Herne. . Die Nachfrage nach Urnenbeisetzungen ist in Herne in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Viele scheuen Pflegeaufwand bei Erdbestattungen.
- Zahl der Urnenbestattungen Herne macht auf kommunalen Friedhöfen über 70 Prozent aus
- Insbesondere sind inzwischen bei den Hernern Beisetzungen in Kolumbarien gefragt
- Auch die kirchlichen Träger von Freidhöfen reagieren auf die veränderte Nachfrage
Gedenken die Katholiken ihrer Verstorbenen an Allerheiligen, so tun die evangelischen Christen dies am Toten- oder Ewigkeitssonntag, der stets auf den letzten Sonntag vor dem 1. Advent fällt – in diesem Jahr also auf den morgigen 26. November. Während diese Gedenkkultur in vielen Familien noch eine große Rolle spielt, hat sich die Bestattungskultur -- ob von kirchlich oder nicht kirchlich gebundenen Hernern – in den vergangenen Jahren rapide verändert.
Zunehmend verliert die früher übliche Erdbestattung in einem Wahlgrab an Bedeutung, gefragt sind vielmehr alternative Formen, die auch auf vielen Herner Friedhöfen angeboten werden – von Beisetzungen in gestalteten Gemeinschaftsgrabanlagen bis zu Kolumbarien und Memoriamgärten. Selbst die Bestattung unter Bäumen ist in Herne auf Friedhöfen wie dem der evangelischen Kirchengemeinde Eickel an der Richard-Wagner-/Edmund-Weber-Straße möglich.
Ruhezeiten bei Erdbestattungen bis zu 30 Jahren
Ganz deutlich gestiegen ist die Zahl der Urnenbestattungen. Lag der Anteil auf den städtischen Friedhöfen 1988 noch bei gerade vier Prozent, waren es 2001 schon um die 30 Prozent. „Und jetzt sind wir bei über 70 Prozent“, sagt Hans-Jürgen Kuhl. Der Leiter von Stadtgrün, auch für die kommunalen Friedhöfe zuständig, sieht als ausschlaggebend dafür nicht unbedingt nur finanzielle Aspekte, sondern vielmehr pflegerische: „Die Menschen werden immer älter, können selbst die Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr pflegen oder möchten dies den Kindern nicht zumuten, die häufig selbst alt sind oder weit entfernt wohnen“, stellt er fest. Denn die festgeschriebenen Ruhezeiten bei Erdbestattungen können bis zu 30 Jahre betragen – was der Dauer der Zersetzungsprozesse geschuldet ist.
220 Beisetzungen in Kolumbarien im Jahr – bis jetzt
Viele Herner entscheiden sich nicht nur für eine Urnenbestattung in der Erde, sondern für eine im Kolumbarium. „Die Nachfrage ist enorm“, so Kuhl. Erst vor sieben Jahren zum ersten Mal angeboten, entfielen von jährlich etwa 950 Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen inzwischen 220 auf Beisetzungen in einer Kolumbarien-Nische. Die Stadt baue mittlerweile jedes Jahr 240 neue Nischen, die auf je zwei Schmuckurnen ausgelegt seien, berichtet Kuhl. Sonst könne man der Nachfrage nicht mehr gerecht werden. Und es seien nicht wenige, die schon bei Lebzeiten „ihre“ Nische aussuchten. Die Ruhezeit von 15 Jahren könne beliebig verlängert werden.
Die beiden großen christlichen Kirchen, die neben der Stadt in Herne und vor allem in Wanne-Eickel Friedhöfe unterhalten, haben inzwischen nachgezogen. Auf evangelischen Friedhöfen sind Urnenbegräbnisse schon lange möglich, auf den katholischen mittlerweise auch, nachdem die katholische Kirche von ihrer ablehnenden Haltung Feuerbestattungen gegenüber abgerückt ist. So gibt es auch auf den konfessionellen Friedhöfen verschiedenste Beisetzungsformen. Nur eines gibt es dort, im Gegensatz zu kommunalen Einrichtungen, nicht: anonyme Bestattungen. Die Namen der Verstorbenen sollen nicht in Vergessenheit geraten – und werden zumindest auf Gemeinschaftsstelen festgehalten.
In Eickel auch Bestattung unter Bäumen möglich
Auf den kirchlichen Friedhöfen spielt die Erdbestattung noch eine größere Rolle als auf den städtischen. „Sie sind nach meiner Einschätzung noch etwas in der Überzahl“, sagt Barbara Glose, in der katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius zuständig für Friedhofsangelegenheiten. Aber auch dort hat man auf das steigende Interesse an Urnenbestattungen reagiert und bietet zum Beispiel Gemeinschaftsanlagen an, bei denen jedes einzelne Grab auch eine eigene Stele mit dem Namen des Verstorbenen bekommt.
Noch weiter geht die evangelische Kirchengemeinde Eickel, die ihren neuen Friedhof an der Richard-Wagner/Edmund-Weber-Straße neu konzipiert hat. Beisetzungen sind dort sowohl in Kolumbarien möglich – die erst 2016 gebaute Anlage muss schon erweitert werden – als auch in einem Urnengarten und neuerdings auch unter Bäumen. „Wir haben viele Bäume auf unseren Friedhöfen“, sagt Horst-Dieter Fröhling, in der Gemeinde mit zuständig für die Friedhöfe. „An den Friedwäldern und Ruheforsten sieht man, dass die Menschen auch diese Form der Beisetzung wünschen.“
Edelstahlröhren für je vier Urnen
Auf dem Eickeler Friedhof werden dazu Edelstahlröhren, die bis zu vier Urnen übereinander aufnehmen können, unter den Bäumen versenkt. Auf einer Metallplatte darüber werden die Namen der Verstorben mit ihren Geburts- und Todesjahren vermerkt.
Letzte Ruhestätte für die Asche
>> Bei Erdbestattungen zersetzen sich die Körper im Laufe der Jahre, die Asche in den Schmuckurnen dagegen nicht.
Was damit nach Ablauf der Ruhezeit geschieht, ist vor allem bei den kirchlichen Trägern noch nicht abschließend geklärt. Es soll einen würdigen Rahmen geben, hieß es auf WAZ-Anfrage.
Die Stadt setzt die Asche in speziellen Bereichen des Friedhofs unter Grasnarben bei.