Herne. . Die WAZ hat sich auf dem Cranger Kirmesplatz umgesehen und acht Typen ausgemacht. Sie alle lieben das Volksfest auf unterschiedliche Weise.
- Der Wanne-Eickeler besucht jeden Tag die Kirmes, auch der Herner vergisst alle Ressentiments
- Wer sich sonst noch so auf der Kirmes rumtreibt, hat WAZ-Mitarbeiterin Chiara Aron beobachtet
- Schon Kinder sparen das ganze Jahr in einem Extra-Sparschwein für die Kirmeszeit
Mehrere hunderttausend Besucher schieben sich an einem Kirmestag über den Platz. Eine anonyme Menschenmenge? Von wegen. Die WAZ hat sich umgesehen und acht Typen von Kirmesbesuchern (und Kirmesbesucherinnen) identifiziert. Hier eine kleine Typologie:
Der Wanne-Eickeler
Als Herzstück der Kirmes bildet er die Besucherbasis. Traditionsbedingt von Geburt an jedes Jahr dabei, lässt er sich kein Eröffnungsfeuerwerk entgehen. Jeden Tag besucht er den Platz. Den einen Tag geht er aus Pflichtgefühl „wenigstens ein Mal rüber“, am nächsten Abend feiert er voller Stolz den Mond von Wanne-Eickel.
Der Herner
Ja, auch der Herner traut sich. Einmal im Jahr scheinen alle Feindbilder wie vom Kirmesboden verschluckt. „Wanne-Eickel statt Herne“-Schilder ignoriert er gekonnt, geblendet von den bunten Lichtern, ein wenig durcheinander von den Loopings der Achterbahnen, und erheitert von Besuchen im Festzelt.
Der Gast
Sein Verhalten ähnelt ein bisschen dem des Herners. Hört man ihn in elf Monaten des Jahres noch beim S-Bahn-Stopp am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof über Namen, Zustand und Größe der Stadt spotten (warum eigentlich?), verlässt er die Bahn im August sogar freiwillig an dieser Haltestelle. Zu groß ist die Anziehungskraft des größten Volksfests in NRW, auch wenn manch ein Rheinländer das nicht wahrhaben will.
Die Familie
Der Mittwoch gehört ihr. Bierstände und Boxclub sind an diesem Tag überflüssig: Den großen Deal mit ihr machen Kettenkarussell und Popcornstand. Die folgenden Tage verbringen Eltern dann damit, den Kinderwagen von klebrigen Zuckerwatte-Fingerabdrücken zu befreien. Aber das ist es wert.
Der Schüler
Als Kind wirft er das ganze Jahr über 50-Cent-Stücke in eine Spardose, denn er lebt für diese eine Woche, in der er jedes Fahrgeschäft mindestens zwei Mal ausprobiert. Einige Jahre später ist er nur noch an einem Ort zu finden: dem Autoscooter. Was von außen wie eine offene Disco wirkt, ist dann der ultimative Treffpunkt, um mit Freunden am Fahrbahnrand zu chillen – und mit Fahrkünsten mehr oder weniger Eindruck zu schinden.
Der Spieler
Er ist derjenige, der allen Besuchern im Umkreis von fünf Metern sein Rieseneinhorn, seinen Riesentiger oder seine Riesen-neueste-Filmfigur ins Gesicht schlägt. Aus Versehen natürlich. Bei derartig dicht besuchten Volksfesten kann es nach dem großen Losegewinn oder einem Schießbuden-Marathon schon einmal schwierig werden, den Gewinn nach Hause zu tragen. Die Alternative: Das Plüschtier über dem Kopf stemmen – kann aber auf die Arme gehen.
Der Senior
Egal wie anstrengend der Gang über die Kirmes mit dem Alter werden kann, Tradition muss sein: Mit einem Eis von Schmalhaus in der Hand zieht er an den Schaustellern vorbei und schwelgt in Erinnerungen an eine Kirmes, die nicht immer so riesig gewesen ist, aber doch ihren Charme nicht verloren hat.
Der Gesellige
Das ganze Jahr über sieht man ihn auf diesen Zeitpunkt hin fiebern. Auf Facebook dokumentiert er die Vorbereitungen: Dezember, Glühweinparty auf Crange. Nur noch acht Monate!!! Dann ist es soweit: Noch vor Kirmeseröffnung trifft er sich mit alten Schulkollegen beim „Ritter“, wenn es erst einmal richtig losgeht, trifft man ihn zehn Abende lang im Bierzelt. Crange ist schließlich nur einmal im Jahr.