Herne. Patricia und Melanie Sicking führen das Hotel in vierter Generation. Mutter und Tochter haben alles im Art Nouveau-Stil eingerichtet.
Das Hotel Sicking liegt zentral in der Herner Fußgängerzone und blickt auf eine lange Tradition zurück. Von ehemals 38 Betten sind heute noch zwölf übrig – dafür sind die Zimmer größer geworden. Auffällig ist ihre Einrichtung im Art Nouveau-Stil. Mit Patricia Sicking und Tochter Melanie führt bereits die vierte Generation den Familienbetrieb. Beide haben nicht nur den Wandel ihres Hotels miterlebt, sondern auch die ein oder andere kuriose Geschichte.
Das Haus wurde 1890 erbaut und ist 1928 von den Großeltern zunächst als Café eröffnet worden. „Später wurde das Café um das Hotel ergänzt“, erklärt Patricia Sicking, die 1955 geboren wurde und praktisch in der Backstube aufwuchs. Später vermietete die Familie den vorderen Teil – dort befindet sich heute die Targo Bank – und verlegte den Hotelbetrieb weiter in die hinteren, ruhigeren Bereiche.
Seit den 1960ern habe es immer wieder Umbauten und Erweiterungen gegeben. „Schweren Herzens müssen wir den Cafébetrieb ab sofort einstellen“, sagt Patricia Sicking. Frühstück für Nicht-Hotelgäste gebe es auf Anfrage. „Familienfeiern richten wir aber weiter aus.“
Internationale Gäste
Die Idee für die Einrichtung der Zimmer sei dem Wunsch geschuldet, die schönen alten Häuser der Innenstadt zu würdigen. „Unsere Möbel sind alle aus dem Jahr 1912“, sagt Melanie Sicking. Die 27-Jährige ist ebenso wie ihre Mutter mit und im Hotel groß geworden.
Der Art-Nouveau oder Schönbrunner-Stil komme bei den Gästen gut an. „Wir hatten kürzlich einen Gast aus Wien, der sagte, er fühle sich wie zu Hause.“ Damit alles authentisch ist, stecken Mutter und Tochter viel Arbeit und Liebe in Details. „Damit wir die alten Bettrahmen nutzen konnten, mussten wir zum Teil die Lattenroste selber anpassen.“
Monteure und Radtouristen
Die Gäste im Hotel Sicking stammen aus allen Bereichen. Waren es früher die typischen Handelsvertreter, sind es heute die IT-ler. „Es gibt viele, die in Herne Fortbildungen machen im St. Anna, der Akademie, bei Schwing oder Vulkan“, weiß Patricia Sicking.
Aber auch Monteure übernachten im Traditionshaus. An den Wochenenden kommen viele, die ihre Familie besuchen oder Radtouristen. Eine Übernachtung im Hotel sei auch ein beliebtes Hochzeitsgeschenk. Im vergangenen Jahr habe ein Gast das ganze Hotel gemietet, um dort mit seiner Familie gemütlich Weihnachten zu feiern.
Gast aus Kanada kommt jedes Jahr
Die Gäste kommen aber nicht nur aus Deutschland. Die „Maschine mit vier Händen“, wie sich Mutter und Tochter gerne bezeichnen, hatte schon Gäste aus Afrika oder den Arabischen Emiraten. „Jedes Jahr kommt eine Dame aus Kanada zu uns“, sagt Melanie Sicking und lächelt. „Sie ist gebürtige Hernerin und mittlerweile 90 Jahre.“
Ungewöhnliche Geschichten kommen Mutter und Tochter immer wieder unter – so wie der große Firmenboss, der mit einem alten Aston Martin anrückte, den man durch die ganze Stadt rattern hörte. Oder die Familie aus Afrika, die eine seltsame Zimmeraufteilung hatte: Vater und Sohn schliefen in einem Zimmer, Mutter und Leibwächter in einem anderen. „Hier wird es nie langweilig.“