herne. . In Eickel hat der Künstler ein Atelier zwischen Werkstatt und Labor geschaffen. Er wirft einen kritisch-ironischen Blick auf die Wissenschaft.
Eine loftartige Wohnung in einer ehemaligen Druckerei in Eickel. Es geht einen dusteren Gang entlang, an dessen Seiten Regale voll mit beschrifteten Kartons stehen. „Dort rechts ist das Entwicklungslabor“, erklärt Erich Füllgrabe und muss selber fast ein wenig lachen. „Wir kommen jetzt zur Feinmechaniker-Werkstatt“, setzt er die Führung fort. „Dort hinten ist noch das Lager.“ Und weist auf einen schlauchartigen Raum hin, in dem sich bis an die Decke reichende Regale mit allen möglichen Sachen an den Wänden aufreihen. Mittendrin steht eine alte Standbohrmaschine. „Meine Freunde und Bekannten wissen schon, dass ich einfach fast alles gebrauchen kann.“
Ein maschinenartiges Gebilde beherrscht die Werkstatt
Dort, wo man bei anderen Künstlern Pinsel und Farben vermutet, stehen ein Oszilloskop, eine Lötanlage, Netzteile und verschiedene Messgeräte. „Im Augenblick überarbeite ich die Geigen-Mülstheinn-Kammer“, setzt sich die Erklärung fort. Ein fast zwei Meter hohes maschinenartiges Gebilde beherrscht die Werkstatt. Oben sind drei verbundene Röhren, die über einen Kasten in mehrere gegeneinander gestellte Lautsprecher auslaufen. Zwischen ihnen ist eine große mit Kupferdraht umwickelte Spule angebracht. Verbunden ist alles mit verschiedenen farbigen Drähten und Kabeln.
Sofort fängt Erich Füllgrabe an zu hantieren. Ein Netzteil leuchtet auf, ein Sinuston ist zu hören. Da oben könne man Töne und Worte eingeben, deren Zerfall gemessen und analysiert wird. „Und es funktioniert!“ Wenn Erich Füllgrabe zu dozieren beginnt, fällt er schnell in den österreichischen Dialekt seiner Kunstfigur „Merrit Jaboksen“. Für die Naturwissenschaften habe er sich schon immer interessiert, erzählt er so nebenbei.
Kritisch-ironische Sicht auf die Wissenschaft
In der Ecke steht eine Tafel mit einer wissenschaftlichen Erklärung einer seiner Versuchsanordnungen. Bei Ausstellungen ist sie fester Bestandteil der Installation. Ob der Betrachter das dann wohl besser versteht? „Als Künstler darf man auch einfach mal Sachen machen, bei denen man nur staunt.“
Doch neben dem Staunen ist auch immer eine kritisch-ironische Sicht an den doch sehr verbreiteten Glauben an die Allwissenheit der Wissenschaften mit dabei, gepaart mit viel Humor und dem Spaß an einem sehr spielerischen Umgang mit den Dingen.
Experimentieren mit Chemie - mit offenem Ausgang
Im „Entwicklungsbüro“ wird schnell noch mal ein Experiment vorgeführt, das den Zerfall von Kohlenstoff demonstriert. Dazu hat Erich Füllgrabe sich eben mal eine Maschine aus einem geschlossenen Glaskasten gebaut. „Im Augenblick beschäftige ich mich eher mit chemischen Prozessen.“ Mit einer kleinen Pipette trägt er ein Lösungsmittel auf ein Papier auf. Farbige Kreise entstehen. In den Regalen stehen schon aufgereihte kleine Glaskolben mit unterschiedlichen Farbkreisen.
Wie diese Experimente enden werden, weiß er selber im Augenblick noch nicht so genau.
Zur Person: Erich Füllgrabe
1962 ist Erich Füllgrabe in Herne geboren. Er hat an der Gesamthochschule Essen studiert. Er ist mit der Herner Künstlerin Lotte Füllgrabe-Pütz verheiratet.
1983 haben beide mit anderen Künstlern die Projektgalerie „Lygnaß“ gegründet, die sie bis 1999 betrieben haben.
1987 erhielt Füllgrabe den Förderpreis der Stadt Herne.
Seit 1994 schlüpft er in performanceartigen Auftritten in die Kunstfigur des „Merrit Jaboksen“, eines fiktiven Wissenschaftlers.
2015 hat Füllgrabe zusammen mit dem Gelsenkirchener Licht- und Klangkünstler Karl Rosenwald in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 ausgestellt.
Seit 1995 arbeitet Erich Füllgrabe als freiberuflicher Grafiker.