Heinrich Lührig wandelt seit 40 Jahren auf den Spuren der Geschichte Hernes und Wanne-Eickels. Der 67-Jährige besitzt 4500 historische Aufnahmen.
- Heinrich Lührig trägt Literatur und Fotos aus der Herner Geschichte zusammen
- In Arbeitszimmer und Keller seines Hauses in Eickel lagert umfangreiches Archiv
- Website ermöglicht Interessierten Einblicke in die Forschungsergebnisse des Rentners
Altes und ganz Altes aus Herne, das trägt Heimatforscher Heinrich Lührig zusammen. In seinem Arbeitszimmer finden sich aber auch Zeugen jüngerer Geschichte wieder: Plakate der Hülsmann-Brauerei zieren die Wände, und in den Regalen reihen sich leere Flaschen der legendären Brauerei. Der 67-Jährige sammelt aber auch echte Legenden und Sagen und hat sie in einem Buch zusammengetragen, von dem es – leider – nur ein einziges Exemplar gibt.
Nur die wenigsten Heimatfreunde dürften Sagen und Legenden wie „Die Magd mit dem zweiten Gesicht, „Der Grenzrücker von Eickel", „Die Prame und die drei Wildrosen“ oder „Die Rettung des Jobst von Strünkede“ kennen. Letztere handelt beispielsweise von der Fehde der Herren von Strünkede mit den Bürgern von Recklinghausen. Einmal gelang es den Recklinghäusern, die Strünkeder zu überrumpeln und deren Burg zu umzingeln. Sie hatten die Vorburg eingenommen und warteten, bis die Bewohner der Burg ausgehungert waren.
Zuerst spotteten Ritter und Burgmann, dass die Städter dieses Ziel nicht erreichen würden. Aber nach Wochen mussten sie aufgeben. Das Burgtor öffnete sich, und eine alte Frau kam heraus. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Frau bat, dass man sie ziehen lassen sollte, nur mit dem Liebsten, das sie habe. Die Recklinghäuser wollten ihr die Bitte nicht versagen.
Kurz darauf öffnete sich wieder das Burgtor. Die alte Frau kam heraus. Auf dem Rücken trug sie ihren Sohn Jobst von Strünkede. Die Bürger mussten sie ziehen lassen, wenn sie ihr Wort nicht brechen wollten. Beschämt gestanden sie sich ein, dass sie überrumpelt worden waren. „Eine Frau hatte die Männer besiegt“, schreibt Lührig, der auch eine Internetseite mit seinen Forschungen betreibt.
Seit über 40 Jahren widmet sich der Rentner der Heimatkunde. Geboren in Wattenscheid-Süd, kam er im Alter von acht Jahren nach Eickel. „Ich habe zuerst Notgeld und alte Postkarten gesammelt und gelangte darüber zur Heimatkunde“, berichtet der ehemalige Opelaner, der dort in der Verkaufsabteilung arbeitete. Auf Märkten, die sich speziell auf historische Postkarten konzentrierten, wurde er fündig bei der Suche nach alten Bildern aus Herne, die er dann lokalisierte und historisch einordnete. „Dann fing ich an, Bücher über Herne und Wanne-Eickel zu sammeln, damit ich nicht immer ins Stadtarchiv wetzen musste.“ Jetzt hat Lührig sein eigens Archiv.
„Ich habe allein über 4500 historische Aufnahmen zusammen bekommen, viele davon stammen von Bürgern, die sie mir schenkten." erzählt Lührig. So ist er auch im Besitz aller Plakate der Cranger Kirmes.
Die Sagen und Legenden aus Herne und Umgebung hat er abgetippt, mit Kommentaren zum geschichtlichen Hintergrund und zum Realitätsgehalt versehen und in seinem Buch platziert. Vielleicht gibt es sie ja irgendwann einmal für alle Interessierten zu lesen – und sei es auf der Website des Heimatforschers.