Herne. . Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen lädt Menschen zur Begegnung mit verschiedenen Religionen ein. So sollen Vorurteile abgebaut werden.

Wieso steht ein Hahn auf dem Kirchturm? Weshalb tragen jüdische Männer eine Kopfbedeckung? Warum muss man bei einem Moscheebesuch die Schuhe ausziehen? Drei Fragen zu den drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen will, dass sich Menschen verschiedener Religionen begegnen, um das Verständnis füreinander und für die verschiedenen Glaubensformen zu stärken.

Oftmals haben nach Einschätzung des stellvertretenden Imam Tuncay Nazik (42) die Menschen Hemmschwellen, das Gotteshaus einer anderen Religion zu besuchen. Zum neuen Programm gehöre es, dass Interessierte die Gelegenheit bekommen, eine Moschee, eine Kirche und eine Synagoge aufzusuchen. So ist die Islamische Gemeinde etwa an diesem Mittwoch in der evangelischen Lutherkirche zu Gast. Am Sonntag, 17. Dezember, öffnet dann die Gemeinde selbst ihre Türen an der Rheinischen Straße 25 und lädt Bürger zu Gespräch und Büffet ein.

Besuch in der Jüdischen Gemeinde

Mit einem „Herzlich Willkommen“ begrüßten vor kurzem Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen die muslimischen Kinder und Jugendlichen aus Röhlinghausen. In den Gesprächen habe unter anderem die Frage im Fokus gestanden, wie man mit Antisemitismus umgehe oder auf welche Weise dem Hass auf Andersgläubige begegnet werden könne. Ganz deutlich hätten die Mitglieder der jüdischen und der Islamischen Gemeinde die Bedeutung von Toleranz hervorgehoben. Es dürfe nicht sein, dass ein muslimisches Mädchen wegen seines Kopftuchs beschimpft, ein gläubiger Jude verprügelt oder Grabmale beschädigt werden.

Der Besuch sei mit vielen Lerneffekten zum Leben und Wesen der Religionen verbunden gewesen, betont Nazik. Unter anderem hätten die jüdischen Jugendlichen berichtet, dass der Schabbat, der Samstag, dem Gebet und der Familie vorbehalten sei. Die muslimischen Gäste hätten hervorgehoben, wie sehr ihr Glaube auf Toleranz und Begegnung Wert lege.

Ein solcher Besuch diene dazu, Vorurteile abzubauen und durch persönliche Begegnungen zur Annäherung der Religionen beizutragen, sagt Nazik. Beide Seiten hätten zudem festgestellt, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen Judentum und Islam gebe.

Kurse gegen Extremismus

Auch gegen Extremismus engagiere sich die Gemeinde, sagt Nazik. So würden Seminare angeboten, die sich mit dem Thema beschäftigen und für Aufklärung unter den etwa 150 Jugendlichen in der Gemeinde sorgen sollen. Extremisten, so der 42-jährige Jugendleiter, rissen Koran-Verse aus dem Zusammenhang und nutzten sie für ihre Propaganda: „Darauf muss man vorbereitet sein.“

Übrigens: Zu den Vorschriften im Islam gehöre es, sauber eine Moschee zu betreten und deshalb ziehe man die Schuhe aus. Ein Jude trage aus Respekt vor seinem Gott einen Hut. Und für den Hahn auf dem Kirchturm gebe es unterschiedliche Gründe: Da bestünden zum einen biblische Bezüge, zum anderen sei früher der so genannte Wetterhahn ein wichtiges Messinstrument für die Menschen gewesen.

Wettbewerb: „Malen mit Herz“

Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen ruft unter dem Titel „Malen mit Herz“ zu einem Wettbewerb auf. Voraussetzung: Die Teilnehmer bemalen eine LED-Herzlampe. Diese können sie entweder selbst basteln oder aber auch in folgenden Einrichtungen abholen: Islamische Gemeinde, Rheinische Straße 25; Evangelische Kirchengemeinde, Göddenhoff 8; Evangelischer Kindergarten, Turmstraße 2; Katholischer Kindergarten, Rheinische Str.11. Es gibt zwei Teilnehmergruppen: Kinder (bis 14 Jahre einschließlich) und Jugendliche sowie Erwachsene ab dem 15. Lebensjahr. Diese Einrichtungen nehmen auch die bemalten Herzen wieder entgegen.

Die Abgabe der Herzen muss bis zum 18. Dezember um 16 Uhr erfolgen. Bis dahin haben Jung und Alt die Zeit, die Lampen nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. „Die Idee zu dem Malwettbewerb kam im Kontakt mit dem Regionalverband Ruhr zustande“, sagt der stellvertretende Imam Nazik. Zudem passe die Aktion sehr gut in die Weihnachtszeit.

Eine Jury wird die Arbeiten bewerten. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolge am 2. Januar um 15 Uhr im DRK-Altenhilfezentrum an der Bergmannstraße 20, heißt es. Die Gäste bekämen dabei Kaffee und Kuchen. Die Kinder könnten bei der Aktion Gutscheine für eine Buchhandlung, die Jugendlichen und Erwachsenen Gutscheine für einen Elektronikmarkt gewinnen.