Vor drei Jahren holte Tanja Becker die Kurzhaarkatze aus dem Tierheim. Und meistens läuft es gut mit Kitty. Nur Männer mag die Katze nicht.
- Vor dreeinhalb Jahren holten Tanja Becker (39) und ihre Tochter die europäische Kurzhaarkatze aus dem Tierheim
- Kitty ist neun Jahre alt und kann auch widerspenstig sein - besonders gegenüber Männern
- Trotzdem möchte ihre Besitzerin nicht auf das Haustier verzichten, das sie sogar ausschlafen lässt
Vierte Etage eines Wohnblocks in Herne-Mitte: Im hellen, modern eingerichteten Wohnzimmer stehen zwei Kratzbäume. Bälle und andere Spielzeuge liegen auf dem Boden verteilt. „Das ist eher dekorativ“, sagt Tanja Becker, die hier mit ihrer Katze Kitty lebt. Kitty, eine europäische Kurzhaarkatze, ist ein bisschen speziell, spielt nicht gern, dreht gelegentlich durch. Beim Besuch der WAZ lässt sie sich nur kurz blicken. Hinter der Couch versteckt, wartet sie, dass die Gäste wieder verschwinden – vor allem der Fotograf. Becker findet deutliche Worte: „Sie hasst Männer.“
Warum das so ist, weiß die Besitzerin nicht. Vor dreieinhalb Jahren haben Tanja Becker und ihre Tochter die heute neunjährige Katze aus dem Tierheim bei sich aufgenommen. „Damals haben wir uns einen Kameraden im Haus gewünscht“, sagt die 39-Jährige, deren Tochter mittlerweile studiert und in eine eigene Wohnung gezogen ist. „Meine Tochter wollte eine Tinker Bell. Irgendwann hat sich aber Kitty eingebürgert – wenn man nach Hause kommt, ruft man dann ‚Hello Kitty‘“, lacht sie.
Dass es eine Katze aus dem Tierheim sein sollte, war für Tanja Becker von Anfang an klar: „Die Tierheime sind voll. Und eine Katze schien praktisch, weil man sie in der Wohnung halten kann.“ Da sie berufstätig ist, sei das aus Zeitgründen eine Voraussetzung gewesen. „Kitty war dort in Einzelhaft, weil sie sich nicht mit anderen Katzen versteht. Deshalb ist sie jetzt auch hier das einzige Haustier.“ Und was weiß man über den vorherigen Besitzer? „Schlechte Wohnungshaltung, mehr nicht. Wahrscheinlich hat sie dort auch negative Erfahrungen mit Männern gemacht“, sagt die Besitzerin, die vor 18 Jahren aus dem Hochsauerland nach Herne gezogen ist.
Im Internet informiert
Etwa alle zwei Wochen greife das Tier aber auch sein Frauchen selbst an. Oft sind es nur Kratzer, die schwerste Verletzung erlitt Tanja Becker vor einiger Zeit am Bein, als die Katze sich darin festbiss. „Ich finde dafür keine Erklärung, sie ist sehr widerspenstig. Das nehme ich einfach so hin. Die schönen Momente überwiegen ja“, meint die Erzieherin. Sie wolle Kitty nicht mehr loslassen, immerhin wisse sie mit ihrer Art umzugehen. Zur Vorbereitung auf ein Haustier, noch dazu eines mit Vorgeschichte, habe sie sich im Internet eingelesen – und dabei viel über Katzensprache gelernt. „Tiere verstehen uns nicht einfach so, und wir verstehen sie auch nicht immer richtig. Deswegen müssen wir ihre Sprache lernen“, sagt sie. Beispiel: Ein Lecken, gefolgt von einem kurzen Biss – das bedeute Liebe. Wenn sich Kitty an Tanja Beckers Bein reibt, sei das hingegen kein Zeichen von Zuneigung, sondern von Hunger. „Das sind Details, die das Zusammenleben deutlich leichter machen, wenn man sie weiß.“
Schuhkarton mit Leckerli
Und trotz ihres Eigensinns gesellt sich Kitty am Ende des Tages zu ihrer Besitzerin und lässt sich sogar herab, eins der Spielzeuge zu benutzen: die „Kiste“, einen einfachen Schuhkarton mit Löchern und einem Leckerli gefüllt. Becker resümiert: „Sie ist eine tolle Katze, die mich nach der Arbeit zu Hause begrüßt. Sie schnarcht nachts friedlich neben mir und lässt mich morgens ausschlafen.”