Herne. Eisverkäufer Jörg Vogelsang steuert einen 33 Jahre alten Mercedes von Hanisch Eis durch die Stadt. Kinder lieben bei ihm vor allem eine Sorte.

  • Jörg Vogelsang macht im 33 Jahre alte Eiswagen in Herne und Wanne-Eickel die Runde
  • Lieblingseis der jungen Kunden heißt „Regenbogen“: einmal durch alle Fruchtsorten
  • Oldtimer der Marke Mercedes war erst jüngst in der Werkstatt - im Herner Opelmuseum

Brrring, Brrring. Da ist es wieder, dieses scheppernde Klingeln, das Kinderaugen zum Strahlen bringt – der Eismann ist da! Jörg Vogelsang drückt im 33 Jahre alten Mercedes von Hanisch Eis noch einmal auf den schwarzen Knopf und steuert den klappernden Wagen an den Straßenrand.

Der Herner hievt sich gerade noch vom Fahrersitz hoch, da studieren die ersten Kunden schon die Liste mit den Eissorten: Vanille, Haselnuss, Stracciatella, Erdbeere. Zehn Liter Eis, vier Sorten, passen in jeden der drei Bottiche. Und die sind am Abend stets leer.

Ob das Eis auch kalorienarm sei, fragt eine ältere Dame skeptisch. „Na klar, oder haben Sie schon einmal einen dicken Eisverkäufer gesehen?“, fragt Jörg, der in seinen Pausen auch gerne mal bei Fast-Food-Ketten hält. Die Dame nimmt eine Kugel Erdbeer, keine Sahne. „Das macht 70 Cent, bitte.“ Weiter geht’s.

Remaz (13) freut sich über das Eis für sich und ihre Brüder.
Remaz (13) freut sich über das Eis für sich und ihre Brüder. © Michael Korte

Die Eishörnchen rutschen während der Fahrt auf dem Boden hin und her, normalerweise lagert die rote Kiste auf dem Beifahrersitz. In den Schubladen des Mercedes stehen Sirupflaschen. Die Sahne kommt – ausnahmsweise – aus der Sprühdose.

Vater verfolgt den Eiswagen

Der gelernte Einzelhandelskaufmann kennt den Geschmack seiner Kunden. Das Lieblingseis der Kinder? Regenbogen – also „einmal durch alle Fruchtsorten“, meistens mit Streuseln. Allerdings: Die Leute haben weniger Geld“, sagt der 49-Jährige. Jeden Tag reiche es oft nicht für ein Eis für die Kinder.

Der Auspuff klappert, dabei war der Wagen doch erst letzte Woche in der Werkstatt – dem Opelmuseum. „Nur haben die dieses Mal wohl ‘ne Schraube vergessen....“, sagt Jörg, der früher einmal Telefonverträge verkauft hat. Den ganzen Sommer verbringt er am Steuer des Eiswagens, im Winter verkauft er Langos auf Weihnachtsmärkten. Frei hat der 49-Jährige nur im Januar und Februar. Dann macht er Urlaub, am liebsten in der Sonne.

Routiniert drückt Jörg die Kugeln in die Plastikbecher.
Routiniert drückt Jörg die Kugeln in die Plastikbecher. © Michael Korte

Jörg schaut in den Rückspiegel. Dieser schwarze BMW folgt ihm jetzt schon eine ganze Weile. Der Eismann fährt rechts ‘ran. „Den lass’ ich mal schnell vorbei.“ Doch das will der junge Vater in dem Wagen gar nicht. Der möchte Eis. Vanille, Schokolade für Tochter und Freundin. „Das nächste Mal am besten Steine werfen“, sagt Eisverkäufer Jörg. Ein Scherz, natürlich. Der Eiswagen biegt in den Schlosspark ein. Brrring, brrring! Vorsichtig knattert er über die Wege, hält am Spielplatz an. Die 13-jährige Remaz kommt von ihrer Picknickdecke angelaufen, sie holt Eis für sich und die drei kleinen Brüder. Routiniert drückt Jörg Erdbeere und Schokolade in Plastikbecher. Dafür gibt’s ein strahlendes Lächeln. Jörg freut sich. „Das ist immer die schönste Belohnung!“