Herne. . 1657 Bewerber, 670 Ausbildungsstellen - das ist die erschreckende Bilanz fürs Herner Ausbildungsjahr 2016/17. Es gibt aber auch positive Zahlen.
- Von Oktober 2016 bis Ende September 2017 kamen in Herne auf 670 Ausbildungsplätze 1657 Bewerber
- Dennoch: Herne fällt im Vergleich zu anderen Städten positiv auf, heißt es bei der Agentur für Arbeit
- Unternehmen müssen umdenken, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik
Gute Zahlen, schlechte Zahlen: Die Bilanz für den Herner Ausbildungsmarkt bietet zum Teil Anlass zur Freude, ist unterm Strich aber nach wie vor ernüchternd. Arbeitsagentur, Stadt, Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und Arbeitgeberverbände verbinden die am Mittwoch im Rathaus Herne vorgestellten Ergebnisse fürs Ausbildungsjahr 2016/2017 mit einem eindringlichen Appell an Unternehmen: Bildet mehr aus!
OB: Weg ist noch sehr lang und steinig
Von Oktober 2016 bis zum 30. September 2017 entfielen in Herne auf 670 Ausbildungsplätze insgesamt 1657 Bewerber. Heißt: Auf 100 Bewerber kamen nur 40 Stellen. „Das ist krass“, sagt Regine Schmalhorst, Leiterin der Agentur für Arbeit. Aus letzterem Wert können die Behörde und ihre Partner auf dem Arbeitsmarkt allerdings auch Honig saugen, denn: Die Zahl der Lehrstellen stieg gegenüber 2015/16 um 7,5 Prozent (plus 47) an.
„Herne fällt hier im Vergleich zu anderen Städten positiv auf“, sagt Regine Schmalhorst, Leiterin der Agentur für Arbeit. Oberbürgermeister Frank Dudda führt den Anstieg auch auf das „gute Miteinander in Herne“ zurück. Stichwort: Bündnis für Arbeit. Der Weg sei aber noch sehr lang und steinig.
Nur 22 Prozent aller Herner Unternehmen bildeten aus
IHK, Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen und Kreishandwerkerschaft sehen vor allem die Arbeitgeber in der Verantwortung. Die Zahlen untermauern dies: 2016 bildeten nur 22 Prozent aller Herner Unternehmen (mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten) aus; 2012 lag der Wert noch bei 25,5 Prozent (siehe Grafik).
IHK, Handwerk und Arbeitgeberverband üben unverblümte Kritik am Verhalten zahlreicher Arbeitgeber. Bewerber würden noch zu sehr an „den Tugenden von gestern“ gemessen, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik. Er fordert: „Unternehmen müssen umdenken.“
Kreishandwerkerschaft: Motivation ist entscheidend
Ein solches Umdenken sei aber nach wie vor sehr schwierig, sagt Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Seine Empfehlung: Die Arbeitgeber sollten Zeugnisse mal beiseite lassen. „Die Motivation ist entscheidend.“ Motivierte Bewerber hätten „das Recht auf eine Chance“.
Ausbildung sei nicht zuletzt im Interesse der Unternehmen, sagt Alexander Füten, Sprecher der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, und verweist auf das hohe Durchschnittsalter in vielen Betrieben.
OB Dudda kündigt weitere Gespräche an
„Es muss noch mehr geschehen“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Er kündigt weitere Gespräche insbesondere mit „großen Anbietern“ in den Bereichen Chemie und Metall an.
>> IM BLICKPUNKT: Anlaufstellen
Für junge Menschen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um sich über freie Ausbildungsplätze zu informieren. Noch bis Januar 2018 werden Lehrstellen besetzt. Termine bei der Berufsberatung, der Agentur für Arbeit erhalten Jugendliche unter 0800 455 55 00 oder im Internet unter www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch (für Arbeitgeber mit freien Plätzen: 0800 455 55 20).
Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer ist unter www.hwk-do.de einsehbar (Kontakt: 0231 5493-333; per Mail ausbildungsberatung@hwk-do.de).
Die IHK Mittleres Ruhrgebiet und die Kreishandwerkerschaft Herne/Wanne-Eickel haben die gemeinsame Internetseite www.azubi-express.de geschaltet, auf der Angebote in der Region und Tipps aufgelistet sind.