Herne. . Der Neumarkt in Herne-Mitte ist umgestaltet worden. Bürger wurden mit einem Workshop beteiligt. Ärger gab es trotzdem – aus diesem Grund.

  • Neumarkt ist im Rahmen des Stadtumbaus Herne-Mitte für eine Million Euro komplett umgestaltet worden
  • Bürger wurden mit Workshop an Plänen beteiligt, Ärger gab es trotzdem – wegen der Fällung fast aller Bäume
  • Entsorgung Herne plant als Ersatz für ehemalige Wertstoffcontainer nun unterirdische Container

Der Neumarkt in Herne-Mitte hat ein neues Gesicht bekommen. Etwa zehn Monate dauerte der Umbau, bei dem auch die Schaeferstraße zwischen Bahnhof- und Hermann-Löns-Straße neu gestaltet wurde. Bis auf Restarbeiten ist alles fertig. Was vor einem Jahr niemand ahnte: Die Baumaßnahme sorgte auch für Ärger. Grund: Aus dem Nichts heraus wurden fast alle Bäume auf dem Platz gefällt.

„Wir wollen den Menschen hier ein attraktives Umfeld bieten“, sagte Josef Becker, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, zum Start der Umbaumaßnahmen im November 2016. Nun kann man das Ergebnis sehen. Etwa das: Der Kreuzungsbereich Schaefer-/Schulstraße ist jetzt barrierefrei, im Bereich zwischen Bahnhof- und Herman-Löns-Straße ist Parken entlang der Schaeferstraße weiter auf beiden Seiten möglich, und auf der Schulstraße am Neumarkt können Autofahrer nun in beide Richtungen fahren.

Kopfsteinpflaster wurde aus- und woanders eingebaut

Neu auf dem Neumarkt sind unter anderem auch steinerne Sitzbänke und Fahrradständer.
Neu auf dem Neumarkt sind unter anderem auch steinerne Sitzbänke und Fahrradständer. © Jürgen Theobald

Und dann der Neumarkt: Das alte Kopfsteinpflaster aus Schaeferstraße wurde beim Umbau herausgenommen, gesäubert und auf dem Neumarkt wieder eingesetzt. Nicht zuletzt wurden Gräser, Ginster und Sträucher in die Beete zwischen den Parkplätzen eingepflanzt, Steinbänke aufgestellt.

„Ziel war im Bereich des Neumarkts — neben dem Erhalt vieler Stellplätze — die Schaffung eines kleinen Stadtplatzes, der die Bürgerinnen und Bürger zum Verweilen einlädt und die Möglichkeit bietet, Aufenthalts- und Wartezeiten dort zu verbringen“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Dort gibt es historische Wohnhäuser, aber auch Büros, Physiotherapeuten, Ärzte, Anwälte und Versicherungen.

Stadt: Kompromiss in Workshop gefunden

Die Öffentlichkeit wurde beim Umbau eingebunden. So gab es eine Workshopveranstaltung mit über 100 Bürgern, außerdem Beratungen im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung. „Der rege Austausch führte letztendlich zur Auslotung eines Kompromisses, der die vielen verschiedenen Interessen berücksichtigt“, bilanziert Stadtsprecher Hüsken. So seien die Anregungen und Ideen der Anwohner und Gewerbetreibenden weitestgehend in die Planung eingeflossen — so etwa der Wunsch, einen großen Teil der Parkplätze zu erhalten. Doch zufrieden waren nicht alle mit den Baumaßnahmen. Im Gegenteil: Vor allem besagte Fällung sorgte für großen Ärger.

Grund waren 15 Bäume, 80 bis 100 Jahre alt, die einen Tag vor Heiligabend plötzlich und ohne Vorwarnung der Kettensäge zum Opfer fielen. Die Fällung, erklärte Stadtgrün-Chef Karl Heinz Kuhl damals den erbosten Anwohnern, sei aufgrund der Situation vor Ort unumgänglich gewesen. Sein Kollege aus dem Tiefbau, Josef Becker, gab aber zu: Man hätte das besser kommunizieren müssen. Immerhin: Es wurde nachgepflanzt. Elf neue Bäume, allesamt Feldahorn, wurden gesetzt, eine große Linde wurde erhalten.

Lob und Kritik von Anwohnern

Eva Kordus ist eine große Kritikerin des Umbaus. „Das Flair ist weg“, sagt die Anwohnerin. Grund seien die Bäume, die der Säge zum Opfer fielen. Deswegen sei sie noch immer „in Trauer“. Das Stadtklima, gerade mitten in der Innenstadt, leide, sagt sie. Auch sie habe das ganz konkret im Sommer gemerkt: Ohne die schattenspendenden Bäume sei es im Haus viel wärmer gewesen.

