Herne. . Obwohl Heiligabend auf einen Sonntag fällt, öffnen zahlreiche Herner Supermärkte. Das Gesetz macht es möglich. Das sagen die Betreiber.

  • Jens Gronemann hat 2006 sehr gute Erfahrungen mit einer Öffnung am sonntäglichenHeiligabend gemacht
  • Mitarbeiter melden sich offensichtlich freiweillig und erhalten Extra-Vergütungen
  • Verdi kritisiert die Öffnung scharf: Kunden sollten den Mitarbeitern drei freie Tage hintereinander gönnen

In Herne werden offenbar zahlreiche Supermärkte an Heiligabend öffnen - obwohl dieser auf einen Sonntag fällt. Das ergab eine Umfrage der Herner WAZ-Redaktion. Zum Hintergrund: Zwar sind die Geschäfte an einem Sonntag eigentlich geschlossen, doch im NRW-Ladenschlussgesetz ist ein Ausnahmefall formuliert für Geschäfte, „die überwiegend Lebens- und Genussmittel anbieten“. Diese dürfen zwischen 10 und 14 Uhr öffnen (die WAZ berichtete).

Jens Gronemann teilt im Gespräch mit der Redaktion mit, dass er das Edeka-Geschäft an der Eickeler Straße von 10 bis 13 Uhr öffnen werde. Im Jahr 2006 habe es ebenfalls diese Konstellation gegeben, damals „war die Resonanz in unserem Geschäft in Castrop-Rauxel sehr groß“. Sprich: Der Umsatz stimmte. Die Belegschaft ziehe mit, es hätten sich genügend Freiwillige gemeldet. Selbstverständlich werde er sich bei der Vergütung etwas einfallen lassen, so Gronemann.

Keine frische Ware am Sonntag

Der Mitbewerber in Sichtweite, der Frischemarkt Schober, ist noch unschlüssig. Ob er öffne, hänge von unterschiedlichen Faktoren ab, so Ulrich Schober. Sein Blick auf die mögliche Öffnung am sonntäglichen Heiligabend ist differenziert. Der Verbraucher selbst benötige diesen zusätzlichen Einkaufstag nicht, auch den Zeitrahmen von 10 bis 14 Uhr hält er für zu spät. Schober weist darauf hin, dass die Läden am Sonntag keine frische Ware mehr bekommen.

Ulrich Schober ist sich noch nicht sicher,ob er Heiligabend öffnen wird.
Ulrich Schober ist sich noch nicht sicher,ob er Heiligabend öffnen wird. © Lars Heidrich

Während bei Edeka Vogel in Herne die Frage der Öffnung noch nicht entschieden ist, steht bei Rewe Mokanski die Entscheidung fest. „Wir öffnen“, sagt Reinhard Mokanski, der die Supermärkte an der Dorstener Straße und der Hauptstraße betreibt. Die Mitarbeiter seien informiert, und angesichts einer Extra-Vergütung stehe genügend Personal bereit. Rewe Dortmund teilt mit, dass die Supermärkte nicht flächendeckend geöffnet haben. Den von Rewe-Kaufleuten selbstständig betriebenen Märkten sei freigestellt, von gesetzlichen Möglichkeiten Gebrauch zu machen und im entsprechenden Rahmen zu öffnen.

Kaufland bleibt geschlossen

Bei einem großen Mitbewerber bleiben die Türen auf jeden Fall geschlossen: Kaufland. Das teilte das Unternehmen mit. Einer, der die Entwicklung genau beobachtet, ist Dirk Schulz, Pächter der Aral-Tankstelle an der Holsterhauser Straße. Der Grund: Dort betreibt er seit dem Frühjahr einen sogenannten Rewe-to-go, also einen Mini-Supermarkt, in dem man sich auf die letzte Minute ein Festtagsmenü zusammenstellen könnte.

Sein Sortiment werde er für Weihnachten nicht verändern, so Schulz im Gespräch mit der WAZ-Redaktion, vielleicht werde er bei einigen Artikeln mehr Ware haben. Die Tankstelle hat 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Das heißt: Zwar wird er an Heiligabend vormittags nicht konkurrenzlos sein, dafür aber an den folgenden Feiertagen.

>>> HARTE KRITIK VON GEWERKSCHAFT VERDI

Beim Plan, den Rubel in Lebensmittelgeschäften auch an Heiligabend rollen zu lassen, obwohl er auf einen Sonntag fällt, reagiert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erwartungsgemäß allergisch.

„Viele Beschäftigte freuen sich, an Weihnachten drei Tage hintereinander frei zu haben, und dann kommt so eine verrückte Idee“, erklärte Verdi-Sekretär Michael Sievers im Gespräch mit der WAZ. „Man kriegt es hin, bis zum 23. Dezember alle Einkäufe zu erledigen“, ergänzt Sievers. Die Kunden sollten den Kollegen in der Genuss- und Lebensmittelbranche die freien Tage gönnen.

Das Argument, dass sich viele Beschäftigte in Supermärkten und Discountern über das finanzielle Zubrot freuten, lässt Sievers nicht gelten: „Es wäre besser, wenn sie das Geld im Laufe des Jahres verdienen könnten und nicht aus finanzieller Not ausgerechnet zu Weihnachten.“ Der Druck steige, die neue Landesregierung plane weitere verkaufsoffene Sonntage und längere Ladenöffnungszeiten.