor der feministischen Ikone

Julia Korbiks „Oh, Simone“ ist als Taschenbuch erschienen.  
Julia Korbiks „Oh, Simone“ ist als Taschenbuch erschienen.   © rororo

Genau so sind die zentralen Kapitel überschrieben, in denen Julia Korbik (29) sich den vielen Facetten Simone de Beauvoirs nähert. Die sie übrigens stets „Simone“ nennt, denn bei allem Respekt: Von Heldinnenverehrung hält die Autorin nicht viel. Überhaupt geht sie locker mit der Ikone des Feminismus um, die immer gleichzeitig Schriftstellerin war und der intellektuellen Pariser Elite angehörte. Korbik erzählt über ihre zentrale Figur so, als sei sie mitten unter uns. Simone und ihre Schwester „tragen Klamotten so lange, bis sie auseinanderfallen“. Die intelligente und wissbegierige Simone: „eine richtige kleine Streberin“.

Listen und andere Elemente verschlanken den Text

Das liest sich gut und klingt gar nicht aufgesetzt-jugendforsch, was auch für Listen wie „Fünf Dinge, die Simone hasst“ (Käse, die Bourgeoisie, älter werden ....) oder „Die zehn schönsten Liebesbekundungen an Sartre“ gilt. Dass Simone auch Frauen liebte, hat Korbik übrigens deutlich belegt gefunden. Auch Personen, Zahlen, Orte oder Begriffe klammert die Autorin hier und da aus, was den zentralen Text angenehm verschlankt. „Ich hatte so viele Details“, sagt sie. „Es wäre schade gewesen, sie nicht reinzubringen.“

Doch die Form täuscht nicht darüber hinweg, dass hier fundiert gearbeitet worden ist. Julia Korbik kennt sich im Werk der Schriftstellerin bestens aus, auch Kompliziertes wie das philosophische Denkgebäude der Existenzialisten macht sie zugänglich. Was schon mit dem feministischen Manifest „Stand up!“ (2014) gelang, wird fortgesetzt: Frisch im Ton, wagt sie einen neuen Umgang mit dem alten Geschlechterthema.

Als Taschenbuch für alle Leserinnen erschwinglich

„Ich wollte keine typische Biografie schreiben“, sagt sie, da gebe es schon gute. „Ich wollte Simone als Person darstellen.“ Klar machen: „Dafür hat sie gestanden.“ Dass sie mit ihrem zweiten Buch gleich bei rororo landete, sei ihrer Agentin zu verdanken. Das freut sie um so mehr, weil damit ein auch für jüngere Leserinnen erschwingliches Taschenbuch auf den Markt kommt. Nein , sie werde jetzt nicht nur feministische Bücher schreiben, sagt sie. „Ich habe noch viele andere Themen.“ Aber eins hat sie noch in der Pipeline: „How to be a girl“ - ein Mutmachbuch für Mädchen.

>>> ZUR PERSON

Julia Korbik ist in Herne 1988 geboren und hat 2007 am Otto-Hahn-Gymnasium ihr Abitur gemacht. Als Jugendliche schrieb sie gelegentlich für die Herner WAZ.

Während ihres Studiums von European Studies, Kommunikationswissenschaften und Journalismus pendelte sie zwischen Münster und Lille.

Julia Korbik lebt als Journalistin und Autorin in Berlin. Ihre Schwerpunkte sind Politik und Popkultur aus feministischer Sicht, europäische und französische Themen.

Mehr online im „Oh, Simone“-Blog www.eaudebeauvoir.com und auf www.juliakorbik.com