Herne. Über ausgezeichnete Unterhaltung konnten sich Samstag die Besucher im ausverkauften Kulturzentrum beim Wettbewerb „Tegtmeiers Erben“ freuen.

  • Ausgezeichnete Unterhaltung zwischen Kabarett, Satire und Comedy gab es Samstag im Herner Kulturzentrum
  • Auszeichnungen als Tegtmeiers Erben gingen an C. Heiland (Jury-Preis) und René Sydow (Publikumspreis)
  • Ehren-Tegtmeier erhielt Fritz Eckenga, den Jürgen von Manger-Preis für ein Lebenswerk Henning Venske

René Sydow und C. Heiland – das sind die neuen Erben des 1997 verstorbenen Revier-Originals Jürgen von Manger, der in seiner Rolle als Adolf Tegtmeier Kultstatus erlangte. Sydow gewann den Publikumspreis, Heiland konnte die fünfköpfige Jury überzeugen. Sie erhalten jeweils 5000 Euro und dürfen eine Tegtmeier-Kappe mit nach Hause nehmen.

Das Kulturzentrum war seit Wochen ausverkauft. Der Kassenbereich war kurzerhand in „Jürgen von Manger-Weg“ umbenannt worden, neben dem Eingang begrüßte eine Büste des Ruhrgebiets-Typen die zahlreichen Gäste.

Überzeugte die Jury mit seinem Auftritt: C. Heiland.
Überzeugte die Jury mit seinem Auftritt: C. Heiland. © Klaus Pollkläsener

Neben den beiden Gewinnern dieses „elften Wettbewerbs für Bühnenoriginale“ im zwanzigsten Jahr der Veranstaltung „Tegtmeiers Erben“ waren mit Tilman Birr, Rosemie, Sarah Bosetti und Marcel Mann vier weitere Anwärter auf den renommierten Preis angetreten. Alle sechs boten 15- bis 20-minütige Kostproben ihres Könnens. Das Publikum genoss ausgezeichnete Unterhaltung zwischen Kabarett, Comedy und Satire.

Feminismus und Hippie-Eltern

Brill etwa nahm sich die begründete Angst vorm Autofahren zum Thema, Rosemie schwäbelte und jodelte und ließ sich vom Publikum beim Spiel mit dem Alphorn begleiten. Sarah Bosetti knöpfte sich Sexismus und Feminismus vor und verlieh dem bunten Programm eine politische Note; bei ihr gab es nur wenige Lacher, doch ihr Vortrag verleitete zum Nachdenken. Mann schließlich sprach über seine Erfahrungen als Mitarbeiter einer Fast- Food-Kette und seinen aktuellen Beruf als Synchronsprecher. Auch er war ziemlich gut.

Souveräner Conférencier: Helmut Sanftenschneider.
Souveräner Conférencier: Helmut Sanftenschneider. © Klaus Pollkläsener

Als Moderator fungierte der souveräne Helmut Sanftenschneider – er war fast schon das siebte „Bühnenoriginal“ an diesem Abend. Seine Überleitungen waren launig und lustig, besonders witzig: seine Songparodien auf Kreuzfahrten.

Fast die Hälfte

Publikumspreisträger René Sydow erreichte mit 342 fast die Hälfte der 699 abgegebenen gültigen Stimmen. Seine Show: präzise Alltagsbeobachtungen etwa über „Hippie-Eltern“, die ihren Kindern komische Namen geben und Seitenhiebe auf den Politikbetrieb. FDP-Chef Christian Lindner war bei fast allen Ziel der Häme. C. Heiland war mit dem exotischen Instrument Omnichord aufgetreten und wurde für seine schräge, mitunter an Max Goldt erinnernde Performance belohnt. Die Preise überreichten Oberbürgermeister Frank Dudda und der Vorsitzende der Herner Sparkasse, Hans-Jürgen Mulski.

Erhielt den Tegtmeier-Ehrenpreis: Fritz Eckenga.
Erhielt den Tegtmeier-Ehrenpreis: Fritz Eckenga. © Klaus Pollkläsener

Im Vorfeld der Preisverleihung für den Nachwuchs wurden mit Fritz Eckenga und Henning Venske zwei Urgesteine der deutschen Satire- und Kabarett-Szene geehrt. Eckenga erhielt den „Tegtmeier-Ehrenpreis“, Venske erhielt den „Jürgen von Manger-Preis für ein Lebenswerk“. Beide Preise sind undotiert, auf den Sockel legen können sich aber beide eine Tegtmeier-Mütze in Metall.

Die Lobreden hielten die Kabarettisten Bernd Gieseking und Volker Pispers. Eckenga gab eine Kostprobe seines breitgefächerten Könnens und bewies wieder einmal seine „interkulturelle Kernkompetenz“, eine Watsche für verbales Angebertum. Venske sagte unbescheiden, man habe sich mit ihm „den Richtigen herausgesucht“. Auch verwies er auf die Möglichkeiten von Satire: „Sie darf alles, aber muss nichts.“

Start mit Tana Schanzara und Helge Schneider

> Mit Ruhr-Ikone Tana Schanzara und Helge Schneider fand 1997 der erste Wettbewerb für Bühnenoriginale mit dem Namen „Tegtmeiers Erben“ in Herne statt. Der Begriff Bühnenoriginale wird heute nicht mehr so eng gefasst. Beteiligen können sich inzwischen Künstler aus dem gesamten Bereich der Wortschöpfenden – ob gesprochenes, gereimtes oder gesungenes Wort. Wert wird gelegt auf Ausstrahlung, Originalität und Wiedererkennungswert.

> Für den aktuellen Wettbewerb gab es eine Vorschlagsliste mit 40 Kandidatinnen und Kandidaten.