Herne. . Klaus Füßmann tritt zum vierten Mal als Bundestagskandidat für die FDP in Herne an. Nach einer Pause, begründet er, kribbele es nun wieder.
- Klaus Füßmann tritt bei der Bundestagswahl zum vierten Mal für die FDP im Wahlkreis Herne/Bochum II an
- Eines seiner Schwerpunkte, so der Leiter der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach, ist die Bildung
- Ziel des 59-Jährigen am 24. September sind 10 000 Erststimmen, sagt er im Gespräch mit der WAZ
Aller guten Dinge sind drei, sagt man, bei Klaus Füßmann sind es vier. 2002, 2005 und 2009 trat er für die FDP als Bundestagskandidat im Wahlkreis Herne/Bochum II an, und nun macht er es noch einmal. „Es kribbelt wieder“, sagt der 59-Jährige.
Er will sich noch einmal einbringen. Einbringen in eine Partei, so sagt er, die wieder in der „Bundesliga“, sprich: im Bundestag mitspielen soll. 2013 sei ein „absolutes Desaster“ für die Liberalen gewesen, 4,8 Prozent, raus aus dem Parlament. Auch vor Ort lief es schlimm. Für Füßmann, der vor vier Jahren ein viertes Mal nicht kandidieren wollte, weil das Kribbeln fehlte, stieg sein Parteifreund Frank Leschowski ein — und der blieb farb- und glücklos. Seit dem „Relaunch“ der FDP im Jahre 2015 laufe es wieder blendend. „Wir hatten zwei bis drei sensationelle Jahre“, sagt Füßmann, seit 34 Jahren Mitglied der FDP, und verweist auf ein „frisches, jugendliches Image“ der Liberalen, gerade auch dank Christian Lindner. Da fällt Füßmann, dem ehemaligen Herner FDP-Parteichef, das politische Comeback offensichtlich leicht.
5000 Gäste jährlich in der Theodor-Heuss-Akademie
Einer seiner Schwerpunkte, sagt er beim Treffen vor der Akademie Mont Cenis, sei die Bildung. Das verwundert nicht. Füßmann, der ein Studium von Geschichte, Kunstgeschichte und Publizistik abschloss, ist von Beruf Leiter der Theodor-Heuss-Akademie, der Bildungsstätte der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach. 5000 Gäste hat die FDP-nahe Einrichtung jährlich und führt 140 politische Management-Seminare durch. Füßmann, der täglich ins Oberbergische pendelt, konzipiert Veranstaltungen, führt die Mitarbeiter und leitet den Hotelbetrieb — ein Fulltime-Job.
„Jeder, der Talent hat, soll es nutzen — und aufsteigen können“, sagt der 59-Jährige, und fügt an: „Wir sind die Partei, die Menschen diese Chance gibt.“ Bildung sei wichtig, denn: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Dabei gehe es auch um gut ausgebildete Fachkräfte, die Deutschland brauche. Einen „Akademikerwahn“ lehne er ab.
Zweifacher Vater und Mann einer Ärztin
Vor einem Jahr ist der 59-Jährige, Vater zweier Töchter (16 und 21) und Mann einer aus dem Iran stammenden Ärztin mit Praxis in Gelsenkirchen, von Herne-Mitte nach Sodingen gezogen. Das Akademiegelände hat er für seine Spaziergänge entdeckt. „Das hier ist mein Stonehenge“, sagt er beim Gespräch mit der WAZ und setzt sich auf einen der großen Brocken im Steingarten, den er regelmäßig passiert. Das ehemalige Zechengelände sei „ein besonderer Ort, an dem sich Vergangenheit und Zukunft vereinen“. Das weiß er auch aus eigener Arbeit: Füßmann ist früher in die Archive gegangen, hat über die politische Kultur Hernes im Kaiserreich geforscht und dabei auch die Geschichte des Zechenstandorts und der Menschen vor Ort kennen gelernt.
Ziel sind 10 000 Stimmen
Zurück zum Anfang. Was will er erreichen bei seinem vierten Anlauf? „10 000 Stimmen“, antwortet der FDP-Bundestagskandidat. Dass es für den Bundestag nicht reichen dürfte, weiß er natürlich — und gibt sich dennoch, wie es sich gehört, optimistisch: „20 Prozent für die FDP und ich bin im drin“, schmunzelt er. Er steht auf Platz 31 der Reserveliste, also hinten.
Über mögliche Koalitionen im Bund will er übrigens nicht reden — „da halte ich mich zurück“. Seine Partei sei 2013 abgestraft worden, da gelte es zunächst, in die besagte Bundesliga zurückzukehren. Über die Champions League, also die Bundesregierung, könne man dann reden, wenn es so weit ist.
Bitte ergänzen. . .
Die WAZ gab (Stich-)Worte vor, Klaus Füßmann ergänzte sie zu einem Satz.
Der beste Hollywood-Film ist. . .
. . .der Emigranten-Film „Casablanca“ von 1942 aus den Warner Bros.-Studios.
Musikalisch bewundere ich. . .
. . .den „Casablanca“-Filmkomponisten Max Steiner (1888-1971).
Die tägliche Pendelei nach Gummersbach. . .
. . .ist wie „Easy Rider“, nur ohne Drogen.
Eine Obergrenze für Flüchtlinge...
. . .ist die mittlerweile ehemalige Forderung des – nach Statur und Körperhaltung – bajuwarischen „Frankenstein“-Verschnitts Horst Seehofer.
Martin Schulz. . .
. . .ist wie Louis de Funès in „Titanic“, im falschen Film.
Ohne Angela Merkel. . .
. . .wüsste Daniel Craig gar nicht, wann er als „James Bond“ abtreten sollte.
Die FDP im Herner Stadtrat. . .
. . .ist das Beste gegen Bürokratie-aufblähende „08/15“-Lösungen in der Kommunalpolitik.
Seit Frank Dudda Oberbürgermeister in Herne ist. . .
. . .gibt es erfreulicherweise „big productions“ – UPS-Ausbau, Duvenbeck-Ansiedlung.
Ein fünftes Mal trete ich als FDP-Bundestagskandidat. . .
. . .an, wenn der Steve McQueen des Wahlkampfes, Christian Lindner, mich ruft!
>> WEITERE INFORMATIONEN: Zur Person
Klaus Füßmann, ehemaliger Vorsitzender der FDP in Herne, ist 59 Jahre alt. Sein Abitur machte er 1977 am Pestalozzi-Gymnasium, danach leistete er seinen Wehrdienst ab.
Von 1978 bis 1983 studierte er an der Ruhr-Uni in Bochum Geschichte, Kunstgeschichte und Publizistik, anschließend war er dort wissenschaftlicher Assistent am Historicum. Heute leitet er die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach.
Als Hobbys gibt der zweifache Familienvater an: „alles rund um Kultur (zum Beispiel klassischer Hollywood-Film)“.
Die bisherigen Wahlergebnisse des FDP-Bundestagskandidaten Füßmann (Erststimmen): 2002 4,2 Prozent, 2005 2,4 Prozent, 2009 6,4 Prozent.