Herne. . Zwei mutmaßliche IS-Extremisten aus Herne wurden bei einem US-Luftangriff nahe der syrischen Grenze getötet. Ihr Bruder berichtet von Drohungen.

Die beiden Brüder, die bei einem US-Luftangriff nahe der irakisch-syrischen Grenze gegen die Terrormiliz IS getötet wurden, waren nach Recherchen der WAZ türkische Staatsbürger und haben in Deutschland unter anderem in Herne gelebt. Ein weiterer Bruder der Getöteten, ein Geschäftsmann, wohnt noch immer in der Stadt. Andere Angehörige sind demnach bereits vor vielen Monaten aus Herne weggezogen.

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Die Familie sei in tiefer Trauer und drohe zu zerbrechen, sagt der Herner Geschäftsmann zur WAZ. Er habe versucht, seine Brüder aus den Fängen des Islamismus zu befreien. Dabei habe er auch bei den Herner Behörden um Hilfe gebeten – vergeblich. Nun fürchtet der Bruder um seine Familie und seine Existenz. Er habe bereits Drohungen erhalten, sagte er.

Ömer und Yusuf D. sollen Anhänger des IS gewesen sein

Ömer und Yusuf D. sollen Anhänger des IS gewesen sein. Das US-Militär hatte über den Tod der beiden Dschihadisten berichtet. Bei dem Luftangriff, der bereits am 26. Oktober stattfand, sollen ranghohe IS-Mitglieder gestorben sein.

Auf seiner Facebookseite informiert der Geschäftsmann auf Türkisch über den Tod seiner Brüder. Die Geschwister seien auf dem Weg zu Gott, schreibt er und zitiert einen Vers aus dem Koran: „Nichts kann uns mehr treffen als das, was Allah uns bestimmt hat.“ Der Herner bittet seine Facebook-Freunde, für die Verstorbenen zu beten.

Muzaffer Oruc, Vorsitzender des Herner Integrationsrats, kennt den Geschäftsmann und auch einen der Getöteten. Als er sich vor Monaten über den Verbleib von Yusuf D. informiert habe, habe der Geschäftsmann nur ausweichende Antworten gegeben.

Stadt Herne hält sich bedeckt

Im Herner Rathaus hält man sich bedeckt über den Tod der ehemaligen Einwohner. Nur so viel: Die Stadt sei verpflichtet, sich über die Brüder zu informieren – so weit das überhaupt möglich sei, sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken.

Dem Integrationsrat reicht das nicht. Er verlangt Auskunft über den Hintergrund der Männer. „Wenn Menschen mit einer solchen Gesinnung unter uns leben, müssen wir wissen, wie wir damit umgehen sollen“, sagt Integrationsvorsitzender Oruc. Zur Sitzung des Integrationsrats Ende November will das Gremium deshalb einen Vertreter des Staatsschutzes einladen. Die Polizei betone stets, sie habe beim Thema Islamismus alles unter Kontrolle. „So war es offenbar nicht“, sagt Oruc.