Der Müll in den neuen Beeten stößt bei Anwohnern sauer auf.
Der Müll in den neuen Beeten stößt bei Anwohnern sauer auf. © Jürgen Theobald

Auch Dr. Ingeborg Steveling ist bedient. „Ich gucke auf Teer, wo vorher Grün war“, sagt die Zahnärztin von der Schaeferstraße. Sie zählt aus dem Stegreif viele Punkte auf, die ihr missfallen: Aus den Ritzen des Kopfsteinpflasters sprieße bereits Unkraut, der neue Gehweg sei eine Buckelpiste, die Sträucher niedergetrampelt, die Beete voller Müll. Über 300 Unterschriften habe sie im vergangenen Jahr gegen die Umbaumaßnahme vor ihrer Haustür gesammelt. Vergeblich: „Das hat keinen beeindruckt.“ Das Ergebnis sei so, wie sie es befürchtet habe: „Alles wurde halbherzig und mit wenig Herzblut gemacht.“

Gestaltung insgesamt gelungen

Ein paar Häuser weiter wohnt Christian Weymayr. Auch er sei noch „traurig und erbost“, dass die Bäume „im Hauruckverfahren gefällt wurden“. Nun sei es kahler auf dem Neumarkt. Aber: „Ich finde die Gestaltung insgesamt gelungen“, bilanziert der Familienvater von der Schaeferstraße. So gefielen ihm die Sitzblöcke und die Holzbarrieren, aber auch die Bepflanzung. Und in 20 Jahren, wenn die Ersatzbäume groß seien, „sieht alles bestimmt toll aus“, sagt er ohne Ironie. Wermutstropfen: Überall liege Müll in den Beeten. „Das A und O ist, dass alles gut gepflegt ist“, sagt er.

Pilotprojekt mit Unterflurcontainern

In einem Pilotprojekt will Entsorgung Herne auf der Schulstraße in Herne-Mitte so genannte Unterflurcontainer für Altglas und Papier testen. Sie sollen die alten Wertstoffcontainer, die bis zu den Baumaßnahmen auf der Schaeferstraße nahe der Einmündung zur Schulstraße standen, ablösen.

Unterflurcontainer gibt es in vielen Städten – wie hier in Hagen für den Gelben Sack.
Unterflurcontainer gibt es in vielen Städten – wie hier in Hagen für den Gelben Sack. © OH

Bürger, die Glas oder Papier loswerden wollen, werfen die Materialien dabei in oberirdische Einwurfsäulen, das Recyclingmaterial landet dann in unterirdischen Containern, erklärt Stadtsprecher Horst Martens. Er nennt die Vorteile dieses Systems: „barrierefreier Zugang, gepflegtes Erscheinungsbild, deutliche Lärmreduzierung zum Beispiel bei der Altglassammlung, Verringerung von Geruchsbelästigungen und Verhinderung von Vandalismus.“

Erfahrungswerte sollen gesammelt werden

Der Glascontainer, so der Stadtsprecher weiter, soll regelmäßig von einer Firma, das Papier von Entsorgung Herne geleert werden. In dem Pilotprojekt sollen schließlich auch Erfahrungswerte etwa über die Nutzung gesammelt werden.

Die für die Unterflurcontainer geplante Fläche an der Schulstraße stehe bereits fest und sei bei den Planungen freigehalten worden. Der Einbau von Einwurfsäulen und unterirdischen Containern soll noch in diesem Jahr erfolgen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Der Stadtumbau

Der Umbau von Neumarkt und Schaeferstraße kostete knapp eine Million Euro und wurde mit Hilfe des Topfs S tadtumbau Herne-Mitte finanziert; den Löwenanteil an den Baumaßnahmen zahlen Bund und Land.

Zum Stadtumbau Herne-Mitte, der mehrere Jahre dauert, gehören etwa 20 weitere Maßnahmen, die — über mehrere Jahre verteilt — mit knapp 30 Millionen Euro realisiert werden. Dazu gehört unter anderem auch die Umgestaltung von Grünflächen, Spielplätzen, Schulhöfen, Straßenzügen und Plätzen.

Umgebaut wurden in diesem Zuge unter anderem bereits Bahnhof-, Neu- und Viktor-Reuter-Straße sowie der Grünzug Hölkeskampring. Als nächstes soll der Europlatz umgebaut und die Hauptschule Hölkeskampring zu einer städtischen Einrichtung umgebaut werden.