Der neue Dienstwagen des Oberbürgermeisters fährt im Stadtverkehr mit Elektroantrieb. Hybrid-Technologie soll Vorreiterin sein. Wir fuhren mit.
- Neuer Hybrid-BMW fährt im Stadtverkehr mit einem Elektromotor und schont die Umwelt
- Oberbürgermeister lässt sich fast lautlos zu seinen Terminen kutschieren
- Fahrzeug soll Vorbildfunktion für Bürger, aber auch Gäste aus dem Ausland haben
Fast geräuschlos gleitet der nagelneue BMW wie ein Raumschiff durchs Universum. Wenn der Oberbürgermeister mit seinem nachtschwarzen Dienstwagen unterwegs ist, dann spürt er auch auf den holprigsten Straßen der Stadt gerade einmal minimales Vibrieren, wie hier auf der Juliastraße, der Marterstrecke in unserem Auto-Test. Im aktuellen Wagen des Stadtoberhauptes hat die Zukunft begonnen. Auf den Ledersitzen des Hybrid-Fahrzeugs lässt sich schon erahnen, wie die Menschen in zehn Jahren unterwegs sein werden, nicht schwerelos, aber lautlos.
„Für Fußgänger kann das ein Problem sein“, sagt Fahrer Domenico Nimy, „man hört das Auto kaum.“ Wir sitzen in einem 5er-BMW, der sich E-Drive nennt und neben einem 184-PS starken Benzinmotor auch einen Elektroantrieb mit noch einmal 95 PS besitzt. Elektrisch kommt das Fahrzeug zwar nur 50 Kilometer weit, „aber an normalen Tagen reicht das“, sagt Frank Dudda, der das bequeme Gleiten in seinem Dienstwagen genießt und die Zeit unterwegs nutzt, um Termine nach- oder vorzubereiten. Gespräche mit seinem Fahrer bleiben dabei auf das Nötigste beschränkt. Nimy, seit 30 Jahren Fahrer bei der Stadt versteht es, nicht nur zurückhaltend zu fahren, sondern auch dezente Konversation mit seinen Chefs im Fond des Fahrzeuges zu führen – ob sie nun Willi Pohlmann, Roland Kirchhoff oder aktuell Frank Dudda heißen.
Am liebsten mit den Rad unterwegs
Wir schweben zu einem Foto-Shooting vor dem Riesenrad auf der Cranger Kirmes, und Dudda erklärt, warum gerade der Hybrid-BMW zu Herne (und damit natürlich auch zu ihm selbst) passt: „Das ist ein wichtiges Signal für Innovation City, ein alltagstauglicher Schritt hin zur E-Mobilität“. Dudda will die Zukunftstauglichkeit der Stadt präsentieren, beispielsweise, wenn er am Mittwoch eine Delegation aus China empfange, die sich für neue Technik interessiere.
Die Chinesen, vor einem Vierteljahrhundert noch hauptsächlich mit dem Fahrrad unterwegs, steigen aufs Auto um. Während Dudda nach Möglichkeit aufs Fahrrad steigt, wenn die Strecke nicht zu lang ist. „Termine zum Wananas oder zum Gysenberg nehme ich bei gutem Wetter mit dem Rad wahr, das ist schön.“ Ob es denn dann nicht ein bisschen protzig wirke, mit einem Gefährt, das (ohne den großzügigen Rabatt, den Kommunen als Werbeträger von den deutschen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes-Benz erhalten) 70 000 Euro kostet, aufzukreuzen. „Ich fahre den Wagen nicht zum Vergnügen, sondern ich repräsentierte damit die Stadt“, kontert Dudda, der sich an Wochenenden, wenn sein Fahrer dienstfrei hat, auch selbst ans Steuer setzt – und zwar seines Privatwagens.
Keine Empfehlung an Privatleute
Der I-Drive hat einen kleineren Benzintank als sein Bruder ohne Elektroantrieb, dafür eine Batterie. Geladen wird sie mit Energie aus regenerativen Quellen, mit Sonnen- und mit Windkraft. Mit Strom aus Braunkohlekraftwerken – beispielsweise – würde die Klimabilanz weitaus ungünstiger ausfallen.
Getankt wird der Strom nach Feierabend an der Ladestation des Betriebshofes der Stadt. Dudda möchte weitere Stationen im Stadtgebiet, wie jetzt schon bei Entsorgung Herne und beim neuen Lidl. Klar ist ihm aber auch, dass ein Auto dieser Kategorie für alle nicht möglich ist, allenfalls günstigere Kompaktfahrzeuge wie der BMW I 30 und der E-Golf. „Einem Privatmann kann ich hier keine Empfehlung geben“, sagt er. Mit dem neuen Dienstwagen will sich Dudda mit seinen Amtskollegen in Essen, Dortmund oder Duisburg „auf Augenhöhe“ bewegen, wie er sagt. Das klingt bescheiden, denn, was die Technik betrifft, ist er ihnen um (Licht-)Jahre voraus.