Herne. . Der neue Kabelmesswagen der Stadtwerke ist technisch perfekt ausgestattet, um Stromausfälle zu beheben. Rund 32 Einsätze gibt es pro Jahr.

Stromausfall in Herne-Süd. Mitten in der „Tagesschau“ bleibt Heinrich Fonder (Name von der Red. geändert) der Saft weg. An der Sicherung liege es nicht, sagt er den Stadtwerken am Telefon. Auch andere Bewohner des Hauses schauen in die leere Glotze. Einsatz für Manuel Küchler; der Netzmeister hat Bereitschaft.

Der neue Kabelmesswagen der Stadtwerke ist technisch bestens ausgestattet, um bei einem Stromausfall den Schadensort zu finden.
Der neue Kabelmesswagen der Stadtwerke ist technisch bestens ausgestattet, um bei einem Stromausfall den Schadensort zu finden. © Ralph Bodemer

Bei dem simulierten Szenario bekommt der neue Kabelmesswagen der Stadtwerke Arbeit. Der Mercedes Sprinter 516 ist die längst fällige Verstärkung für den alten VW Bulli aus dem Jahr 1980. Er ist mit allem nötigen technischen Gerät ausgerüstet, um den Schadensort zu finden.

Für Baggerschäden sind Monteure zuständig

Denn Fehler an Freileitungen sind easy. Man sieht sie. „Oft leihen sich Privatleute am Wochenende einen kleinen Bagger und rödeln irgendwie in ihrem Vorgarten herum“, weiß Manuel Küchler. „Und dann passiert‘s: Sie beschädigen ein Kabel. Diese Leute besorgen sich zumeist keine Kabelpläne bei den Stadtwerken.“

Aber das ist seine Sache nicht, für die Baggerschäden sind die Monteure zuständig. Als Monteur hat auch Küchler angefangen; heute ist der 35-jährige Herner Hobbyfotograf und Eishockeyfan Netzmeister, einer von sechs bei den Herner Stadtwerken. Mit seinem Kabelmesswagen ortet er den Schadensort. Aufgrund der hohen Spannungen wird der Ort abgesperrt. Sicherheit ist oberstes Gebot. Die Netzmeister tragen zusätzlich isolierende Arbeitsschuhe.

Bodenschallmikrofon findet Schadensort

Netzmeister Manuel Küchler (re.) und Vorhandwerker Netzbetrieb Strom Jörg Nickel (li.) suchen die schadhafte Stelle mit einem Bodenschallmikrofon.
Netzmeister Manuel Küchler (re.) und Vorhandwerker Netzbetrieb Strom Jörg Nickel (li.) suchen die schadhafte Stelle mit einem Bodenschallmikrofon. © Ralph Bodemer

Beim Messverfahren kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Zunächst wird der wahrscheinliche Schadensort eingegrenzt.

Oft benutzt Küchler auch das Bodenschallmikrofon mit Kopfhörern. Zu hören sind gurgelnde Geräusche, wie unter Wasser. Dieses Spezialgerät kann aber nur korrekt arbeiten, wenn alles rundherum still ist. „Bei Glockengeläut können wir gleich wieder zur Basis fahren. Einmal hatten wir einen Einsatz in der Mittagszeit an der Heerstraße. Da ging gar nichts. Wir mussten nachts wiederkommen.“

24 Stunden Bereitschaft im Schichtbetrieb

Ist der Schadensort lokalisiert, wird der Asphalt aufgebrochen und das Kabel repariert oder erneuert. Einen Stromschlag hat Küchler noch nie bekommen. „Der könnte sehr schnell tödlich sein.“

24 Stunden lang haben die Netzmeister im Schichtbetrieb Bereitschaft. Sie wohnen in der Nähe und sind schnell zur Stelle. Es sei auch schon mal vorgekommen, dass ein 89-Jähriger die Steckdose nicht findet und verwirrt bei den Stadtwerken anruft. „Da kommen wir natürlich auch. Lieber ein Mal zu oft als ein Mal zu wenig.“

Ungefähr 32 Störungen im Jahr

„Herne liegt unter dem Bundesdurchschnitt bei den Stromausfallzeiten“, sagt Angelika Kurzawa, Sprecherin der Stadtwerke. Das ist gut, bei 500 Kilometern Mittelspannungskabel und 1200 Kilometern Niedrigspannungskabel im Stadtgebiet. So muss der Kabelmesswagen auch nur rund zwölf mal im Jahr raus, um Mittelspannungsstörungen zu beheben, bei Niedrigspannungsstörungen sind es etwa 20 mal. Manchmal kommt es vor, dass eine Ratte in einen Stromkasten kriecht und einen Stromausfall verursacht.

Doch sinnlos in der Garage steht der Wagen nicht herum. Er wird auch für Diagnosefahrten eingesetzt, um Stromausfällen vorzubeugen. Hier funktioniert die Ampel. Rot zeigt an, ob ein Defekt droht, gelb weist daraufhin, dass das Kabel unter Beobachtung gehalten werden sollte, grün ist das Signal, dass in den nächsten fünf Jahren nicht mit einem Ausfall zu rechnen ist. „Die Erkenntnisse helfen, Investitionen in die sichere Stromversorgung der Stadt besser zu planen“, so Kurzawa.