Eine neue Selbsthilfegruppe hat sich gegründet. Eltern psychisch erkrankter Kinder tauschen sich aus und geben sich gegenseitig Tipps.
Stress, Kummer, Geldsorgen oder Druck von außen – psychische Erkrankungen treten in der hektischen Gesellschaft immer häufiger auf, es gibt verschiedene Ursachen dafür. Viele Erwachsene sind davon betroffen. Doch was, wenn es die eigenen Kinder betrifft und das Verhalten auffällig wird? Die Eltern registrieren es und fragen sich, ob das eigenartig oder noch ganz normal ist. „Da wird man ganz schnell unsicher und denkt sich: Wann und wo ist die Grenze erreicht, und was mache ich denn jetzt?“, erklärt Katharina S., deren damals 12-jähriges Kind betroffen war.
Die 39-Jährige war mit der Situation überfordert, zunächst konnte sie es kaum glauben. Schnell gestand sie sich ein, dass es wohl private Probleme sein müssen. Die Depression ihrer Tochter äußerte sich zunächst in Schulverweigerung und einer selbst gesuchten Isolation. „Ich bin zunächst von A nach B gelaufen, habe eine Familienberatung aufgesucht und einen Verhaltenstherapeuten zu Hilfe genommen“, erklärt die betroffene Mutter. Sie habe sich mit ihrem Problem alleine gelassen gefühlt. Nach dem zehnwöchigen Besuch einer Tagesklinik wurde ihrem Kind geholfen. Doch für sie war das Thema damit nicht abgeschlossen, sie fühlte sich innerlich aufgewühlt. Und gründete die Selbsthilfegruppe für Eltern psychisch erkrankter Kinder. Unterstützung leistete dabei das Bürger-Selbsthilfe-Zentrum Herne (BüZ).
Das BüZ hält Kontakt zu mehr als 100 Selbsthilfegruppen. Die Mitglieder treffen sich in den Räumlichkeiten des Wanner Rathauses. „Wir begleiten die unterschiedlichen Gruppen der Herner Selbsthilfe und geben selbstverständlich auch allen Neugründern die notwendige Starthilfe“, erklärt Annemarie Weber vom Fachbereich Gesundheit. So erfahren Interessierte, welche Art der Förderung die Selbsthilfegruppen für ihre Arbeit bekommen.
Zudem finden regelmäßig Schulungen statt, etwa mit dem BüZ-Projekt „In-Gang-Setzer“, wenn sich eine Gruppe neu gegründet hat. „Wir verstehen uns ein bisschen als Schiedsrichter und gehen in die Gruppe hinein, wenn diese es wünscht“, erklärt Weber. Dabei solle hinterher alles von alleine laufen, dies sei das Ziel, ergänzt sie.
Die Fachleute vermitteln auch Experten. Zu Gast bei der ersten Veranstaltung der Selbsthilfegruppe war Renate Vahldieck, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in Wanne. Sie hielt einen Vortrag zum Thema „Depression im Kindes- und Jugendalter“. Für Katharina S. sehr hilfreich, dass dies die Fachwelt beschäftige und man nicht allein mit dem Problem dastehe, erklärt sie.
Antworten finden
Ziel der neuen Selbsthilfegruppe: „Wir möchten das Tabuthema in der Öffentlichkeit publik machen“, erklärt die Verantwortliche. Wichtig sei es, sich als betroffenem Elternteil die Selbstzweifel zu nehmen. Oder Antworten auf die Fragen zu finden, ob oder warum man versagt habe oder sich von Schuldzuweisungen frei zu machen.