Herne. Räume des Offenen Ganztages an der Grundschule Jean-Vogel-Straße sind nicht fertig. Die Stadt spricht von Restarbeiten. Das sagen wütende Eltern.

  • Räume des Offenen Ganztages an der Grundschule Jean-Vogel-Straße sind nicht fertig
  • Leitung hat sich zu Wochenbeginn geweigert, die rund 180 Kinder dort zu betreuen
  • Aufgebrachte Eltern sprechen von offen liegenden Kabeln, fehlenden Rauchmeldern und „Metallspitzen, die aus Wänden stehen“

Weil die neuen Räume des Offenen Ganztages (OGS) an der Grundschule an der Jean-Vogel-Straße noch nicht fertig sind, hat sich die OGS-Leitung zu Wochenbeginn geweigert, Kinder dort zu betreuen. Rund 180 Schüler müssen bei der Nachmittagsbetreuung weiter auf Turnhalle und Mehrzweckraum ausweichen.

Aufgebrachte Eltern sprechen gegenüber der WAZ von offen liegenden Kabeln, fehlenden Rauchmeldern und „Metallspitzen, die aus Wänden stehen“. „Mein Sohn fühlt sich unsicher“, sagt Sonderschullehrerin Maike Berke-Honsberg (42). Auch die Küche funktioniert noch nicht, das Essen kommt aktuell von einem Caterer.

Eltern hatten schon Umzug scharf kritisiert

Zum Hintergrund: Die Stadt hatte vor einem Jahr beschlossen, die Grundschulen Flottmann und James-Krüss zum Beginn dieses Schuljahres am Standort des Schulzentrums Herne-Süd zusammenzulegen.

Das hatten damals einige Eltern scharf kritisiert. Schon in den Sommerferien sei deutlich geworden, dass der Ganztagsbereich nicht zu Beginn des Schuljahres fertig werde. Schüler wurden deshalb zwischenzeitlich in einer Turnhalle und dem Mehrzweckraum untergebracht.

Das Foto zeigt einen Flur im Gebäude am Montagnachmittag.
Das Foto zeigt einen Flur im Gebäude am Montagnachmittag. © Wicher

Die Turnhalle hatte die Stadt allerdings bereits am Freitag leergezogen, die Möbel in den OGS-Bereich transportiert. Dass sich die OGS-Leitung geweigert habe, dort zu arbeiten, ist bei der Stadt auf Verwunderung gestoßen. „Wir hatten die Wahrnehmung, dass dort Betreuung erfolgen könne“, sagt Michael Schulz vom Gebäudemanagement der Stadt (GMH).

Stadt spricht von „Restarbeiten“

Der 51-Jährige spricht von „Restarbeiten“, die aktuell erledigt werden. Aber: „Wir hätten uns mit der Leitung des Ganztags zusammensetzen sollen, damit vorher klar ist, wie die Räume gerade aussehen.“

„Es sind gerade noch Maler und Heizungsmonteure aktiv. Außerdem wird an der Fassade und dem Dach gearbeitet.“ Das sei übrigens auch der Grund, weshalb der OGS-Bereich noch eine Woche später fertig werde als geplant. Bauarbeiter hätten Löcher durch die dünne Betondecke gebohrt. Das Ergebnis: ein Wasserschaden.

Kirchenkreis stellt mehr Personal zur Verfügung

Der Kirchenkreis Bochum kennt nach eigenen Angaben Anlaufschwierigkeiten im OGS-Bereich. „Das sprengt aber das Normale“, sagt Schulreferent Volker Böcker. Der Träger stellt in diesen Tagen mehr Personal zur Verfügung. „Unser Leute sind am Limit. Am wichtigsten ist es, dass die Küche bald funktioniert. Damit steht und fällt das Ganze.“ Über eine Übernahme der Catering-Kosten werde man mit der Stadt verhandeln, heißt es.

Zumindest für die Eltern gibt es schlechte Nachrichten. Gezahlte Monatsbeiträge – je nach Einkommen zwischen 20 und 233 Euro – will die Stadt nicht erstatten. Ab nächster Woche sollen die Kinder die Räume in der OGS nutzen können, heißt es von der Stadt. Darauf hofft auch Maike Berke-Honsberg: „Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Kinder betreut werden.“

Kommentar: Nicht weiter schweigen

Einen entscheidenden Fehler haben die Verantwortlichen vom Gebäudemanagement gemacht: geschwiegen. Sie hätten die Leitung des Offenen Ganztages viel früher über den tatsächlichen Zustand ihres Arbeitsplatzes informieren müssen.

Vielleicht hätte dann noch reagiert werden können, zumindest wäre für die Betreuer klar gewesen, worauf sie sich einlassen. Die böse Überraschung am Montag war unnötig.Dass sich Bauprojekte verzögern, ist nicht ungewöhnlich. Aber dass eine Baustelle nichts für tobende Grundschüler ist, sollte klar sein. Die Sorgen der Eltern sind berechtigt.