Herne. . Geschafft: 400 Stadtmitarbeiter haben ihr neuen Büros im Technischen Rathaus in Wanne-Süd bezogen. Schlaglichter auf ein historisches Ereignis.

„Historisch“ ist ein großes Wort. Doch für das, was in den vergangenen 18 Monaten an der Lange­kampstraße 36 in Wanne-Süd passiert ist, ist es durchaus angemessen.

Denn: Das in der ehemaligen Heitkamp-Zentrale eingerichtete Technische Rathaus ist das größte städtische Verwaltungsgebäude in ganz Herne. Anlässlich der Vollendung des Einzugs von 400 Stadtmitarbeitern am Freitag rückt die WAZ besondere Geschichten und besondere Menschen aus dem Rathaus in den Fokus - vom Chef über Tresor und Dusche bis hin zur Pförtnerin.

Technisches Rathaus ist bezogen

Karlheinz Friedrichs, Bau- und Planungsdezernent

 

 

Vorgänger von ihm hätten bereits von einer Konzentration der „technischen“ Fachbereiche geträumt, weiß Bau- und Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs. Mit dem Einzug vor sechs Tagen ist dieser Traum für ihn nun auch persönlich in Erfüllung gegangen. Im 5. Stock residiert der Hausherr - in einem Büro mit einem tollen Blick auf Wanne, aber einer sachlich-nüchternen Ausstattung. Den Bezug zu Alt-Herne - Friedrichs bisheriger Amtssitz - stellt ein Gemälde des Bochumer Architekten und Künstlers Karl F. Gehse her, das die City aus der Vogelperspektive zeigt. Übrigens: Auch durch den nun längeren Weg will sich der Sodinger Friedrichs nicht davon abhalten lassen, häufig mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Heike Farris, Pforte

 

 

Er (Friedrichs) da oben, sie da unten. Doch Heike Farris fühlt sich an der Pforte im Entree des Technischen Rathauses mindestens so wohl wie der Chef in seinem Reich im 5. Stock. Die 50-Jährige empfindet es als „großes Glück“, dass sie nach elf Jahren vom WEZ in Wanne-Mitte ins Rathaus in Wanne-Süd wechseln durfte. Warum? „Hallooo? Das hier ist alles neu und viel schöner“, sagt Farris. Und das Klientel im WEZ - dort ist sind unter anderem das Ausländeramt und das Jugendamt untergebracht - sei auch nicht immer nur nett zu ihr gewesen. Von 6 bis 20 Uhr ist die gläserne Pforte an der Langekampstraße besetzt. Bevor Verdi und Personalrat empört aufschreien: Heike Farris teilt sich den Job mit einer Kollegin

Dusche

 

 

Rathaus mit Duschmöglichkeiten  - da kam auf der jüngsten Personalversammlung der Stadt etwas Neid auf. Das werde aber in Zukunft Standard sein, so OB Dudda. Die Nasszellen sind übrigens bereits genutzt worden.

Belebung des Umfelds

 

 

Ein großer Schritt für die Stadtverwaltung, ein ebenso großer Schritt für Wanne-Süd: Das Technische Rathaus werde auch für eine Belebung des Umfelds sorgen, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda am 13. November bei der symbolischen Schlüsselübergabe an die Stadt. Einige Ideen reifen bereits: So kann sich Dezernent Karlheinz Friedrichs vorstellen, dass der Wochenmarkt auf dem benachbarten Steinplatz künftig nicht nur samstags, sondern angesichts von 400 neuen potenziellen Kunden auch einmal unter der Woche stattfindet.

"Schatzkammer"

 

 

Die Stadt ist klamm, doch eine "Schatzkammer" leitet sie sich sehr wohl. So nennen die Mitarbeiter den Raum, in dem die (wertvollen) Gerätschaften der Abteilung Vermessung und Kataster gelagert werden. 75 (!) Steckdosen sorgen hier dafür, dass die Akkus stets geladen sind.

Kantine

 

 

Wer arbeitet, muss auch essen. Die Nahrungsaufnahme soll möglichst in der Kantine erfolgen, die im Frühjahr 2018 eröffnet wird. Die Plätze auf der Außenterrasse dürften im Sommer ähnlich begehrt sein wie Liegen am Strand von Mallorca. Betreiber wird Wewole (früher: Werkstätten für Behinderte) sein. Und auch für Bürger soll sich die Kantine öffnen.

