Herne. . Das Haustier von Familie Gögler hat eine besondere Fähigkeit: Der Diabetiker-Warnhund kann riechen, wenn Tochter Janina unterzuckert ist.

  • Familie Gögler hat ihren Pudel Flocke zwei Jahre lang zum Diabetiker-Warnhund ausbilden lassen
  • Die schwerbehinderte Tochter Janina kann nicht selbst kommunizieren, wenn sie unterzuckert ist
  • Flocke hat gelernt, die Unterzuckerung zu riechen und sie bei Elke Gögler zu melden

Ein Wohnzimmer voller Hundespielzeug und jede Menge Leckerlis in den Schubladen – die Wohnung von Familie Gögler ist voll und ganz auf Hunde ausgerichtet. Momentan leben hier zwei tierische Mitbewohner, die beiden Pudel Cimba und Flocke. Die sechsjährige Flocke zaubert Elke und Lothar Gögler nicht nur ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn sie miteinander spielen, für Tochter Janina kann sie eine Lebensretterin sein.

„Wir haben Flocke als Diabetiker-Warnhund ausbilden lassen und sind unendlich stolz, dass sie das geschafft hat“, sagt Elke Gögler. Grund dafür ist die Erkrankung ihrer 33-jährigen Tochter Janina. Sie wurde mit Trisomie 11 geboren, sitzt deshalb im Rollstuhl, kann nicht richtig sprechen und sich nur eingeschränkt bewegen.

Im Fernsehen von der Ausbildung erfahren

Durch ihre Krankheit neigt sie außerdem zur Unterzuckerung, zeigt aber nicht die typischen Symptome, wie zum Beispiel Schweißausbrüche oder Zittern. „Bevor wir Flocke hatten, mussten wir ständig den Zuckerspiegel von Janina messen und haben sie nicht aus den Augen gelassen, das war für uns eine große Belastung“, erinnert sich Elke Gögler.

Im Fernsehen haben die 57-Jährige und ihr Mann vor sechs Jahren von der Ausbildung zum Diabetiker-Warnhund erfahren. „Wir sind dafür extra zwei Jahre lang alle zwei Wochen nach Burbach gefahren“, sagt die Hundehalterin. Die Ausbildung war sehr zeitintensiv.

Zwei Jahre Training mit „Hypotuch“

Flocke musste auf den Geruch der Unterzuckerung von Janina geprägt werden. „Die Trainerin hat immer gesagt, der Geruch müsse für sie attraktiver sein als ein Steak.“ Für das Training wurde Janina, als sie unterzuckert war, mit einem Tuch abgerieben. Das hat so ihren Geruch aufgenommen. Mit diesem „Hypotuch“ wurde dann Woche für Woche geübt.

Der Diabetikerhund Flocke (li.) mit ihrer Tochter Cimba.
Der Diabetikerhund Flocke (li.) mit ihrer Tochter Cimba. © Rainer Raffalski

Neben dem Erkennen des Geruchs gab es noch eine zweite Herausforderung für Flocke: Sie musste die Unterzuckerung möglichst offensichtlich bei ihren Herrchen melden. „Eigentlich sollte sie uns richtig mobben, also zum Beispiel kratzen“, sagt die Hernerin. Doch irgendwann sei beim Training aufgefallen, dass Flocke auch zu Hause bereits gemeldet hatte – durch das auflegen des Kopfes auf dem Bein ihrer Halterin „Das war phänomenal, Flocke ist einfach das Beste, was uns passieren konnte.“

Flocke betätigt bei Unterzuckerung einen Buzzer

Auch das Zusammenspiel mit Janina klappt perfekt. „Durch ihre Behinderung hat Janina große Berührungsängste, mit Flocke fühlt sie sich aber sichtlich wohl“, sagt die 54-Jährige. Zusätzlich zum Kopfauflegen hat Flocke mittlerweile gelernt, die Unterzuckerung akustisch zu melden. Dafür steht im Flur der Wohnung ein Buzzer, den Flocke mit ihrer Pfote betätigen kann.

Wenn das Signal in der Wohnung ertönt, wissen alle direkt, was los ist. „Flocke ist ein richtiges Arbeitstier“, sagt Elke Gölger. „Selbst als Mutter hat sie ihren Job nicht vernachlässigt.“ Der Pudel ist nämlich nicht nur der Diabetiker-Warnhund der Familie, sondern hat den Göglers auch schon zweimal sieben Welpen beschert. Zum ersten Wurf 2013 gehört auch Zweithund Cimba, den die Familie behalten hat.

Ein Leben ohne ihre sechsjährige Hündin kann und will sich die Familie nicht mehr vorstellen: „Flocke ist einfach unser Seelenhund.“