Herne. . Die Reformation läutete in der Musik eine neue Epoche ein. Die Tage Alter Musik nehmen darauf Bezug. Was Kantor Wolfgang Flunkert dazu sagt.

  • Die Tage Alter Musik nehmen mit ihrem Motto „Aufbruch – Rebellen, Reformer und Revolutionäre“ auch auf die Reformation Bezug
  • Ab heute treffen sich zum 42. Mal Künstler aus aller Welt auf Einladung des WDR in Herne
  • Für Kreiskantor Wolfgang Flunkert war Luther ein Protestsänger, der die Menschen emotional ansprach

„Wer singt, betet doppelt“. Dieses Martin Luther zugeschriebene Zitat hebt die Bedeutung der Musik in der Kirche hervor. Die Tage Alter Musik, bei denen sich ab heute zum 42. Mal Künstler aus aller Welt auf Einladung des WDR in Herne treffen, nehmen mit ihrem Motto „Aufbruch – Rebellen, Reformer und Revolutionäre“ auch auf die Reformation Martin Luthers Bezug, die vor 500 Jahren in Wittenberg eine neue Epoche einläutete, auch in der Musik. Das Auftaktkonzert in der Kreuzkirche stellt deshalb „Das Vaterunser Deutsch“ in den unterschiedlichsten Fassungen vom 16. bis ins frühe 18.Jahrhundert vor.

Luther gelang emotionale Ansprache durch Lieder

„Martin Luther hat damals angefangen, Lieder zu schreiben“, erzählt Kreiskantor Wolfgang Flunkert. „Dabei trat er als ,Singer und Songwriter’ auf, der gegen gesellschaftliche Zustände wie den Ablasshandel protestierte. Mit seiner Musik konnte er Menschen emotional ansprechen und diese Lieder konnte man sich gut merken, sie haben sich sehr schnell verbreitet.“

Der Reformator als Singer und Songwriter

Luther als ein Protestsänger und Rebell, ein Wolf Biermann der Reformation? Luther liebte die Musik schon als Kind und nutzte sie ebenso wie die neue Erfindung des Buchdrucks zur Verbreitung seiner Thesen, die „Neuen Medien“ seiner Zeit waren ihm also vertraut.

Ganz wichtig war für Luther, die Menschen einzubeziehen. „Deshalb hat er auch wichtige Glaubensstücke – zum Beispiel das Vaterunser – in Liedform gebracht, in deutscher Sprache“, sagt Flunkert. „Durch die Lieder hat er die Inhalte des Katechismus unter die Leute gebracht. Das hat so etwas von Twitter. Und das war sehr wichtig, denn durch das aufkommende Mönchtum hatte sich auch die Gregorianik entwickelt und der Gesang wurde so spezialisiert, dass Laien die Liturgie nicht mehr singen konnten. Luthers Lieder in Deutsch, die jetzt auch gedruckt werden konnten, waren der Startschuss für das evangelische Kirchenlied.“

Geistliche Volkslieder entstanden zur Reformationszeit

Im Zuge dieser Entwicklung entstanden dann auch bekannte geistliche Volkslieder wie „Der Mond ist aufgegangen“, nach und nach etablierten sich auch Kirchenchöre und Singvereine. „Vor allem in der Romantik im 19. Jahrhundert war das dann im Rahmen der bürgerlichen Laienchöre eine große Sache“, erläutert Wolfgang Flunkert. „In diese Zeit fällt auch die Entstehung der Kantoreien, durch die die Kirchenmusik institutionalisiert wird. Und seit den 1960er Jahren ist die Kirchenmusik sehr vielfältig, auch die Popmusik hält hier Einzug.“ Und das ist vielleicht auch ganz im Sinne von Martin Luther, der immer wollte, dass man „dem Volk auf‘s Maul schaut“.

>>> WELCHE AUFGABEN EIN KANTOR HAT

In der Kreuzkirchengemeinde leitet Wolfgang Flunkert u.a. die Chöre und die Kinderband, spielt Gottesdienst und Konzerte, arbeitet mit Kammerorchester und CVJM-Posaunenchor zusammen und besucht regelmäßig die Kindergärten.

Auf Kirchenkreisebene spielt er die Synodengottesdienste, organisiert Fortbildungen für die nebenamtlichen Organisten sowie für Chorsänger. Flunkert organisiert und spielt die großen Gottesdienste des Kirchenkreises und plant und leitet Veranstaltungen mit, wie jetzt zum Reformationsjubiläum.

Außerdem unterrichtet der Kantor Orgel- und Klavierschüler.

>>> ERÖFFNUNG TAGE ALTER MUSIK

Eröffnungskonzert „Das Vaterunser Deutsch“, NeoBarock und Marianne Beate Kielland, Donnerstag, 9. November, 20 Uhr, Kreuzkirche, Bahnhofstraße 8. Karten an der Abendkasse: 18/9 Euro.