Herne. . Sabine von der Beck geht für die Grünen bei der Bundestagswahl am 24. September auf Stimmenfang. Womit die Kandidatin Wähler überzeugen will.

  • Sabine von der Beck tritt bei Bundestagswahl für Grüne im Wahlkreis Herne-Bochum II an
  • Klimaschutz, Kommunalfinanzen und Einwanderungspolitik sind Schwerpunkte der 54-Jährigen
  • Grüne Politikerin fordert einen Schuldenschnitt für arme Kommunen wie Herne

Tütchen mit Traubenzucker hat sie in die Redaktion mitgebracht, nicht Kondome, wie sie Grünen-Politiker im Zeichen der Aids-Kampagne in früheren Zeiten gerne verteilten, oder Luftballons. Sabine von der Beck kandidiert für die Grünen im Wahlkreis Herne-Bochum 2 auf Platz 37 der Landesliste, und damit „völlig ohne Aussicht“ auf ein Mandat in Berlin.

Warum dümpeln die Grünen in Umfragen nur bei acht Prozent herum, obwohl „grüne Themen“ bei Bürgern hoch im Kurs stehen? Das findet Sabine von der Beck „erstaunlich“. Gleichwohl gibt sie zu verstehen, dass sie sich mehr für Themen als für Umfragewerte interessiert. „Umfragen sind unzuverlässig, das haben die letzten Wahlen gezeigt. Ich halte nichts von Politik, die sich nach Umfragewerten richtet, wie sie Frau Merkel ja sehr gerne macht, sie läuft immer den Mehrheiten hinterher.“

Kritik an Einwanderungspolitik

Klimaschutz voran bringen, E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen, die Landwirtschaft nachhaltig machen, das sind die ersten Themen auf der Agenda der 54-Jährigen. Fluchtursachen bekämpfen gehört ebenfalls dazu wie viele andere Punkte, die sich aber auch die politischen Gegner auf die Fahnen schreiben: Familie, Soziale Sicherheit, Freiheit und Bürgerrechte sowie das Thema Europa.

„Ich setze darauf, dass die Leute ins Nachdenken kommen und auf eine Politik mit umweltfreundlichen Ideen setzen und nicht auf eine Wirtschaft, die nur an kurzfristige Profite denkt statt an Nachhaltigkeit“, sagt sie. Zum Beispiel werde aktuell im Automobilbereich der Ruf, made in Germany’ kaputt gemacht.

Hohe Ausländerquote in Wohnblöcken

Das Thema Einwanderungspolitik, so hat man den Eindruck, wird bei den Grünen nur sehr zögerlich angegangen. Sabine von der Beck kritisiert eine „fehlende Einwanderungspolitik ohne kontrollierte Zuwanderung“. Sie will auch kein „Brain Drain“, also die besten Leute aus deren Heimatländern abziehen. Aber? „Man braucht eine gut abgesprochene Einwanderungspolitik, die die Leute dazu motiviert, im eigenen Land etwas zu lernen und dann dort zu bleiben.“ Aber auch: Wer vor Krieg und Folter fliehe, der müsse hier auch Asyl bekommen. „Ob dann auch alle integriert werden können, das muss man sehen.“

Die Konzentration von Migranten in manchen Herner Quartieren oder hohe Ausländerquoten in Wohnblöcken, das sei ein städtebauliches Problem, so von der Beck. Es gebe sehr viel leer stehende Häuser und billigen Wohnraum, weil die Kommune restlos überschuldet und deshalb kaum handlungsfähig sei. Da fehle die Steuerung. „Wir müssen präventiv handeln, Schrottimmobilien aufkaufen, vom Markt nehmen. Den Wohnraum durchmischen. Sonst bekommt man Viertel, in denen auf einmal ganz viele Menschen mit fremden Gewohnheiten sind. Das sorgt für Angstgefühle.“

Als Diplom-Volkswirtin und Aufsichtsrätin der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, Fraktionschefin im Ruhr-Parlament und als Vorsitzende des Herner Finanzausschusses sind die schwächelnden Kommunalfinanzen gerade im Revier von der Becks Spezialgebiet. Das Problem müsse auf Bundesebene gelöst werden, sagt sie.

Ruf nach einem Schuldenschnitt

Städte wie Herne würden vom Bund mit dem Großteil der Kosten für Arbeitslose alleine gelassen, kritisiert Sabine von der Beck (Grüne).
Städte wie Herne würden vom Bund mit dem Großteil der Kosten für Arbeitslose alleine gelassen, kritisiert Sabine von der Beck (Grüne). © Oliver Mengedoht

Die Summe habe sich durch die Soziallasten der armen Städte in den vergangen Jahrzehnten aufgetürmt. Die Bundesgesetze seien unfair, die Kommunen müssten einen Großteil der Soziallasten aus der Arbeitslosigkeit selbst tragen. Ein Schuldenschnitt müsse her, wie er auch bei Griechenland gefordert worden sei. Es dürfe nicht nur nach Himmelsrichtung gefördert werden.

CDU und SPD hätten in der großen Koalition alle Zeit der Welt gehabt, das Schuldenproblem in Kommunen anzugehen. „Viele arme Städte haben aber nicht einmal mehr die Kapazitäten, Anträge für Förderprogramme aus dem Europäischen Sozialfonds zu stellen.“

Bei „Entweder – Oder“ legt sie die Grüne fest

Cem oder Katrin?

Sabine von der Beck: Tja, Cem Özdemir, aber nur ganz knapp vor Katrin Göring-Eckardt.

Fleischfrikadelle oder Tofuwürstchen?

Ich würde das Tofuwürstchen probieren. Ich esse Fleisch, aber achte darauf, wo es herkommt.

Diesel- oder Benzinauto?

Benzin, dann aber in Kombination mit Elektroantrieb, also Hybrid.

Urlaub im nahen Schwarzwald mit dem Zug oder lieber der Flug in die Karibik?

Aus Klimaschutzgründen in den Schwarzwald, weil mein Mann aber gerne in die Ferne reist, wechseln wir uns ab. Wenn wir fliegen, zahlen wir aber den entsprechenden Klimaschutzausgleich.

ZUR PERSON

> Sabine von der Beck ist Jahrgang 1963, studierte nach dem Abi am Schalker Gymnasium an der Uni Köln Volkswirtschaftslehre mit Diplom-Abschluss und in Dublin Journalismus.

> Die Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen arbeitet als PR-Beraterin. Unter anderem ist sie als Pressesprecherin im Wissenschaftspark Gelsenkirchen beschäftigt.

> Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt seit 2010 in Wanne-Eickel.

> 1997 wurde sie Mitglied der Grünen und ist seitdem in zahlreichen Funktionen im Dienste der Partei tätig. So war sie von 1999 bis 2004 stellvertretende Landrätin im Kreis Recklinghausen, ist Ratsmitglied in Herne und langjähriges Mitglied der RVR-Versammlung.