herne. . Das Heimatmuseum in Wanne-Eickel präsentiert zum „Tag des offenen Denkmals“ eine Sonderausstellung. Gezeigt wird dieses ungewöhnliche Möbelstück.
- Heimatmuseum in Wanne-Eickel präsentiert zum „Tag des offenen Denkmals“ eine kleine Sonderausstellung
- Im Mittelpunkt der Schau steht der monströse Schreibtisch von Flottmann-Firmenchef Otto Heinrich Flottmann
- Schreibtisch geht nach Ende der Schau als Dauerleihgabe ins Ruhr Museum nach Essen
Aus Anlass des Tags des offenen Denkmals hat das Heimatmuseum in Wanne-Eickel eine kleine Sonderausstellung zusammengestellt. Ganz nach dem Motto des Denkmaltages „Macht und Pracht“ steht im Mittelpunkt der Ausstellung der riesige Schreibtisch von Firmenchef Otto Heinrich Flottmann.
Monströs wirkt der 1,50 Meter tiefe und 2,50 Meter breite Schreibtisch aus verschiedenen Hölzern allein schon durch seine Größe. An den Ecken und Schubladen hat er ornamentale Verzierungen. An der einen Seite tragen zwei Figuren die Schreibtischplatte. Ein Bergmann – natürlich mit einem Flottmann-Bohrhammer – und ein Eisenschmied beugen ihre Rücken, um die Schreibtischplatte zu stützen.
Sie erinnern an antike Figuren, die Tempelgiebel oder Dächer gestützt haben. 1995 kam er in den Besitz des Museums, gekauft von der Ecoair, die die Flottmann-Werke 1988 übernommen hatten. Lange hat er im Depot gestanden, weil in einer Ausstellung kein Platz war.
Museum zeigt Dias aus dem Jahr 1939
„Der Schreibtisch ist ein Symbol für ein großes Herner Unternehmen“, erklärt der Historiker Ralf Piorr, der die Schau zusammengestellt hat. „Er zeigt allein durch seine Größe schon die patriarchalen Strukturen des Unternehmens.“ Piorr verweist auf ein Zitat von Günter Czarnecki, dem letzten Betriebsrat der Flottmann-Werke: „Man war beeindruckt und verstand, dass kein Widerspruch geduldet wurde.“
Von den Flottmann-Werken zeigt das Museum zum ersten Mal eine kleine Folge von Dias aus dem Jahr 1939, die das Selbstverständnis des Werkes deutlich macht. Um den Schreibtisch herum stellt die Ausstellung mit Fotos und Bildern die führenden — männlichen – Persönlichkeiten von Unternehmen vor. Schon aus den Gesichtern der Herren wird deutlich, dass sie sich ihrer Macht und ihres Einflusses bewusst sind. Seien es die Betriebsleiter und Besitzer der Zeche Friedrich der Große oder der Firma Heitkamp.
Dötzer-Berweger will Schreibtisch demokratisieren
„Wir wollen den Schreibtisch aber ein wenig demokratisieren“, erklärt Museumsleiter Oliver Dötzer-Berweger. Die Besucher sind aufgefordert, hinter ihm Platz zu nehmen, um ein Gefühl für dessen Wirkung zu bekommen. Fotos dürfen natürlich gemacht werden.
Die Schau ist bis zum 5. November zu sehen. Dann verlässt auch der Schreibtisch seine Heimatstadt. Er geht als Dauerleihgabe ins Ruhr Museum nach Essen. „So etwas hat unser Museum nicht. Ein Glücksfall“, schwärmt Axel Heimroth vom Ruhr Museum. „Das wird in unserer Ausstellung ein Blickfang sein.“ Dort wird der Schreibtisch als ein herausragendes Zeugnis für die Unternehmenspolitik im Kaiserreich ausgestellt.
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Am Sonntag findet um 14.15 Uhr eine Führung durch die Sonderausstellung im Heimatmuseum statt. Wer die Architektur der Flottmann-Hallen und deren Geschichte vor Ort erleben will, ist dort vor Ort um 11 und 14 Uhr zu Führungen eingeladen.
Um 15 Uhr findet eine Führung durch das neu gestaltete Heimatmuseum statt.