Norbert Kubiak, Hausmeister

 

 

Für zehn städtische Verwaltungsgebäude in Wanne-Eickel ist Hausmeister Norbert Kubiak verantwortlich. Als Sahnehäubchen kam nun noch das Technische Rathaus oben drauf. „Eine gewaltige Herausforderung“, sagt der 56-Jährige Holsterhauser. Vor allem zum Start. „Ich bin das Mädchen für alles.“ Zum Beispiel: für die Herausgabe von 1000 Schlüsseln, als Ansprechpartner für Handwerker, für den Austausch defekter Leuchtröhren und für die Heizungsanlage im Keller

Tresor

 

 

Heitkamp-Zentrale, 30. November 1967. Begleitet von bewaffneten Sicherheitskräften nehmen Buchhalter der Baufirma Geldbündel mit 100-Mark-Scheinen aus dem zum Teil mit rotem Samt ausgeschlagenen Keller-Tresor, um es in Hunderte von Lohntüten zu verteilen, die dann zum Monatsanfang in der nahen Lohnhalle an die Belegschaft verteilt werden. So könnte es gewesen sein, damals, als der trutzige Tresor noch wahren Lohn für harte Arbeit ausspuckte. Heute ist der Safe in dem Gebäude der einzige Zeuge einer über Jahrzehnte glorreichen Firmengeschichte. Da die Stadt keine Lohntüten mehr verteilt und es auch sonst keine wertvollen Dinge im Rathaus gibt (sieht man mal von Mitarbeitern und Vermessungsgeräten ab), steht der Geldschrank nur noch gewichtig in der Gegend rum.

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Eine Garage für 80 Fahrrad-Parkplätze

Erster! Josef Becker zog bereits im Oktober ein. Konkret: in Raum B.315.
Erster! Josef Becker zog bereits im Oktober ein. Konkret: in Raum B.315. © Svenja Hanusch

Josef Becker und sein Fachbereich Tiefbau und Verkehr haben im Oktober ihre Büros bezogen und waren damit die ersten Nutzer in der Ex-Heitkamp-Zentrale. Sie seien sehr schnell heimisch geworden, sagt der Fachbereichsleiter und zitiert seine Mitarbeiterin Sabine Gorba-Karwath. Diese habe nach drei Tagen an der neuen Arbeitsstätte erklärt: „Ich fühle mich so, als wenn ich hier schon zwei oder drei Wochen wäre.“

Elf Umzügler sollt ihr sein. Diese elf Abteilungen der Stadt haben in Wanne-Süd eine neue Heimat gefunden: Recht, Bauordnung, Stadtplanung, Umwelt, Gebäudemanagement, Vermessung und Kataster, Tiefbau, Verkehr, Rechnungsprüfung, Stadtentwicklung und der Stab von Dezernent Friedrichs.

Einen provisorischen Parkplatz für Fahrradfahrer gibt es bereits. Bis zum Frühjahr soll eine Garage für 80 Radstellplätze errichtet werden.
Einen provisorischen Parkplatz für Fahrradfahrer gibt es bereits. Bis zum Frühjahr soll eine Garage für 80 Radstellplätze errichtet werden. © OH

Ja, mir san mit’m Radl da. Die Stadt möchte Mitarbeiter dazu bringen, den Arbeitsweg möglichst klimafreundlich zu gestalten. Eiserne (Winter-)Radler müssen sich auf dem Parkplatz zurzeit zwar noch mit einem Provisorium aus Zäunen begnügen, doch im Frühjahr sollen eine Fahrradgarage mit 80 Stellplätze und eine Ladestationen für E-Bikes stehen. Ebenfalls geplant: eine Metropolrad-Station, bei der Stadtmitarbeiter Räder für die erste halbe Stunde umsonst mieten können.

322 Büros, 11 900 Quadratmeter Nutzfläche

Zahlensalat. Und das muss man noch wissen:

  • Für 19 Millionen Euro hat die Stadttochter Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW) die alte Heitkampzentrale umgebaut.
  • Der Komplex mit 322 Büros ist von 1964 bis 1985 in mehreren Etappen gebaut worden.
  • Beim Umbau wurden 100 Kilometer Datenleitungen und 50 Kilometer Elektrokabel verlegt, 900 Meter Schränke aufgebaut sowie 1500 Kubikmeter Schutt entsorgt.
  • Einen haben wir noch: Das Technische Rathaus hat 11 900 Quadratmeter Nutzfläche.