Herne. . Der demografische Wandel wird in der Arbeitswelt Veränderungen auslösen. Tausende Kräfte gehen in Ruhestand. Das unternimmt die Arbeitsagentur.
- Demografischer Wandel in den Betrieben ist schon im Gang, aber nicht alle Firmen sind vorbereitet
- Programm „Kommit“ soll Geringqualifizierte und Flüchtlinge zu Fachkräften weiterbilden
- Programm ist flexibel und kann individuell auf Unternehmen und Mitarbeiter zugeschnitten werden
Der demografische Wandel wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt auslösen. Tausende Mitarbeiter werden in den Ruhestand gehen - auch in Herne. Es stellt sich die Frage, wie sie ersetzt werden können. Ein Instrument kann das Programm „Kommit“ sein, das zum Jahresbeginn 2017 gestartet ist. Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, erläutert im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann den Ansatz.
Der demografische Wandel kommt ja nicht erst, er ist ja längst im Gange. Wie reagieren aus Ihrer Sicht Arbeitgeber auf diese Herausforderung?
Schmalhorst: Die Bandbreite ist, wie in allen Bereichen, groß. Einige Unternehmen machen sich frühzeitig Gedanken, manche kommen angesichts der guten Auftragslage nicht dazu, vorzubauen, und gerade kleine Unternehmen haben oft keine Zeit, sich mit dem demografischen Wandel zu beschäftigen.
Wenn es um die Sicherung der Fachkräfte geht, appellieren die Agentur für Arbeit und die Kammern, auszubilden...
...was auch richtig ist, speziell für junge Menschen. Wir verzeichnen in Herne eine leichte Steigerung der Zahl der Ausbildungsplätze. Aber das ist nur ein Weg.
Was ist das Besondere an dem Programm „Kommit“?
Es richtet sich an Geringqualifizierte, aber auch an Geflüchtete. Beide bilden in Herne einen signifikanten Anteil bei den Arbeitsuchenden. „Kommit“ ist sehr flexibel und kann individuell auf eine Person zugeschnitten werden. Und es eignet sich für alle Branchen.
In der Vergangenheit hat sich aber immer wieder gezeigt, dass es bei Arbeitgebern durchaus Vorbehalte gab.
Deshalb haben Unternehmen die Möglichkeit, den Bewerber im Rahmen eines Praktikums kennenzulernen. Im Idealfall wird er sofort eingestellt. Das ganze Modell kann speziell für ein Unternehmen ausgestaltet werden. Die Idee ist, die Menschen über einen langen Zeitraum bis zu einem Berufsabschluss zu begleiten.
Aber es existieren ja schon eine Reihe von Programmen zur Qualifizierung...
Das stimmt. Das Besondere ist, dass in „Kommit“ Elemente aus bereits bestehenden Programmen miteinander verzahnt werden. Das Programm ist in vier Phasen aufgeteilt. Phase Eins und Zwei besteht aus Integrationskursen, wenn die nötigen Sprachkenntnisse fehlen. Phase Drei besteht aus der Arbeit in einem Betrieb und einer Weiterbildung in Modulen. Phase Vier führt die Qualifizierung weiter, idealerweise bis zu einem Berufsabschluss, das heißt, dass der Geringqualifizierte nun eine Fachkraft ist. Ein Kümmerer begleitet Arbeitgeber und den zu qualifizierenden Menschen, um das Beschäftigungsverhältnis zu stabilisieren. Die große Flexibilität besteht darin, dass die Bewerber, je nach Vorkenntnissen, in jeder Phase in das Programm einsteigen können. In wenigen Tagen werden 15 Kunden mit einer Teilqualifizierung starten.
Werfen wir noch einmal einen genauen Blick auf die Geflüchteten. Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, dass mit der Öffnung der Grenze die Zahl stark angestiegen ist. Wie stellt sich nach zwei Jahren die Integration in den Arbeitsmarkt dar?
Wir kommen jetzt in eine Phase, in der wir mehr Bewerber in Arbeit vermitteln, aber das ist kein Selbstläufer. Die größte Hürde ist nach wie vor die Sprache. Und die Arbeitgeber müssen bereit sein, diese Herausforderung anzunehmen. Hierbei soll „Kommit“ helfen.
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„Kommit“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Agentur für Arbeit, Jobcenter, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Gewerkschaften und Arbeitgeber.
Interessierte Arbeitgeber können sich direkt bei der Agentur für Arbeit informieren. Für den gesamten Agenturbezirk Herne/Bochum steht Jana Witkowski unter 0234-305 1173 zur Verfügung.