Herne. Die Pferde Felix und Duseur ziehen regelmäßig eine 300 Kilogramm schwere Kutsche. Bis zu 50 Kilometer können die Tiere schaffen.

Etwas unruhig trappeln Duseur und Felix vor und zurück, werfen den Kopf in den Nacken. Eine gute halbe Stunde dauert es, bis Maria Backs und Anja Turowsky vom Reit-, Fahr- und Zuchtverein
St. Hubertus Herne/Bochum-Gerthe den beiden Warmblütern das Geschirr angelegt haben. „Das Geschirr für die Kutsche anzulegen, ist etwas aufwändiger als zum Reiten“, erklärt Kutscherin Maria Backs. Beim Anspannen an den Marathonwagen sind die beiden Pferde dann aber ganz ruhig, und es heißt, aufsteigen. Beim Zweispänner muss immer ein Beifahrer mitfahren, sodass Gäste hinten Platz nehmen müssen.

 Noch geht es ganz gemächlich über den Weg. Maria Backs (li.) hat die Zügel in der Hand.
Noch geht es ganz gemächlich über den Weg. Maria Backs (li.) hat die Zügel in der Hand. © Ralph Bodemer

In gemütlichen Schritten laufen die Pferde los, die Hufe klappern auf dem Asphalt. Vom Hof aus geht es in Richtung der Felder. Die Kutsche wackelt ein bisschen und die Schlaglöcher in der Straße sind deutlich zu spüren, aber die Kutsche ist deutlich besser gefedert als erwartet. Der Feldweg steigt an, die Pferde müssen sich etwas mehr anstrengen. Trotzdem scheint es, als würden sie ihre Last - immerhin wiegt der Wagen 300 Kilo - mit Leichtigkeit ziehen.

Gut trainierte Pferde schaffen Strecken von bis zu 50 Kilometer am Tag. „Um an Turnieren teilnehmen zu können, müssen sie Kondition aufbauen“, erklärt Maria Backs. Dazu zählen sowohl Übungsfahrten als auch ruhigere Ausfahrten - so wie diese. Damit die Kutsche im Gelände zügig um enge Hindernisse herumfahren kann, gibt es neben Vorderrad- und Hinterradbremse noch eine Drehkraftbremse. Letztere kommt bei normalen Ausfahrten aber eher selten zum Einsatz. „Beim Bremsen kommt es immer darauf an, mit Gefühl zu bremsen, damit die Tiere einfach laufen können.“

Tiere kennen ihre Routen

Gemächlich geht es nun durch die Felder, die Pferde laufen Schrittgeschwindigkeit, das sind sieben bis acht Kilometer pro Stunde. „Die Tiere müssen sich erst ein bisschen aufwärmen“, erklärt Maria Backs, während die Kornfelder vorbei ziehen. Dann ist es soweit: „Jetzt festhalten! Wir traben!“ Mit kräftigen Tritten setzen die Pferde die Hufe auf den Feldweg, häufig verfallen sie in Gleichschritt. Der Wagen ruckelt und quietscht. Hufgetrappel und Fahrtwind rauschen an den Ohren vorbei.

© Ralph Bodemer

Sobald die Pferde langsamer werden, schütteln sie deutlich häufiger ihre Köpfe und senken sie. „Die Fliegen gehen ihnen auf die Nerven“, erklärt die Kutscherin. „Aber die dürfen mit ihren Köpfen nicht unter die Deichsel.“ Ansonsten könne das Kopfgeschirr herunterrutschen und die Kutsche könne nicht mehr gelenkt werden. Mit der Fahrpeitsche versucht Maria Backs die Fliegen zu vertreiben. Immer wieder spricht sie mit den Tieren. Aber nicht nur die Fliegen sorgen für Ablenkung: Als ein Jogger auf dem Weg erscheint, stellen die Tiere aufmerksam ihre Ohren hoch.

Die Tiere kennen die üblichen Routen sehr gut. Als Maria Backs auf dem Rückweg zum Reiterhof eine andere Route als üblich nimmt, wollen Duseur und Felix erst nicht ganz spuren. Aber mit viel Gefühl an den Zügeln und mithilfe der Fahrpeitsche – die gegen die Flanken stupst - biegen die Tiere dann doch an der gewünschten Stelle ab. Aber schon wartet die nächste Ablenkung auf den umliegenden Koppeln. Aus einiger Entfernung ist ein Wiehern zu hören. „Das passiert eigentlich fast immer“, sagt Anja Turowsky und schaut sich nach den Pferden auf den umliegenden Koppeln um. „Die anderen Pferde sehen uns vorbeifahren, stellen die Ohren auf und galoppieren auf der Koppel neben uns her.“ Gerade jüngere Pferde seien dafür anfällig und gerne etwas übermütiger.

Zwei vierbeinige Freunde

Felix und Duseur lassen sich von ihren springenden Artgenossen aber nicht mehr mitreißen, schließlich sind sie erfahrene Turnierpferde und mit 18 und 20 Jahren keine Jungspunde mehr. „Die Beiden kennen sich schon lange und sind immer zusammen“, sagt Anja Anja Turowsky und fügt lachend hinzu: „Wenn eines im Stall ist und das andere bei der Reitstunde, gibt es schon mal Gewieher.“