Herne. . Serife (19) studiert Forstwirtschaft. Für vier Wochen hat sie einen Praktikumsplatz bei der Stadt Herne. Dort lernt sie viel über den Wald.
- Die Forstwirtschafts-Studentin Serife aus Besiktas absolviert ein vierwöchiges Stipendium bei der Stadt Herne
- Da sie kein Deutsch spricht, wird sie von Nurten Özcelik vom Partnerschaftsverein begleitet
- Martin Pawlicki, Forst-Experte bei Stadtgrün, betreut die 19-jährige Praktikantin
Wenn Martin Pawlicki und seine Praktikantin allein unterwegs sind, unterhalten sie sich schon mal auf Lateinisch. Über Fagus sylvatica und Quercus und die anderen Bäume des heimischen Waldes, die in der Türkei wie in Deutschland dieselben wissenschaftlichen Namen tragen. Ein paar deutsche Pflanzen kennt Serife Nuhoglu inzwischen auch schon: „Buche“, „Ahorn“, „Holunder“ zählt sie auf und lacht. Die Forstwirtschafts-Studentin aus Besiktas hat in ihrem Praktikum in der Partnerstadt Herne schon einiges gelernt.
Nurten Özcelik begleitet Serife und Martin Pawlicki
Meistens sind sie zu dritt. Serife spricht kein Deutsch und Martin Pawlicki, zuständig für den Forst bei der Stadt Herne, ist vor 30 Jahren mal mit dem Motorrad durch die Türkei gefahren. Mehr als „tesekkür ederim“ - „danke sehr“ - ist dabei nicht hängen geblieben. Und so begleitet Nurten Özcelik die 19-Jährige und ihren Praktikumsbetreuer und übersetzt. Die Ratsfrau und Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Herne-Besiktas war es auch, die den Kontakt geknüpft hat. Sie hat die 19-Jährige bei sich aufgenommen und sorgt dafür, dass Serife in ihrer Freizeit etwas erlebt.
Ihr Arbeitstag beginnt um 9 Uhr im Büro von Stadtgrün auf dem Stennert. Das „Curriculum“ seiner Praktikantin hat Martin Pawlicki mit dem Landesbetrieb Wald und Holz abgesteckt, außerdem hat er schon viele Azubis ausgebildet. Bei ihm lernt Serife vier Wochen lang etwas über Gesetze wie das Bundeswaldgesetz und das Landesforstgesetz, hört von Pflichten der Stadt als Waldbesitzer oder der Bedeutung des Waldes für den Artenschutz. Exkursionen in die Wälder Hernes und Wanne-Eickels ergänzen die Theorie. So wie an diesem Morgen.
„Windwurffläche“ in Horsthausen wurde aufgeforstet
Eine Brachfläche an der Gneisenaustraße in Horsthausen, unweit des Yachthafens, ist das Ziel. Schmächtige Eichen sind dort in ordentlichen Reihen gepflanzt, dazwischen wuchert es wild. „Eine ehemalige Windwurffläche“, erklärt Pawlicki. So nennt man Areale, in denen Stürme gewütet haben, in diesem Fall vor drei Jahren „Ela“. „3000 Bäume sind hier damals umgeworfen worden“, sagt er. „12 000 haben wir neu gepflanzt.“
Pawlicki hat Fotos mitgebracht, sie zeigen das 2,8 Hektar große Gelände zu verschiedenen Zeitpunkten, mit umgerissenen Bäumen, später aufgeräumt und mit Neuanpflanzungen. „Die größte Aufforstungsfläche in Herne seit mehr als 20 Jahren“, sagt der Experte. „Der letzte Sturmschaden in der Türkei war 1950 in Izmir“, weiß die Studentin.
Studentin tauscht sich mit dem Forst-Experten aus
Serife stiefelt aufmerksam zwischen den Eichen hindurch. „Die stehen viel zu dicht beieinander“, lässt sie Nurten Özcelik übersetzen. Pawlicki widerspricht: „Man setzt mehr Bäume, weil man mit Ausfällen rechnet“, erklärt er. Zum Beispiel, weil Kaninchen die Pflanzen anknabbern.
Die beiden fachsimpeln über einheimische und standortfremde Bäume und eingewanderte Pflanzen wie das „Indische Springkraut“. Serife stammt aus Ordu am Schwarzen Meer. „Ich bin im Grünen aufgewachsen“, sagt sie. Vielleicht komme daher ihre Liebe zum Wald. Zum Studium der Forstwirtschaft ist sie nach Istanbul gezogen, wo auch ein Teil ihrer Geschwister lebt.
Höhepunkt des Besuchs war die Cranger Kirmes
Sie mag ihr Studium, im dritten Jahr ist sie jetzt, lebt auch in Besiktas. Ob sie nach dem vierjährigen Studium in einer Behörde arbeiten wird oder in der Privatwirtschaft, weiß sie heute noch nicht. Das Praktikum in Herne habe ihr viel gebracht, sagt Serife. „Man bekommt auch Einblicke in die deutsche Gesellschaft.“ Mit Nurten Özcelik und ihrer Familie war sie viel unterwegs: in Herne, im Ruhrgebiet, in Holland - sogar den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff habe man in Bochum getroffen und natürlich viele Herner Politiker. Mit ihnen hat Serife beim Kirmesumzug auf der Promi-Tribüne gestanden. Fast täglich sei sie auf der Kirmes gewesen, und so zögert sie nicht mit der Antwort, was sie in Herne am meisten beeindruckt hat: „The Festival!“